Elmenhorst. In Elmenhorst hat sich ein Arbeitskreis gegen Fluglärm gegründet – und kämpft gegen die Erfolge einer anderen Initiative.

Seit drei Jahren kämpft die Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) für weniger Flugverkehr und längere Landeanflüge. Seit Kurzem muss sie sich deswegen aber nicht nur mit dem Flughafen Hamburg auseinandersetzen, sondern auch mit der Bürgerinitiative Fluglärmgeplagte Gemeinde Elmenhorst (FGE).

Deren Mitglieder, darunter Susanne Mollner und Barbara Gosch, betreiben eine Facebook-Seite im Internet, auf der sie schreiben: „Wir sind eine Gemeinschaft von Bürgern der Gemeinde Elmenhorst im Kreis Stormarn. Wir wollen gemeinsam mit den Mitbürger/innen dem stetig zunehmenden Fluglärm Einhalt gebieten.“

Dabei hat die Gemeinde nicht nur mit zunehmendem Flugverkehr zu kämpfen, sondern offenbar auch mit den Auswirkungen der Arbeit der Bürgerinitiative BAW. Deren Sprecher Martin Mosel sagt: „Die Bürgerinitiative in Elmenhorst wirft uns vor, wir hätten durch die Durchsetzung unserer Forderung dafür gesorgt, dass die Elmenhorster jetzt mehr Fluglärm haben.“ Der BAW die Schuld an der Situation zu geben, sei jedoch eindeutig zu kurz gedacht, so Mosel.

Der 50 Jahre alte Steuerberater aus dem Hamburger Ortsteil Lemsahl erklärt: „Wir haben mit unserer Bürgerinitiative erreicht, dass der Punkt, an dem das Flugzeug zum Geradeaus-Flug ansetzt, früher beginnt.“ Demnach hat der Einschwenkbereich des Flugzeugs jetzt zwischen sieben und zwölf nautische Meilen vor dem Ziel zu sein – anstatt nur vier nautische Meilen. Eine nautische Meile entspricht dabei 1.85 Kilometer. Denn wenn ein Flugzeug geradeaus fliege, mache es am wenigsten Lärm, so Mosel. Problematisch sei vor allem das Kurven fliegen – also der Moment vor dem Geradeaus- bzw. Landeanflug.

Martin Mosel, Sprecher BAW Bürgerinitiative für Lärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein
Martin Mosel, Sprecher BAW Bürgerinitiative für Lärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein © privat

Die Lärmbelastung für Elmenhorst muss man in Relation betrachten

Laut BAW-Sprecher Mosel gehen die Flugzeuge vor allem auf Höhe der Gemeinde Jersbek in den Landanflug. Das bedeutet: Die Kurve wird über oder neben Elmenhorst geflogen. „Das ist natürlich eine Belastung für 2500 Elmenhorster, aber gleichzeitig auch eine Entlastung für etwa 100.000 Bürger aus den Walddörfern, Bargteheide und Ahrensburg“, sagt Mosel. Diese Zahl müsse man auch in Relation sehen. „Dass sich jetzt der Arbeitskreis in Elmenhorst gegen eine Bürgerinitiative stellt, die ebenfalls gegen Fluglärm kämpft, das gehört sich einfach nicht.“ Laut Mosel fordert der Arbeitskreis aus Elmenhorst, dass die Regelung wieder rückgängig gemacht wird, und der Beginn des Landeanflugs später einsetzt.

Zwar räumt Mosel ein, dass die Landebahn 23 über den Nordosten Hamburgs vermehrt angeflogen wird und dadurch die Belastung für Elmenhorst zugenommen habe. Dies habe aber nunmal mit dem erhöhten Flugaufkommen und den Windverhältnissen zu tun – und nicht mit einer Veränderung der Flugroute. „Das jedoch wird uns von der FGE vorgeworfen“, so Mosel. Die Gründe dafür, dass diese Landebahn so oft genutzt werde, seien wirtschaftlicher Natur. Rückenwind führt dazu, dass die Maschinen Treibstoff sparen – und keine Zeit verlieren.

BAW-Sprecher Mosel hofft nun auf gemeinsame Gespräche mit der FGE. Bisher hätten deren Mitglieder jede Kontaktaufnahme abgelehnt. „Wir haben doch gemeinsame Ziele“, betont Mosel. Sein Vorschlag: Die Entfernung für den Beginn des Landeanflugs auf mindestens zwölf nautische Meilen auszudehnen. Wenn dann das Flugzeug ideal eingeschwenkt würde, dann würden die Orte Bargteheide und Elmenhorst nicht belastet werden, so Mosel. „Dann würde der Einschwenkpunkt hinter Elmenhorst sein, über Wiesen und Feldern – und vom Lärm wären maximal Schafe und Kühe belastet.“

Die BAW möchte eine klare Anweisung für die Piloten durchsetzen

Derzeit können die Piloten selbst entscheiden, wo sie innerhalb der sieben bis zwölf nautischen Meilen eine Kurve fliegen. Ziel der BAW ist es daher, eine klare Regelung für Piloten festzusetzen, die verbindlich in das Luftfahrthandbuch eingetragen wird. „Das ist sozusagen die Bibel der Piloten“, sagt Mosel.

Gleichzeitig wünscht sich Mosel, dass sich die Elmenhorster Initiative FGE ebenfalls gegen das immer höher werdende Flugaufkommen einsetzt. Denn nur das sei doch die Ursache des Problems. „Allein von 2013 auf 2014 ist es um mehr als sieben Prozent gestiegen. Zum 30. April sogar um 8,7 Prozent“, sagt der Hamburger Steuerberater. Außerdem fordert die BAW eine „solidarische Verteilung des Flugbetriebs auf allen Landebahnen – anstatt der hauptsächlichen Nutzung der Landebahn 23“. „Es ist kontraproduktiv, die Konfrontation mit der BAW zu suchen“, appelliert Mosel an die Mitglieder der Elmenhorster FGE. Man müsse gemeinsame Kräfte bündeln.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative Fluglärmgeplagte Gemeinde Elmenhorst konnten unsere Fragen bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beantworten.

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