Grosshansdorf. Die Schlossstadt erwägt Baugebiet direkt an der Grenze zur Waldgemeinde. Deren Bürgervorsteher mobilisiert einen Widerstand.
Einen Stein wolle er ins Wasser werfen, der etwas bewege, kündigte Großhansdorfs Bürgervorsteher Jens Heinrich zu Beginn des Klönschnacks der CDU-Großhansdorf an. Es folgte ein Vortrag, der nicht nur oberflächlich für Unruhe sorgte, sondern Wellen schlagen wird, die bis ins Ahrensburger Rathaus schwappen.
Dass es um ein besonderes Thema gehen würde, war auch ohne Kenntnis der Agenda auf den ersten Blick klar. Zum politischen Stammtisch der CDU in Großhansdorf kommen gewöhnlich kaum mehr als 15 Bürger. Diesmal drängelten sich etwa 50 im Wintergarten der Taverne Galini. Bürgervorsteher Heinrich hatte im Vorfeld mehr als sonst für den Klönschnack geworben, weil es um ein Thema geht, das viele Anwohner betrifft: die Auswirkungen des Flächennutzungsplans, den die Stadt Ahrensburg gegenwärtig erarbeiten lässt, auf ein Wohngebiet im Großhansdorfer Ortsteil Schmalenbeck.
Großhansdorf wurde kürzlich offiziell um Stellungnahme gebeten
Der aktuelle Vorentwurf dieses Flächennutzungsplans erfasst als Potenzialfläche für 356 Wohneinheiten ein 8,9 Hektar großes Areal östlich vom Verlängerten Ostring, das direkt an Großhansdorfer Gebiet grenzt. An dieser Ortsgrenze liegen die Schmalenbecker Straßen Wetenkamp, Achterkamp und Neuer Achterkamp, deren Bewohner bislang in Nachbarschaft zu einem freien Feld mit Ausblick auf den entfernten Wald am Ostring leben.
Als Nachbargemeinde ist auch Großhansdorf einer der Träger öffentlicher Belange, die kürzlich um eine Stellungnahme zum Ahrensburger Flächennutzungsplan gebeten wurden. Jens Heinrich berichtete, dass alle Fraktionen in der Gemeindevertretung die Bebauung der Potenzialfläche Nr. 13 („westlich Großhansdorf“) unisono abgelehnt und ihre „erheblichen Bedenken“ formuliert hätten. In der Stellungnahme heißt es, dass die Ahrensburger nicht damit rechnen könnten, für ihre neue Baufläche Großhansdorfer Infrastruktur, sei es Straßen oder Schulkapazitäten, nutzen zu können. Inzwischen hat die Verwaltung der Gemeinde sogar die Straße Babenkoppel, die an der Ahrensburger Potenzialfläche endet und den Zugang zum Feld hätte eröffnen können, durch zwei Findlinge sperren lassen. Das Signal ist eindeutig: Bis hierher und nicht weiter!
Bebauungsdichte von 40 Wohneinheiten pro Hektar
Heinrich listete die Unzumutbarkeiten des Flächennutzungsplans für die Großhansdorfer genau auf. Zu allererst die geplante Bebauungsdichte von 40 Wohneinheiten pro Hektar – eine „massige Verdichtung“, die nicht allein mit Einfamilien, Doppel- und Reihenhäusern zu erreichen sei, sondern auch des Geschosswohnungsbaus mit bis zu vier Etagen bedürfe.
Als Frechheit empfand der Bürgervorsteher überdies, dass im Flächennutzungsplan von vorhandener Erschließung und Infrastruktur ausgegangen werde, die das potenzielle Neubaugebiet anbinden könnten. „Wir sind noch nicht eingemeindet. Die Babenkoppel und die Achtertwieten stehen in keinem Fall zur Verfügung“, sagte Heinrich.
Danach stellte der Bürgervorsteher den Ahrensburgern einige unbequeme Fragen: Warum die 15 Hektar große Potenzialfläche Erlenhof-Nord aus Gründen des Naturschutzes wohl nicht bebaut werde, eine solche Abwägung am Rande von Schmalenbeck dagegen nicht von vornherein gelte, obwohl dort zahlreiche Tierarten bis hin zu balzenden Kranichen beobachtet worden seien? Und warum die Bebauung zwischen Ahrensburger Redder und Ostring in Nachbarschaft zu der diskutierten Potenzialfläche Nr. 13, die das Integrierte Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2010 vorsah, von Ahrensburg nicht weiter verfolgt werde?
Historische Verwerfungen mit Ahrensburg
Die Antwort gab Heinrich selbst: „Wahrscheinlich hätte man dann die gesperrte Brücke über die U-Bahn bei den Straßen Vierbergen und Ahrensburger Redder wieder freigeben müssen.“ Heinrich wunderte sich über deren angebliche Baufälligkeit („ein Schildbürgerstreich“) und mutmaßte, dass die Erhaltung der ruhigen Lage etwas mit einflussreichen Anwohnern zu tun haben könne.
Heinrich erinnerte auch an historische Verwerfungen mit Ahrensburg, etwa bei der Entstehung des Ostrings, als Großhansdorfer Interessen stets untergeordnet worden seien. Oder bei der Planung des Wohngebiets am Ahrensburger Redder, im Großhansdorfer Volksmund „Schmalenburg“. Dort sei wie bei der neuen Potenzialfläche rigoros ein Neubaugebiet ohne eigene Infrastruktur direkt an die Großhansdorfer Grenze gebaut worden.
Heinrich konnte sich der Zustimmung seiner Zuhörer sicher sein, die bereits laut über die Gründung einer Bürgerinitiative und Rechtsbeistand nachdachten. Heinrichs Fazit: „Ob unser Widerstand Erfolg hat, weiß ich nicht. Wir wollen uns aber nicht vorwerfen lassen, dass wir etwas verschlafen und nichts unternommen hätten.“
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