Ammersbek. Einrichtungen in Ammersbek und Großhansdorf bieten Notprogramm. In Hoisdorf ist seit anderthalb Wochen komplett geschlossen.
Verständnis ja, die Geduld aber schwindet. In der zweiten Woche strapaziert der Streik der Kita-Angestellten das Improvisationsvermögen vieler Eltern in Stormarn. Besonders spürbar wird das in kleineren Kommunen, wenn es an Alternativen mangelt und die Eltern ihre Kinder anderswo unterbringen müssen. Oder sie sich kurzfristig freinehmen müssen, um die Betreuung selbst zu sichern.
Schlechte Planungsmöglichkeiten
Was die Sache besonders schwierig macht, ist die Planungsunsicherheit. „Es wurde bislang nur scheibchenweise kommuniziert, ob gestreikt wird. Wir erfahren das von Tag zu Tag, wissen auch nicht, auf welche Streikdauer wir uns einstellen müssen“, sagt Petra Sonntag, deren jüngeres Kind, der sechs Jahre alte Ben, in der Ammersbeker Kita Bünningstedt untergebracht ist. Nadine Kruse, die ihren zwei Jahre alten Sohn Tom auf dem Arm hält, fügt hinzu, sie könne verstehen, dass Kita-Mitarbeiter für bessere Bezahlung und höhere Wertschätzung demonstrierten: „Ich verliere jedoch die Geduld, wenn ich sehe, dass die Tarifpartner noch immer nicht am Verhandlungstisch sitzen.“ Über diese Verzögerung ärgert sich auch Britta Marks, die erzählt, dass sie die ersten anderthalb Wochen mit Familie und Freunden als Betreuer der drei Jahre alten Jula überbrücken konnte, dass ihr Helfernetz aber jetzt ausgeschöpft sei.
Immerhin können sich die Ammersbeker Mütter und ihre Kinder auf eine funktionierende Notbetreuung in Bünningstedt verlassen, weil dort nicht alle Mitarbeiter streiken und es in den ersten Tagen ein Minimalangebot für 20 der insgesamt 125 Kinder gab, das inzwischen sogar auf 60 Plätze erweitert werden konnte.
In Hoisdorf gibt es kein Notprogramm
Das ist im Vergleich zu Nachbargemeinden fast schon Luxus. Die Hoisdorfer Kita (160 Plätze) werde „total bestreikt“ und es gebe kein Notprogramm, erzählt Bürgermeister Dieter Schippmann, den überrascht hat, dass nicht einmal eine Notgruppe zustande gekommen sei. In Großhansdorf werden drei Kitas bestreikt. Es gibt auch hier ein Notprogramm, aber nur 22 Plätze – deutlich weniger, als nachgefragt werde, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. „Mehr können wir aber nicht anbieten, denn bei uns streiken besonders viele Kita-Betreuer, was daran liegen dürfte, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad mit etwa 90 Prozent besonders hoch sei – im Unterschied zu Ammersbek.
Der Unmut wächst
Voß erzählt, dass die Eltern, die im Rathaus anriefen, um sich für freie Plätze anzumelden oder nach dem Fortgang zu erkundigen, viel Verständnis für die Ziele des Streiks hätten, der Unmut aber auf Dauer wachse. Voß hat hochgerechnet, dass die von den Gewerkschaften Ver.di und GEW geforderte zehnprozentige Lohnerhöhung, Mehrkosten von 152.000 Euro ergäbe. Ammersbek würde 140.000 Euro mehr ausgeben müssen, rechnet Holger Peters, Büroleitender Beamter im Rathaus, vor. Was viele Eltern nicht wissen: ein Drittel dieser Mehrkosten werden sie über eine Gebührenerhöhung tragen müssen. Dann ist also nicht nur verbale, sondern auch finanzielle Solidarität mit den Kita-Beschäftigten gefordert. (wend)