Trenthorst. Das Trenthorster Öko-Institut forscht jetzt in der Geflügelzucht. Eine neue Rasse soll mehr Eier legen und weiter an Gewicht zulegen.
Im Westerauer Ortsteil Trenthorst arbeiten Experten am Bio-Ei der Zukunft. Ihr Ziel: Hennen sollen mehr Eier legen, Hähne mehr an Körpergewicht zulegen. Das ist nach bisherigem Forschungsstand nicht möglich. Bei der Bio-Haltung leben die Legehennen in Käfigen. Sie haben mindestens vier Quadratmeter Auslauf und bekommen Futter, das zu 85 Prozent biologisch ist. Bei der künftigen Bio-Premium-Zucht in Trenthorst sollen die Hühner in mobilen Ställen leben, die über Wiesen rollen. Ihr Futter soll zu 100 Prozent biologisch sein.
500 Küken leben derzeit im Stall
Sechs Jahre lang wird nun die Rasse „Lohmann-Dual“ erforscht, die vom weltweit größten Hühnerzüchter aus Cuxhaven kommt. 500 Küken leben momentan im Stall in Wulmenau. Später sollen es 3000 Hühner auf dem Forschungshof sein. Institutsleiter Gerold Rahmann erklärt eines der großen Probleme in der Geflügelzucht: „Die männlichen Küken von speziell gezüchteten Legehennen werden oftmals getötet. Denn sie legen keine Eier und sind auch nicht zur Mast geeignet. Selbst bei hohem Futtereinsatz und längerer Haltungsdauer setzen sie nur wenig Fleisch an.“
In Trenthorst sollen die Hühner aber viele Eier legen und an Körpergewicht zunehmen. Insgesamt gesehen werde der Ertrag der neuen Rasse geringer sein als die der speziellen Mast- oder Legehühner der Käfighaltung. „Dafür werden weniger Küken getötet“, sagt Gerold Rahmann.
Hennen haben zu wenig Auslauf
Ein zweites Problem sei, dass die Hennen oft nicht genügend Auslauf haben. Dadurch komme es häufig dazu, dass die Tiere mit dem Federpicken beginnen. Das führe zu Kannibalismus in den Herden. „Dann picken bestimmte Hennen die Federn einer anderen Henne heraus. Daran können Tiere sterben“, berichtet Rahmann. Das sei ein Fehlverhalten, das auf die Zucht und auf das Futter zurückgeführt werden könne. Manche Bauern reagierten darauf, in dem sie Schnäbelkopien als Hilfsmittel anwenden. Dann werden bei Eintagsküken die drei Millimeter lange verhornte Schnabelspitzen ohne Betäubung entfernt. Diese Methode ist in der Bio-Haltung nicht erlaubt. Also müsse nach dem richtigen Futter geforscht werden, um dieses Fehlverhalten der Tier ausschalten zu können.
Tiergerechtes Futter
Doch was ist ein tiergerechtes und gleichzeitig leistungsfähiges Futter? Grundsätzlich sollen die Hühner des Instituts Körnerfutter bekommen, das aus regionalen Zutaten besteht. Das bedeutet: ein zu 100 Prozent biologisches Futter. Nur ab und zu bekämen die Hühner Eiweiß, wenn sie mit ihrem sehr guten Sehvermögen einen kleinen Wurm erwischten oder mithelfen, den Mais von Ungeziefer zu säubern. Die mobilen Ställe sollen nämlich nicht nur über Grasflächen rollen, sondern beispielsweise auch vor Maisfeldern aufgestellt werden.
„In den vergangenen Jahren hat sich der Stengelbohrer stark verbreitet“, sagt Rahmann. Das ist ein Rüsselkäfer, der sich in die Stengel der Pflanze eingräbt und somit zum Tod der Pflanze führen kann. Die Hühner laufen in die Maisfelder, fressen die kleinen Käfer. Somit würden zum einen die Mais-Kulturen geschützt. Die wiederum schütze die Hühner vor Gefahren wie Angriffe von Greifvögeln. Soweit zumindest die Theorie des Institutsleiters. Ob diese sich bestätige, werde sich aber erst im Laufe des Forschungsprozesses zeigen.
Bis zu 3000 Tiere in einer Bio-Hühner-Herde
Weiter soll mithilfe des Forschungsprojektes die Tierhaltung verbessert werden. Bis zu 3000 Tiere sind in einer Bio-Hühner-Herde erlaubt. Bis zu vier Herden dürfen in einem Stall untergebracht werden. Das Institut hingegen will maximal 1200 Hühner in einer Herde haben. Und sie alle werden in sogenannten mobilen Hühnerställen untergebracht. Das umzäunte Zuhause der Hühner rollt dabei gewissermaßen über das Feld, die Wiese oder bis vor das Maisfeld. Zum Schlafen sollen die Hühner ihr überdachtes Zuhause nutzen. Die Türen werden nachts geschlossen, die Tiere so geschützt.
Momentan leben rund 500 Küken in einem separaten Stall, der von den Mitarbeitern des Instituts nur mit entsprechender Quarantäne-Kleidung betreten werden darf. Im Juli kommen die Hühner nach draußen. Dann soll der sogenannte Mobilstall zuerst auf der Wiese hinter dem Hof getestet werden. Danach geht es weiter auf die Maisfelder. „Der Verbraucher kann die Tiere dann beobachten und sich selbst ein Bild von der artgerechten Haltung machen“, sagt Rahmann.
Bio-Premium-Ei wird 40 Cent kosten
Wer sich ein Bio-Premium-Ei kaufen möchte, wird wahrscheinlich etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Kosten Eier aus Käfig-, Boden- und Freilandhaltung sowie Bio-Eier zwischen neun und 26 Cent, so wird das Bio-Premium-Ei 40 Cent kosten. Dafür bekommen die Hühner aber rein biologisches Futter aus der Region und sie haben genügend Auslauf.
Mit Beginn des Eierlegens der Hennen im Sommer wird am Hof in Wulmenau ein Eier-Automat aufgestellt. Dann können die ersten Bio-Premium-Eier probiert werden. (Isabella Sauer)