Glinde . Die Bürgerinitiative „Lärmschutz K 80“ besorgt ein Angebot, das eine Million Euro günstiger ist als das der Verwaltung.

Es wird nicht ruhig in der Debatte um die Lärmschutzwand an der Kreisstraße 80 in Glinde. Die Bürgerinitiative „Lärmschutz K 80“ hat sich jetzt ein um etwa eine Million Euro günstigeres Angebot eingeholt als das, was die Verwaltung den Bauausschussmitgliedern im April vorlegte.

Die wirtschaftlichste Variante sollte mehr als 1,5 Millionen Euro kosten. Die Stadt übernimmt davon aber nur zehn Prozent. Jeder der 31 Anwohner hätte im Schnitt 45.000 Euro zahlen müssen. Dafür, dass sie in ihrem Garten ohne den Verkehrslärm der Kreisstraße sitzen können. Dagmar Coordts, Sprecherin der Bürgerinitiative, war dazu nicht bereit. „Die Stadt sollte weitere Angebote einholen“, sagt sie. „Aber weil wir nach mehr als einem Monat noch nichts gehört hatten, bin ich selbst aktiv geworden.“ Coordts informierte sich im Internet, forschte, wo in Glinde es bereits Lärmschutzwände gebe und welche Firma sie errichtet habe.

Gernervt von der Untätigkeit der Verwaltung

Sie wurde fündig: „Die Firma K-Nord hat eine Kostenschätzung von 535.000 Euro abgegeben.“ Die begrünten Lärmschutzwände am Baugebiet Olande/Möllner waren von K-Nord gebaut worden. Warum das Angebot der Stadt fast dreimal so teuer ist, ist Coordts ein Rätsel. Das Angebot, das ihr vorliege, umfasse sämtliche Leistungen wie Gründung, Lieferung, Montage, Füllmaterial, Verfüllen, Bepflanzung, Planung und Statik. Allerdings kennt Coordts nicht die genauen Maße einer neuen Wand. Ihr Angebot bezieht sich auf eine Fläche von 2500 Quadratmetern. Die neue Wand wäre gut zwei Meter hoch. Zurzeit soll an Coordts Grundstück ein knapp ein Meter hohes Holzgeflecht mit einer Asbestplatte als Kern vor dem Verkehrlärm schützen.

Was Coordts aber fast mehr nerve als der Verkehrslärm sei die Untätigkeit der Verwaltung. Sie sagt: „Wir fühlen uns nicht fair behandelt. Es ist kein Umgang vonseiten der Stadt.“ Auf schriftliche Fragen habe die Stadt nicht reagiert. So habe Coordts beispielsweise wissen wollen, wie sich die Kosten zusammensetzten oder ob die alten Asbestwände gesundheitsschädlich seien. „Wir hören nichts dazu“, sagt Coordts verärgert. „Die Fragen schmoren in der Verwaltung.“

Damaliger Bebauungsplan sah einen fünf Meter hohen Lärmschutzwall vor

Ein weiterer offener Streitpunkt ist, wer die Kosten für den Bau trägt. Der marode Holz-Lärmschutz gehört der Stadt, wurde aber vom Kreis Stormarn mitfinanziert. Dem Kreis gehört das Grundstück, auf dem der Zaun steht. Im Grundstückskaufvertrag steht laut Coordts, dass sie eine bestimmte Fläche an den Kreis für eine Lärmschutzwand verkaufen müsse. Coordts: „Deshalb soll es eine vernünftige Wand sein, eine, die Lärmschutz bietet.“ Der damalige Bebauungsplan sah einen fünf Meter hohen Lärmschutzwall vor.

Aber Kreis und Stadt einigten sich privatrechtlich auf den Bau der dünnen Holzwand mit der Asbest-Dämmplatte. Glinde sollte für die Instandhaltung der Wand zuständig sein. Deshalb werden Coordts und ihre Mitstreiter der Bürgerinitiative weiter dafür kämpfen, dass die Stadt die gesamten Kosten trägt. „Wir werden alles daran setzen, dass wir keine Selbstbeteiligung haben“, sagt die 64-Jährige, die seit 1976 an der Stübenkoppel lebt.

Weiteres Angebot von einem Hamburger Fachbüro

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug sagt: „Es ist unstrittig, dass eine neue Wand mit höherer Höhe gebaut werden muss, um den Lärmschutz zu gewährleisten.“ Allerdings ist die Stadt nicht dazu verpflichtet, für besseren Lärmschutz zu sorgen: Ein Gutachter hatte festgestellt, dass der Bebauungsplan ungültig sei (wir berichteten). Warum die beiden Angebotspreise so weit auseinanderklaffen, erklärt sich Zug so: „Der Abbau und Abtransport der alten Wand und die Verkehrsführung auf der K 80 wurden bestimmt nicht berücksichtigt.“

Die Verwaltung habe ihr Angebot von einem „renommierten Hamburger Fachbüro“. Dieses habe auf Grundlage der genauen Daten wie Länge und Untergrundbeschaffenheit die wirtschaftlichste Variante vorgestellt. Dies seien laut Rainhard Zug die „Standard-Alu-Profile“ wie man sie an Autobahnen sehe. „In erster Linie soll eine Lärmschutzwand ihre Funktion erfüllen“, sagt der Verwaltungschef. Er bezweifle, dass die Angebote vergleichbar seien, würde das aber gern prüfen. Am Montag trifft sich die Bürgerinitiative mit den Mitgliedern des Bauausschusses. Dort will Coordts den Politikern das Angebot vorstellen.