Bad Oldesloe. Der Verwaltungschef sagte im Kreistag: „Man soll aufhören, wenn es gut läuft.“ Und sorgte damit auch für großes Bedauern.
Klaus Plöger hat es lange spannend gemacht: Kandidiert er ein weiteres, ein viertes Mal für das Amt des Stormarner Landrats? Oder hat er genug, überlässt er die Kreisverwaltung einem Nachfolger beziehungsweise einer Nachfolgerin? Seit Freitagnachmittag, 16.15 Uhr, ist diese Frage beantwortet: Plögers dritte wird auch seine letzte Amtszeit sein, Ende April kommenden Jahres soll nach dann 18 Jahren an der Spitze der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe Schluss sein.
„Viele haben in den vergangenen Wochen gesagt, ich solle weitermachen“: Plögers Worte am Freitagnachmittag vor den Abgeordneten des Kreistags. Und weiter: „Aber man soll aufhören, wenn es gut läuft. Nicht erst dann, wenn alle einen loswerden wollen.“ Kurz vor der Sitzung hatte der 66 Jahre alte Barsbütteler in seinem Arbeitszimmer die Spitzen der Kreistagsfraktionen empfangen und vorab über seine Entscheidung informiert
Im September soll mit der Suche nach einer Nachfolge begonnen werden
Unisono attestieren die Fraktionschefs Plöger eine gute Arbeit. Joachim Wagner (CDU): „Ich kann die Entscheidung aber verstehen.“ Stefan Kehl (Grüne) sagt: „Klaus Plöger ist einer, der die Leute zusammenführt. Ich bedauere, dass er aufhört“. Er hinterlasse große, aber auch bequeme Schuhe für einen Nachfolger, sagt Heinrich Dierking (Forum 21).
Voraussichtlich im September wird die Suche nach einem Nachfolger beginnen. Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU): Die Stelle wird dann neu ausgeschrieben. Vielleicht schaffen wir es , noch im Dezember zu wählen.“
Klaus Plöger wurde im März 1998 von den Stormarnern direkt gewählt. Er wird bis auf Weiteres auch der einzige vom Volk gewählte Chef der Kreisverwaltung bleiben. Die Direktwahl der Landräte ist inzwischen abgeschafft worden, sie werden wieder vom Kreistag bestimmt.
Klaus Plöger müsste auch mit seinen dann 67 Jahren 2016 nicht aufhören. In diesem Jahr hat der Landtag in Kiel die in der Gemeindeordnung verankerte Altersgrenze für Bürgermeister und Landräte aufgehoben. Plöger hätte sich zur Wiederwahl stellen können. Eine große Mehrheit im Kreistag wäre ihm wohl sicher gewesen.
Vor seiner Karriere an der Spitze der Stormarner Kreisverwaltung hat Plöger als Lehrer unterrichtet, Mathematik und Politik, zuletzt an einer Gesamtschule in Hamburg-Winterhude. „Ich kann zwischenmenschliche Prozesse gut analysieren. Verarschen konnten mich meine Schüler nie“, sagt Plöger über diese Zeit. Ohnehin sagt er oft Sätze, die andere Menschen als schnodderig empfinden könnten. Die meisten Stormarner haben sich allerdings daran gewöhnt und schmunzeln, wenn Plöger etwa sagt: „Die Bratwurst ist lecker und kostet nichts. Das FAG (Finanzausgleichsgesetz, Anm. d. Red.) ist in Oststeinbek offenbar noch nicht angekommen.“ Das ist 2014 gewesen, beim Fest zum 125-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr.
Bürgermeister schätzen die vertrauensvolle Zusammenarbeit
So etwas klingt lustig, aber es steckt viel Ernst hinter solchen Bemerkungen. Denn die Finanzen und damit auch das aus Stormarner Sicht nachteilige neue Finanzausgleichsgesetz sind Plöger wichtig. Als unumstritten gilt, dass der Barsbütteler großen Anteil daran trägt, dass Stormarn 2016 schuldenfrei sein wird. 2008 noch hatte der Kreis mit der enormen Wirtschaftskraft fast 50 Millionen Euro Schulden.
Genauso gern wie solide Finanzen mag Plöger den Konsens. Das sogenannte Stormarner Modell passt da gut: Es ist Tradition, dass sich die Kreispolitiker vor der Abstimmung über den Haushalt so lange außerparlamentarisch beraten und nach Kompromissen suchen, dass die Abstimmung am Ende von allen getragen werden kann.
Henning Görtz, Bürgermeister der Stadt Bargteheide, sagt: „Mit Klaus Plöger kann man immer offen und vertrauensvoll sprechen, auch wenn man mal anderer Meinung ist.“ Das meint auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug: „Der Austausch ist gut und vertauensvoll.“ Dass Plöger „unstrittig ein guter und erfolgreicher Landrat ist“, wie Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén sagt, finden Zug und Görtz auch.
Der Erfolg mag auch daraus resultieren, dass Plöger seine Aufgabe auch nach 17 Jahren richtig gut findet. Dem Abendblatt hat er gesagt: „Ich habe den besten Job Schleswig-Holsteins.“
Zum Kommentar von Abendblatt-Mitarbeiter Alexander Sulanke gelangen sie hier.