Barsbüttel. Demnächst könnte das Gelände wieder genutzt werden. Thünen-Institut und ein Pharmagroßhändler haben Interesse an eheamilger Tierversuchsanstalt.

Das Gelände der ehemaligen Tierversuchsanstalt im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen könnte demnächst vielfältig genutzt werden. Sowohl das in Hamburg-Bergedorf ansässige Thünen-Institut für Holzforschung als auch der Pharmagroßhändler Noweda haben Interesse, auf das 4,8 Hektar große Areal zu ziehen. Zudem erwägt die Gemeinde, dort ein Bürgerhaus mit Jugendzentrum sowie einen Kindergarten zu bauen.

Der Eigentümer des Grundstücks, das japanische Pharmaunternehmen Takeda, hat vor Kurzem mit Verwaltung und Politik erste Gespräche geführt. Auch Vertreter der Apotheker-Genossenschaft Noweda waren dabei. „Die Unterredung war sehr konstruktiv“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU).

Takeda hat lange vergeblich versucht, das Gelände zu veräußern

Bevor die beiden Interessenten im Stormarner Süden sesshaft werden, müssen die Politiker einer Änderung des Bebauungsplans zustimmen. Im bisherigen ist ausschließlich die Nutzung als Tierversuchsanstalt vorgesehen. Der Betrieb wurde jedoch im März 2013 eingestellt.

Seitdem hatte Takeda vergeblich versucht, das Gelände zu veräußern. Auch gelang es nicht, einen Mieter für die Immobilie mit ihren Forschungsanlagen zu finden. Die Gebäude sind in einem sehr guten Zustand, 2005 und 2006 wurden 23 Millionen Euro in neue Labore und Büros investiert.

Zuletzt hatte die Gemeinde ein Kaufangebot für vier Millionen Euro nicht wahrgenommen. Grund war eine Kostenschätzung, nach der die Erschließung des Geländes weitere drei Millionen Euro gekostet hätte. Das war Barsbüttel zu teuer. Das Interesse des Wohnungsunternehmens Semmelhaack stieß wiederum bei Takeda auf wenig Gegenliebe. Die Firma mit Sitz in Elmshorn wollte dort ein Generationenkonzept inklusive Quartiersmanagement verwirklichen, sprach von bis zu 190 Wohneinheiten – und bekam eine Absage. „Mit der Begründung, man wolle die Fläche gewerblich nutzen“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack. Offenbar hatte Takeda zu diesem Zeitpunkt den Kontakt mit Noweda intensiviert.

„Das Institut ist einem Kauf nicht abgeneigt“

„Auch die Verhandlungen mit dem Thünen-Institut sollen nach meinen Informationen konkret sein“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser. Das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und gliedert sich bundesweit in 14 Fachinstitute. Angedacht ist der Einzug in das moderne Bürogebäude – und zwar nicht unbedingt als Mieter. Böckmann: „Das Institut ist einem Kauf nicht abgeneigt.“

Die Apothekergenossenschaft Noweda hat schon konkrete Pläne für eine Ansiedlung, will den hinteren Teil des Grundstücks erwerben. Dort soll auf 2,5 Hektar eine Lagerhalle mit 120 Meter Länge, 90 Meter Breite und zehn Meter Höhe entstehen. Von Barsbüttel aus will Noweda Apotheken im Großraum Hamburg mit Arzneimitteln beliefern. Die Genossenschaft hat bereits 16 Niederlassungen in Deutschland, ist an Unternehmen in Luxemburg und in der Schweiz beteiligt. 2013 machte sie 4,6 Milliarden Euro Umsatz.

Die Politik kann sich das Thünen-Institut und den Pharmagroßhändler gut in Willinghusen vorstellen.

Die Politik kann sich das Thünen-Institut und den Pharmagroßhändler gut in Willinghusen vorstellen. Hinzu kommt, dass Takeda darüber nachdenkt, das Laborgebäude zu einem symbolischen Preis von einem Euro an die Gemeinde zu veräußern. „Der obere Teil müsste dann abgerissen werden. Wir können uns dort gut ein Bürgerhaus vorstellen“, sagt SPD-Politiker Hermann Hanser. Auch möchten die Barsbütteler Entscheidungsträger Platz für einen Jugendclub schaffen, zudem ist der spätere Bau einer Kindertagesstätte im Gespräch. Der Sozialdemokrat: „SPD, CDU und Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel sind im Prinzip dafür, dass es so realisiert werden kann.“

Auch vonseiten der Grünen ist nicht mit Widerstand zu rechnen. Deren Chef Joachim Germer: „Wir hätten dort gern Wohnungen mit einem öffentlich geförderten Anteil gehabt. Da sich das Thema zerschlagen hat und die Bevölkerung dort keine Tierversuche will, bleibt eigentlich nur noch Gewerbe übrig.“ Wichtig sei eine langfristige Lösung.

Der Pharmagroßhändler rechnet mit rund 100 Autos pro Tag

Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB): „Wir sehen das Projekt positiv. Noweda ist ein solider Wirtschaftsbetrieb.“ Das Unternehmen soll signalisiert haben, Barsbütteler Vereine und Verbände unterstützen zu wollen.

Der Pharmagroßhändler rechnet mit rund 100 Autos pro Tag, die das Lager in Barsbüttel ansteuern. Für die Politik ist dieses Verkehrsaufkommen vertretbar. Hanser: „Dabei handelt es sich um Kleinfahrzeuge, zu einer Belastung für die Bevölkerung führt das also nicht.“