Bargteheide. Seit April können Autofahrer im Umkreis per Smartphone den günstigsten Spritpreis ermitteln - allerdings nur bei HEM-Tankstellen.

Sparen möchte jeder Autofahrer gern. Neuerdings greifen einige vor dem Tanken auf Applikationen (Apps) für das Smartphone zurück, um an günstigen Sprit zu kommen. Die Deutsche Tamoil hat ein System eingeführt, bei dem die Kunden an den 400 HEM-Tankstellen zum niedrigsten Benzinpreis tanken können. Dazu benötigen die Autofahrer ein Android oder Apple Smartphone und die kostenlose App clever-tanken.

„Die App vergleicht die Preise aller Tankstellen im Umkreis von fünf Kilometern. Der Kunde klickt den clever-deal-Button, die Tiefpreisgarantie wird gespeichert. So sichert man sich den Preis für die nächsten 30 Minuten“, sagt Tankstelleninhaber Jörg Schröder aus Bargteheide. Der Kunde geht mit seinem Smartphone an die Kasse, wo der Barcode eingescannt und der zu zahlende Betrag aktualisiert wird.

„Das klingt gut, jedoch kenne ich die App nicht“, sagt Autofahrer Markus Buck aus Hammoor. Ihm sei es egal, welche Tankstelle den günstigsten Preis hat, „Hauptsache, ich kann sparen.“ So wie Buck geht es vielen Kunden. Die Unwissenheit über die App und deren Funktion ist groß. Das bestätigt Tankstellen-Mitarbeiterin Rosmarie Schröder: „Die App wird nur vereinzelt von Kunden genutzt. Nur einer nutzt sie regelmäßig.“ Carsten Willms, Verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hanse, ruft Autofahrer dazu auf, solche Apps häufiger zu nutzen. „Denn so kann der Kunde die Preise beeinflussen.“ Seiner Meinung nach tanken zu wenig Autofahrer bei günstigen Tankstelle. Generell befürwortet er solche Apps: „Wenn sich die Tankstellen an das halten, was dem Kunden versprochen wird, ist alles gut. Im Schnitt können beim Tanken bis zu fünf Euro gespart werden.“

Niedersachsen nutzen die App dreimal häufiger als Schleswig-Holsteiner

Konkrete Zahlen zur Nutzung der App gibt es für Stormarn noch nicht, Monika Wagner von der Pressestelle der Tamoil GmbH sagt: „Man kann sagen, dass die App in Hamburg und Schleswig-Holstein annähernd gleich oft genutzt wird. In Niedersachsen wurde die Tiefpreisgarantie circa dreimal mehr als in Hamburg genutzt.“ Wagner vermutet, dass das an der größeren Einwohnerzahl von Niedersachsen liegen könnte. Viele Autofahrer wüssten aber auch nicht, dass es eine App mit dieser Funktion gibt. „Das jedoch verstehe ich nicht. An jeder Tankstelle hängt ein großes Banner mit der Information“, sagt Monika Wagner. Rosmarie Schröder hält den Informationsfluss über dieses Banner jedoch für unzureichend. An den Kassen ausgelegte Flyer würden mehr Aufmerksamkeit erzeugen.“

Petra Boller aus Ahrensburg ist Stammkundin bei der Bargteheider HEM-Tankstelle. Die App nutze sie nicht. Sie sagt: „Ich bin mit dem Service und den Mitarbeitern sehr zufrieden. Mein Auto hat auch keinen großen Tank, so dass sich solche App für mich nicht lohnen würde.“

Bleibt die Frage, ob die Pächter durch die App Einbußen zu erwarten haben, wenn Kunden tatsächlich weniger zahlen, als auf der Preistafel angezeigt wird? „Die Differenz übernehmen wir“, versichert Tamoil-Geschäftsführer Carsten Pohl. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Elmshorn im Kreis Pinneberg hat, könne sich diesen Service leisten. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit 400 Tankstellen rund 2,2 Milliarden Euro Umsatz gemacht, verbuchte nach Steuern neun Millionen Euro Gewinn.

Die neue App ist aber offenbar noch weitgehend unbekannt im Kreis Stormarn. Eine Autofahrerin in Bargteheide sagt gegenüber dem Abendblatt: „Ich würde die App sowieso nicht nutzen. Ich tanke meist am frühen Abend, wenn die Preise niedrig sind und bei einer Tankstelle, die auf meinem Weg liegt.“