Bargteheide . Die Schüler der Emil-Nolde-Grundschule in Bargteheide bekommen schon ab der ersten Klasse beigebracht, mit Computern und dem Internet umzugehen.

Routiniert greifen die Schüler der Emil-Nolde-Grundschule in Bargteheide unter ihre Tische. Die Drittklässler befinden sich gerade in einem der Computerräume der Schule und schalten die Rechner an – beziehungsweise „fahren sie hoch“. 26 internetfähige Geräte stehen hier, an jedem sitzt ein Kind, acht oder neun Jahre alt und schon EDV-Profi. Vorn steht Klaas Bröcker, Mathelehrer, Lehrer 3.0: Er gibt seinen Schülern einmal pro Woche Medienunterricht.

Und das zahlt sich aus. Die Grundschule hat sich als eine von zwölf Schulen in Schleswig-Holstein beim Wettbewerb „Lernen mit digitalen Medien“ durchgesetzt. Bei der Preisverleihung in Kiel sagte Schulministerin Britta Ernst (SPD): „Die digitale Zukunft hat längst begonnen. Digitales Lernen fängt schon in der Grundschule an.“

Diesem Motto ist die Emil-Nolde-Schule schon lange treu. „Seit fünf Jahren unterrichten wir Medienerziehung“, sagt Bröcker. Medienerziehung – das bedeutet zu lernen, mit dem Internet umzugehen, Suchmaschinen zu nutzen, mit Programmen wie Word oder Paint zu arbeiten. All das lernen Schüler der Emil-Nolde-Schule ab der ersten Klasse, also im Alter von circa sechs Jahren. Am Ende der vierten Klasse erhalten die Schüler dann den Emil-Nolde-Schule-Medienpass. „Natürlich klingt das erst mal besonders“, sagt Schulleiterin Gisela Blankenburg. „Die ganze Mediensache ist aber nur eine wohl dosierte Ergänzung zum normalem Unterricht.“

Schüler nutzen nur Kindersuchmaschinen und sichere Internetseiten

Im Computerraum sind inzwischen alle Rechner hochgefahren. Bröcker stellt seinen Schülern eine kleine Aufgabe: „Heute sollt ihr euch über die Suchmaschine zwei Fotos von Tieren raussuchen.“ Der Lehrer macht alles Schritt für Schritt am Computer vor. Ein Beamer projiziert alles auf eine große Leinwand. „Ihr speichert die Bilder, öffnet sie mit Paint und vertauscht dann die Köpfe der Tiere“, sagt Bröcker. Die Kinder lachen, einer der Jungen ruft laut: „Das habe ich zu Hause auch schon mal gemacht.“

Das Internet kann nicht nur für Kinder verstörend sein. Schon ein paar falsche Klicks können Inhalte aufrufen, von denen sich der Betrachter hinterher wünscht, sie nicht gesehen zu haben. „Deswegen nutzen die Schüler selbstverständlich nur sichere Seiten“, sagt Bröcker. „Sie haben nur auf Kindersuchmaschinen Zugriff.“

Eine Medienstunde in der Woche

Jede Klasse erhalte eine Medienstunde in der Woche. „Ansonsten ist hier ganz normaler Unterricht“, sagt Bröcker. Wobei auch in den herkömmlichen Fächern wie Mathe und Deutsch auf moderne Mittel zurückgegriffen wird. Statt Tafeln – die es in der Emil-Nolde-Schule noch in jedem Klassenraum gibt – werden auch sogenannte Smartboards genutzt. Das sind digitale Tafeln, die mit einem Computer verbunden sind. Über einen Beamer wird der Bildschirminhalt auf dem Smartboard abgebildet. „Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten“, sagt Bröcker. „Matheaufgaben können so schnell und einfach über Software aufgerufen werden.“

Als die Medienstunden vor fünf Jahren eingeführt wurden, habe es bei vielen Eltern Bedenken gegeben. „Einige dachten, ihr Kind würde keinen Stift mehr in die Hand nehmen“, sagt Bröcker. Schreiben ohne Tastatur, zeichnen ohne Maus, lesen ohne Bildschirm – das alles machen die Grundschüler aber auch noch. „Für Eltern werden regelmäßig Infostunden veranstaltet. Inzwischen melden viele Eltern ihre Kinder gerade wegen des Medienpasses an“, sagt Bröcker. Auch sein Kollegium musste sich erst mal an die Umstellung gewöhnen. „Für uns Lehrer gibt es Schulentwicklungstage extra zum Thema Medienunterricht.“

5.000 Euro Preisgeld für die Emil-Nolde-Schule

Im Computerraum zeigt Bröcker seinen Schülern, wo sie ihr Tierpuzzle speichern sollen. Der Speicherpfad ist als Plakat auch an der Wand befestigt. Den Kindern macht die Arbeit sichtlich Spaß, wie selbstverständlich bedienen sie ihre Computer. Kein Wunder – diese Art des Unterrichts haben sie bereits seit zweieinhalb Jahren.

5.000 Euro Preisgeld hat die Emil-Nolde-Schule für den gewonnen Wettbewerb erhalten. Eine Verwendung ist für das Geld bereits gefunden: „Wir weiten ab nächstem Jahr die Arbeitsgruppe ,Lego am PC’ aus“, sagt Bröcker. „Mit bestimmten Lego-Bauteilen und einer Software können die Kinder Modelle zum Leben erwecken.“ Dadurch sollen die Schüler ab der ersten Klasse systematisch an das Programmieren herangeführt werden.

Vor allem über eines freut sich Bröcker: „Die Kinder gehen sehr umsichtig mit den teuren Geräten um. Das ist einfach klasse. Es gibt nur einen Schlingel, der immer wieder die Uhr verstellt.“