Burkhard Fuchs. Die Hermann-Löns-Schule in Ellerbek ist die landesweite Modellschule für digitale Medien. Schüler lernen an Smartboards und Laptops.

Schneller hätte es kaum laufen können. Mitte Mai reichte die Hermann-Löns-Grundschule in Ellerbek ihre Bewerbung beim Bildungsministerium in Kiel ein. Wenige Tage später konnte Schulleiterin Thorina Nielsen die Urkunde in Empfang nehmen. Ihre Schule, in der 140 Kinder von zwölf Lehrern unterrichtet werden, ist zu einer von zwölf Modellschulen in Schleswig-Holstein ernannt worden, die beispielhaft mit den Schülern nach dem Motto „Lernen mit digitalen Medien“ arbeiten. Sie ist die einzige Modellschule im Kreisgebiet und neben Müssen, Wahlstedt und Bargteheide eine von landesweit vier Grundschulen, die auf diesem Gebiet Vorreiter sind.

„Wir haben zehn von zehn Punkten erreicht“, sagt Projektleiterin Vicky Lodemann stolz. Eines der Jurymitglieder habe ihr gesagt, von den 111 Schulen, die Anträge einreichten, habe das Ellerbeker Konzept herausgeragt. „Bei der Hermann-Löns-Schule in Ellerbek fiel uns sofort auf, dass das gesamte Kollegium von den digitalen Medien in positiver Art und Weise infiziert ist“, heißt es in der Laudatio der Ministeriums-Jury. „Dies und die einzelnen Unterrichtsideen, die stets die Inklusion mit bedenken, haben die Jury überzeugt.“ Die Schule hat viele Jahre Erfahrung mit digitalen Medien. Vor zehn Jahren wurde ein Computerraum eingerichtet. Seit zwei Jahren arbeiten die Schüler mit 22 gespendeten Tablets in allen möglichen Fächern bestimmte Lernaufgaben, erläutert Schulleiterin Nielsen. Dies ermögliche einen Unterricht, der individuell auf die Stärken und Schwächen und den Leistungsstand der Schüler eingeht. So rechne beispielsweise das eine Kind schon mit großen Zahlen, das andere mit niedrigeren, und das geistig behinderte Mädchen in der vierten Klasse löse wiederum andere Aufgaben als ihre Mitschüler.

Zudem gibt es WLAN an der Schule und in jedem Klassenraum zwei internetfähige PCs. Für 5000 Euro wurde ein digitales Smartboard angeschafft, das je zur Hälfte aus Adventsbasareinnahmen und einem Zuschuss der Gemeinde finanziert werden konnte. Dieses elektronische Gerät ist etwa so groß wie eine normale Kreidetafel und bietet verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Es lässt sich darauf schreiben, E-Mails empfangen, digitale Daten herunterladen und Lernprogramme bearbeiten. Mit der Suchmaschine „Blinde Kuh“ können zudem jede Menge Informationen über bestimmte Begriffe herausgefunden werden. Zudem würden die Kinder auch über den richtigen Umgang und die Gefahren aufgeklärt, die im weltweiten Datennetz lauern.

„Wir sehen das als wichtige Ergänzung, als Bereicherung zum Unterricht, die heute unbedingt notwendig ist“, betont Rektorin Nielsen. Aber nach wie vor werde in Schulbüchern gelesen, gerechnet und geforscht. „Wir wollen nicht papierlos werden“, beschreibt Projektleiterin Vicky Lodemann das Modell. „Aber wir sind auf dem Weg, kreidefrei zu werden.“

Damit dieses Vorhaben auch in naher Zukunft verwirklicht werden kann, braucht die Grundschule acht weitere Smartboards, um alle Klassen damit auszustatten. Im Moment wechseln sich die Klassen bei der Nutzung des einzigen Geräts ab. Um dies finanzieren zu können, wofür etwa 40.000 Euro benötigt werden, haben Schule und Gemeinde alle Haushalte und Betriebe in Ellerbek angeschrieben und um Unterstützung geworben.

Ob der Einsatz der digitalen Medien die Schüler besser und nachhaltiger lernen lässt, soll jetzt in dem zwei Jahre währenden Modellversuch herausgefunden und überprüft werden, berichtet Schulleiterin Nielsen. Dabei werde sich die Ellerbeker Schule mit den drei anderen Modell-Grundschulen vernetzen und Erfahrungen austauschen und Lehrer aus dem ganzen Land zu Hospitationen einladen. Denn auch die Fortbildung der Lehrkräfte wird sich durch den Einsatz digitaler Medien verändern.

Englischlehrerin Gitta Stein hat jedenfalls festgestellt, dass ihre Schüler intensiver und engagierter bei der Sache sind, wenn sie mit dem Tablet Vokabeln lernen als wenn sie dieselbe Aufgabe auf einem Arbeitsbogen lösen.