Trittau. Ein neues Gesetz erschwert Verbrauchern die Rückgabe ihrer defekten Altgeräte. Die Abfallwirtschaft kritisiert die Neuregelung.

Ausgediente Toaster oder defekte Laptops wegzuschmeißen war für die Stormarner seit Ende des Jahres 2013 einfacher denn je. Sie konnten ihren Elektroschrott in kreisweit 17 speziell dafür aufgestellten Containern entsorgen. Elf weitere standen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Das ist nun vorbei.

Am Dienstagmorgen hat die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) den ersten Depotcontainer für alte Elektrokleingeräte – er stand in Trittau am Schützenplatz – wieder eingesammelt. Die restlichen Container folgen in den kommenden Tagen. Bis spätestens Ende des Monats werden schließlich alle Container abgezogen sein.

Bis 2019 soll die Sammelquote auf 65 Prozent steigen

„Grund dafür ist eine neue Gefahrgutverordnung, die den Transport von Elektroaltgeräten mit Lithium-Batterien so, wie er bisher abläuft, verbietet“, sagt Dennis Kissel, Geschäftsführer der AWSH. Bisher wurde der Inhalt der Container lose in einen entsprechenden Abfallwagen geschüttet und zur Verwertung auf den Recyclinghof gefahren. „Die neue Verordnung soll verhindern, dass beschädigte Akkus Brände während des Transports auslösen. Obwohl das bisher bei der Abholung der alten Elektrogeräte noch nie passiert ist“, sagt Kissel.

Er kritisiert das neue Gesetz, weil dem Abfallentsorgungsträger die Möglichkeit genommen werde, das Sammelsystem weiter auszubauen. „Gleichzeitig wird uns das neue Elektrogesetz, das ab Herbst dieses Jahres in Kraft treten soll, verpflichten, noch größere Mengen an Elektroschrott zu sammeln. Wir suchen nun nach neuen Wegen.“

Bis 2016 sollen nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit so viele Elektrogeräte recycelt werden, dass es 45 Prozent der in drei Jahren zuvor verkauften Ware entspricht; bis 2019 soll die Sammelquote auf 65 Prozent steigen.

Im Jahr 2014 wurden 192 Tonnen Elektro-Kleingeräte eingesammelt

„Wir wissen jetzt schon, dass wir diese Mengen nicht schaffen, wenn es kein mit dem bisherigen vergleichbares Sammelsystem gibt“, sagt Jochen Stepp, take-e-way-Geschäftsführer. Der Verband zur Rücknahme und Verwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten kooperierte bei der Kleingerätesammlung bisher mit der AWSH. „Ziel war es eigentlich, das Sammelsystem weiter auszubauen, weil es sehr gut von den Verbrauchern angenommen wurde“, sagt AWSH-Geschäftsführer Kissel. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 192 Tonnen Elektrokleingeräte in den Containern gesammelt und recycelt. „Das sind rund zehn Prozent des gesamten Elektroschrotts.“

hebt einen Elektroschrott-Container von dessen Standort am Schützenplatz in Trittau auf einen Lastwagen. 28 Container werden auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen
hebt einen Elektroschrott-Container von dessen Standort am Schützenplatz in Trittau auf einen Lastwagen. 28 Container werden auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen © Ewelina Berger | Ewelina Berger

Olaf Stötefalke, Sprecher der AWSH, gibt außerdem zu bedenken: „Die Menschen haben sich daran gewöhnt, ihren Elektroschrott bequem in ihrer Nähe entsorgen zu können. Die wenigsten von ihnen werden nun damit zu den Recyclinghöfen fahren, wozu sie aber eigentlich verpflichtet sind.“ Die AWSH rechnet damit, dass Elektroaltgeräte nun wieder vermehrt im Hausmüll landen werden. Stötefalke: „Das steht dem Ziel des Gesetzes entgegen.“

Künftig werden die Stormarner nicht nur ihre alten Elektrokleingeräte wieder zum Recyclinghof fahren müssen. „Sie müssen vorhandene Batterien auch selbst vor Ort ausbauen, sofern es technisch machbar ist“, erklärt Martina Hammann, Leiterin des Bereichs Abfallwirtschaft bei der AWSH. Die Mitarbeiter des Recyclinghofes dürfen das ihren Angaben nach nämlich nicht. „Die Einzelteile werden dann sortiert und entsprechend verwertet. Geräte mit umschlossenen Batterien müssen dann einzeln verpackt in speziell dafür zertifizierte Container gelegt werden, die dann im Ganzen zur Verwertungsanlage abtransportiert werden.“

Für Online-Händler gilt eine Rücknahmepflicht

Verbraucher sollen laut dem Gesetz, das eine neue EU-Richtlinie umsetzt, aber auch eine zusätzliche Möglichkeit bekommen, ihren Elektroschrott loszuwerden. Große Händler sollen nämlich in die Pflicht genommen werden. Das bedeutet, dass Fachgeschäfte mit mehr als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche künftig Elektro- und Elektronikaltgeräte beim Neukauf eines gleichwertigen Gerätes kostenfrei zurückzunehmen müssen. Kleine Altgeräte, die nicht länger als 25 Zentimeter sind, müssen überdies unabhängig von einem Neukauf von den großen Händlern zurückgenommen werden. Für Online-Händler gilt ebenso eine Rücknahmepflicht.

Jochen Stepp glaubt nicht, dass das Gesetz eine Besserung bringt. „Was machen die Händler mit dem Elektromüll, wenn sie ihn zurücknehmen? Die Gefahr ist groß, dass private Entsorgungsunternehmen den Schrott billig kaufen und zum Beispiel illegal nach Afrika exportieren.“ Genau das soll eigentlich laut Ministerium durch das Gesetz verhindert werden. Stepp: „Doch die Händler sind nicht dazu verpflichtet, mit den Recyclinganlagen zusammenzuarbeiten. Das ist paradox.“