Bargteheide. Bargteheiderinnen gründen Gesprächskreis für Freundinnen des geistigen Austauschs. Geistige Beiträge sind gefragt. Männer eher nicht.

Hingehen und zuhören reicht nicht. Mitglied werden zu wollen geht aber auch nicht. Was die Initiatorinnen erwarten, ist etwas dazwischen. „Wir nennen es mitwirken“, sagt Rita Bogateck. Wer in der neuen Bargteheider Frauenrunde dabei sein möchte, sollte ein persönliches Interesse haben und statt für sich nur das Passende aus der Gruppe rauszuziehen etwas einbringen. „Nein, nein. Keinen Kuchen oder Salat“, sagt Bogateck und lacht über die sofort mit Frauen in Verbindung gebrachte Form, sich mit etwas an etwas zu beteiligen.

Gedichte und Denkansätze

Geistige Beiträge sind gefragt: ein Gedicht, ein flüchtiger Gedanke. Oder ein mutiger Denkansatz, der im Faust’schen Sinn zu erklären hilft, was die Welt im Inneren so zusammenhält? Solche Beiträge, ob mutig oder eher zweifelnd vorgetragen, sind die Eintrittskarten. Sie öffnen die Türen zum Philosophischen Frauensalon in Bargteheide – dem ersten in Stormarn.

Bogateck: „Wir treffen uns ab Oktober einmal im Monat.“ Dass es erst im Herbst losgeht, liegt daran, dass der Salon noch gebaut werden muss: Treffpunkt wird das Zentrum für Familien der Evangelischen Kirche in Bargteheide, das nach dem Sommer in der Lindenstraße eröffnet wird.

Es ist ohnehin die neue Wirkungsstätte von Rita Bogateck. Denn hier im Zentrum für Familie wird ein Kita-Netzwerk eingerichtet, für das Bogateck das Konzept erarbeitet hat, und dessen Koordinationsstelle, die das Land mit 25.000 Euro fördert, die Bargteheiderin leiten wird. Es ist für sie der perfekte Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.

Austausch mit Gruppen philosophierender Männer sei denkbar

Bis Ende Mai leitet Bogateck noch die Fachstelle Frauen beim Kirchenkreis Hamburg-Ost. Danach kann sie nahtlos das Netzwerk übernehmen und zugleich den Frauensalon öffnen – eine Herzenssache für die 64-Jährige.

Was wäre ihr persönlicher Beitrag als Eintrittskarte in den Salon der philosophierenden Frauen? Welche Fragen bewegen sie? „Wie gehen wir mit Flucht und Vertreibung um?“, sagt Bogateck. „Wie können wir Verantwortung übernehmen? Wie finden wir zur Menschlichkeit?“ Gleich eine ganze Fragenkette kommt als Antwort. „Auch das Thema Reproduktionsmedizin treibt mich um“, sagt Bogateck und berührt damit einen Bereich der Ethik, der psychosozialen Wirklichkeit und der Zukunftsforschung.

„Künstliche Befruchtung ist ein medizinischer Fortschritt und kann Paaren zu ihrem Kinderwunsch verhelfen“, sagt Bogateck. Aber das Zeugen mit anonymen Samenspenden bedeute, dass Kinder nie erfahren, wer der Vater ist. Bogateck: „Was heißt das für ein Kind und seine Identität? Wie ist das, wenn man nicht weiß, woher man kommt und wer man ist?“

Fragen über Fragen, die Anstoß geben könnten für eine Diskussion in der Frauenrunde. Doch warum sind Männer ausgeschlossen? „Es hat sich viel getan in den vergangenen 20 Jahren. Frauen sind freier und mutiger geworden“, sagt die Bargteheiderin. „Aber nach meinen persönlichen Erfahrungen nehmen Männer doch immer noch mehr Raum ein. Frauen hören besser zu und wiederholen nicht ständig die Aussagen der Vorrednerinnen.“

Das höre sich an, wie ein Klischee, sagt die 64-Jährige. Aber es gebe eben doch Unterschiede. „Das heißt nicht, dass wir Männer grundsätzlich ausschließen.“ So sei eine Zusammenarbeit mit der philosophischen Runde des Ahrensburger Kulturzentrums Marstall, falls gewünscht, durchaus denkbar – in Zukunft.

Zunächst ist der Bargteheider Salon den Damen vorbehalten. „Wir sind offen für Frauen jeden Alters und jeden Berufs“, sagt Bogateck. Wir, das sind fünf Frauen, die das Projekt auf den Weg bringen: Ulrike Herberg, Annette Janssen, Birte Jentsch, Kirsten Kröger – und eben Rita Bogateck. Kennengelernt haben sie sich beim Vorläufer-Projekt „Frauen leben in Bargteheide“, bei dem es um die Lebenswelt der Bargteheiderinnen ging. Auch dieses Projekt hatte Bogateck angeschoben, als Leiterin der Fachstelle Frauen des Kirchenkreises Hamburg-Ost, zusammen mit ihrer dortigen Kollegin Annette Janssen. „Sie ist genauso Bargteheiderin wie ich“, sagt Bogateck. „Ein Zufall. Aber das passte perfekt.“

Hoher Wohlfühl-Faktor der Frauen in Bargteheide

Bogateck und ihre Kollegin luden zu vier Fokusgruppen ein: „Frauen mit Kindern“, „Frauen über 60“, „Alleinerziehende“ und „Politik und Unternehmen“. Bogateck: „Abgesehen von den üblichen Dingen, dass es Stolperstellen auf den Straßen und dunkle Ecken in der Stadt gebe, kam durchweg positive Resonanz. Auch über die Infrastruktur. Der Wohlfühl-Faktor der Frauen in Bargteheide ist offenbar sehr hoch.“ Eines fehlte den Frauen dennoch: ein Treff, um sich auszutauschen. Das Ergebnis: der philosophische Frauensalon.

Vereinsmeierei ist nicht gewollt. Bogateck: „Wir wollen keine festen Strukturen.“ Trotzdem ist Verbindlichkeit gefragt. So wird um Anmeldung gebeten und persönliche Beiträge, die den Abend eröffnen und dem folgenden Gespräch die Richtung geben könnten. „Ein Gedanke, der einem gefallen hat, reicht“, sagt Bogateck. „Oder auch ein Gedanke, der verstört und einen nicht loslässt.“

Der Philosophische Frauensalon öffnet zum ersten Mal am 6. Oktober. Treffpunkt ist dann an jedem ersten Dienstag im Monat, 19.30 bis 21.30 Uhr, das Zentrum für Familien, Lindenstraße 3 in Bargteheide. Kontakt: frauensalon@indekark.de zu erreichen. (Martina Tabel)