Ahrensburg. Er ist Afghane, 22 Jahre alt und hilft im Jugenzentrum Bruno-Bröker-Haus. Ob er in Deutschland bleiben darf, ist unsicher.
Ein zufriedenes Lächeln zieht sich über das Gesicht von Sunny Sharma. „Ich liebe die Arbeit mit Jugendlichen“, sagt der 22-jährige Afghane. Er gibt einer jungen Schülerin ihren Personalausweis wieder, den sie als Pfand für die Ausleihe der Billard-Ausrüstung hinterlegt hat. Endlich, seit zwei Monaten, kann Sunny in Deutschland arbeiten, er macht ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Jugendzentrum Bruno-Bröker-Haus in Ahrensburg.
Der junge Afghane lebt seit drei Jahren in Deutschland, seit sechs Monaten ist Delingsdorf sein Zuhause. „Zuerst kam ich mit dem Flieger in Hamburg an. Dann ging es nach Neumünster, dann nach Bargfeld-Stegen“, erzählt der FSJler und lächelt. Er wirkt aufgeschlossen und lebensfroh. Kaum zu glauben, wenn er von seiner Flucht aus Kabul nach Deutschland erzählt. Sunny stammt aus einer sechsköpfigen Hindu-Familie. Sein Vater ist oder war Priester. Denn ob seine Eltern noch leben, weiß er nicht. Es besteht kein Kontakt mehr.
Aufgrund der Religion wurde Familie Sharma von den Taliban verfolgt. Unter ein Prozent der Afghanen sind laut dem Vorstand des Hindutempels in Hamburg, Sumit Tschanana, Hindus. Seit 1923 gilt der Islam als heilige Religion Afghanistans. „Mein Vater hat all sein Geld gespart, um für uns Kinder ein Flugticket nach Deutschland kaufen zu können“, sagt Sunny. Er hält kurz inne. „Meine Eltern haben uns zu Hause unterrichtet. Wir durften nicht in die Schule gehen, weil wir keine Muslime sind.“
Sunny muss seinen Deutschunterricht selbst bezahlen
Als Erstes kam seine große Schwester nach Deutschland. Man vermutet, dass sie mittlerweile verheiratet ist und in Hamburg lebt. Danach flog Sunny nach Deutschland. Ob sein älterer Bruder Vishal, 25, gemeinsam mit ihm flog, sagt er nicht. Aber zumindest lebt Sunny nun mit seinem Bruder und der kleinen Schwester Janvi, 16, in Delingsdorf. „Meine Schwester kam als Letzte zu uns. Jetzt wohnen wir zu dritt in einer Einzimmerwohnung. Sie ist viel zu klein für uns“, sagt der FSJler und räumt nebenbei ein paar Tassen und Gläser weg. Die Wohnungssuche war bisher erfolglos, doch er lässt sich nicht entmutigen und sucht weiter nach einer Wohnung, die maximal 650 Euro kosten darf.
Jeden Tag arbeitet der Flüchtling von 14 bis 20 Uhr im Bruno-Bröker-Haus. Oftmals bleibt er länger, als er muss, und hilft auch am Wochenende mit. Sunny blickt zu seinem Chef Bernd Meyerink. Der lächelt und kann nur bestätigen, dass der junge Mann seine Arbeit gewissenhaft erledigt. „Er ist sehr motiviert und möchte einfach arbeiten. Er will nicht länger nichts tun“, sagt Meyerink und klopft seinem Schützling dabei auf die Schulter. Insgesamt bekommt der leidenschaftliche Koch vom Amt 340 Euro. Dazu gibt es um die 100 Euro für seine Arbeit im Jugendhaus. Bei gutem Wetter fährt er mit dem Fahrrad, sonst Bus.
Seine Sprachkurse finanziert er selbst
Um überhaupt arbeiten zu dürfen, musste Sunny einen Antrag bei der Ausländerbehörde in Bad Oldesloe stellen. Nicht ganz so einfach, aber er hat es geschafft. Der Arbeitsvertrag wurde auf bestimmte Kriterien hin untersucht und schließlich genehmigt. Von der freien FSJ-Stelle hat Sunny von seiner Patin Britta Kohl-Boas erfahren. Sie steht ihm und seinen Geschwistern mit Rat und Tat zur Seite. Doch der Erfolg komme ganz allein durch Sunnys Motivation, sagt sie.
Aber nicht nur regelmäßig zur Arbeit, sondern auch zur Schule geht Sunny. Zweimal pro Woche besucht er einen Deutschkursus an der Volkshochschule (VHS). An eine öffentliche Schule kann er nicht gehen, er ist zu alt. Dort verbessert er seine Sprachkenntnisse, denn er hat ein genaues Ziel vor Augen: „Ich möchte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker oder zum Koch machen.“ Die Deutschkurse macht er freiwillig, finanzieren muss er sie selbst.
Wenn Sunny nicht gerade im Jugendhaus oder in der VHS ist, verbringt er seine freie Zeit gern gemeinsam mit seinen Geschwistern im Hindutempel in Hamburg. Oder der Hobbykoch zaubert eine warme Mahlzeit für seine Geschwister auf den Tisch. Er ist eben alles – nur nicht faul. Momentan hat er eine Aufenthaltserlaubnis für sechs Monate. Ob er bleiben darf, ist noch ungewiss.