Hamburg/Kiel. 2000 Erzieher demonstrierten am Dienstag in Hamburg für mehr Lohn. In Lübeck trafen sich Eltern und Kinder zur Gegendemo.

Der Dauerstreik in den Kindertagesstätten in Norddeutschland könnte bis zu den Sommerferien Mitte Juli fortgesetzt werden. „Wir streiken so lange bis etwas in den Verhandlungen weitergeht - das könnte auch bis in die Sommerferien hineinreichen“, sagte der Sprecher von Ver.di-Nord, Frank Schischefsky am Dienstag in Kiel.

Auch in Hamburg könnte sich der Streik noch wochenlang bis zu den Ferien hinziehen. „Es ist nicht auszuschließen, dass bis Juli gestreikt wird“, sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Hilke Stein in Hamburg. Die Streikbereitschaft ist laut Gewerkschaften auch in der zweiten Woche ungebrochen. „Wir haben uns auf einen langen Arbeitskampf eingerichtet.“ Es gebe keine Anzeichen, dass es zu einem baldigen Angebot der Arbeitgeber kommt.

Die Gewerkschaften Ver.di und GEW würden auch nach zehn Tagen Streik keine Verhandlungsbereitschaft von Seiten der Arbeitgeber sehen. „Der Ball liegt eindeutig bei den Arbeitgebern“, sagte der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Bernd Schauer. Deswegen werde der unbefristete Streik im Norden auf jeden Fall auch nach Pfingsten fortgesetzt.

Am Dienstag hatten sich in Hamburg rund 2000 Erzieher an einer Kundgebung beteiligt und zogen mit Transparenten und Trillerpfeifen vom Gänsemarkt über den Jungfernstieg durch die Innenstadt bis zum Gewerkschaftshaus. Die Veranstalter sprachen sogar von 3000 Teilnehmern.

Auf Transparenten forderten die Demonstranten „Faire Bezahlung jetzt!“ und „Aufwertung von sozialer Arbeit jetzt!“. „Know-How und Verantwortung muss sich endlich in der Bezahlung bemerkbar machen“, forderte ein Ver.di-Sprecher. Nur wenige hundert Meter weiter wurde zeitgleich das dänische Kronprinzenpaar am Rathaus zu einem dreitägigen Arbeitsbesuch in Deutschland empfangen.

Der Landeselternausschuss Hamburg (LEA) unterstützt die Ziele der Erzieher, fordert aber ein Augenmaß bei den Streiks. „Mit jedem Tag wächst die Belastung der Eltern, und mit jedem Tag wächst auch die Schwierigkeit der Eltern, ihre Kinder unterzubringen“, sagte Björn Staschen, Vorstand LEA. Es gebe immer noch viele Eltern, die den Streik richtig finden, weil sie es richtig finden, dass Erzieher besser bezahlt werden. „Ich kann aber nicht ausschließen, dass die Stimmung auch kippt, wenn der Streik immer weiter und weiter geht.“

In Lübeck fordern Eltern ein Ende des Kita-Streiks. Eltern und Kinder haben am Dienstag in der Hansestadt für ein rasches Ende des seit mehr als einer Woche andauernden Streiks der Erzieherinnen demonstriert. Nach Polizeiangaben versammelten sich etwa 75 Personen auf dem Markt, um von dort vor das Rathaus zu ziehen.

Viele Kinder hatten Tröten und Trillerpfeifen mitgebracht. Einige trugen Schilder mit der Aufschrift „Ich will wieder in die Kita“. „Der Streik stellt viele Eltern vor kaum lösbare Probleme. Wer seine Kinder nicht bei Freunden oder Verwandten unterbringen oder mit zur Arbeit nehmen kann, muss Urlaub nehmen“, sagte die Sprecherin der Stadtelternvertretung Lübeck und Landeselternvertretung Schleswig-Holstein, Levke Stenman.

„Ich habe zwar Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen, aber der Streik muss schnell ein Ende haben“, sagte Demonstrationsteilnehmerin Nina Merten. „Unsere Kita wird seit dem 8. Mai voll bestreikt. Die Eltern haben eine Notbetreuung organisiert, aber für berufstätige Eltern ist das keine verlässliche Lösung“, sagte die Mutter von vierjährigen Zwillingsmädchen. Die Tarifpartner müssten schnell zu einer Einigung kommen, forderte sie. In Lübeck werden nach Angaben Stenmans 28 städtische Kitas bestreikt.

Seit der vergangenen Woche haben nach Angaben der Gewerkschaften in Schleswig-Holstein etwa 1500 Erzieher in rund 130 kommunalen Einrichtungen die Arbeit niedergelegt. In Hamburg beteiligen sich rund 2000 Erzieher aus 50 Kitas, in weiteren 80 Einrichtungen wurde ein Notdienst eingerichtet, der zum großen Teil von den Eltern organisiert wird. Bis zu 25.000 Kinder sind von dem Ausstand betroffen.

Ver.di und GEW fordern für die bundesweit 240.000 Beschäftigten eine bessere Eingruppierung - im Schnitt geht es etwa um 10 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände lehnt jedoch pauschale Erhöhungen ab, hat aber Verbesserungen bei der Eingruppierung bestimmter Tätigkeiten angeboten. (dpa/HA)

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