Ahrensburg. Ein Teil der historischen Gemäuers ist einsturzgefährdet. Eine Abbruchgenehmigung haben die Architekten bereits beantragt.
Die historischen Fassaden der ehemaligen Klinik und der Rettungswache in Ahrensburg müssen erhalten bleiben. Das war die vornehmlichste Bedingung der Stadt für das Wohnungsbauprojekt der Sparkassen-Immobiliengesellschaft Holstein (SIG Holstein) auf dem Grundstück an der Manhagener Allee (wir berichteten). Nun wird wohl ein Teil der Fassade von 1899 dennoch abgerissen. Grund ist laut Ingenieur Rainhard Niegengerd, Bauleiter des Projekts, dass der abgewinkelte Abschnitt der Fassade am Gebäude der ehemaligen Klinik nicht standfest ist. Das habe ein Statiker nun bescheinigt. Das Ahrensburger Architektenbüro Hage.Felshart.Griesenberg, das im Auftrag der SIG Holstein an dem Projekt mit dem Namen Fasanenhof arbeitet, hat bereits eine Abbruchgenehmigung beantragt.
Der einstürzgefährdete Fassadenteil ist knapp 2,50 Meter breit
Rainhard Niegengerd: „Dabei handelt es sich um ein etwa zweieinhalb Meter breites Stück der Fassade unterhalb des Erkers.“ Zwei lange, vertikale Risse ziehen sich laut dem Ingenieur von oben bis unten durch das Gemäuer. Es ist der Teil der Fassade, der sich hinter dem Anbau mit dem Koglin-Gemälde verbarg und nach dem Abbruch dieses Gebäudeteils in der vergangenen Woche freigelegt wurde (wir berichteten). Er ist leicht abgewinkelt, und über ihm thronte ein Erker mit Türmchen. Abgesehen von den Rissen sei auch ein tragender Pfeiler hohl, und eine Fuge, die am vorderen Teil der Gebäudefassade anschließt, klaffe weit auseinander. „Die Fassade ist an der Stelle nicht mehr standsicher erhaltbar“, sagt Niegengerd, der sich dabei auf das Urteil des Statikers beruft. Er sagt: „Darüber ist natürlich niemand begeistert, nachdem wir bereits so viel Arbeit in den Erhalt der Fassade gesteckt haben.“
Mehrere Hunderttausend Euro kostet nach Angaben von Matthias Bernhard, Geschäftsführer der SIG Holstein, allein der Erhalt der etwa 20 Meter langen Fassade. Dazu wird etwa eine recht aufwendige Stützkonstruktion aus Stahl und einem sogenannten Schwerlastfundament, ausschließlich für die Fassadensicherung gegossen wird, benötigt.
Bürgermeister Michael Sarach sagt zum wohl bevorstehenden Abriss des Fassadenteils: „Das ist natürlich sehr bedauerlich.“ Sarach schätzt aber, dass Bauleiter Niegengerd ihn umgehend über das Problem informiert habe. Niegengerd sagt auch: „Aus jetziger Sicht sollte es beim Rest der Fassade keine Probleme geben.“ Architekt Jan Hage, der den Abbruchantrag für den betroffenen Fassadenteil gestellt hat, sagt: „Wir werden im Anschluss an den Abriss alles dem Originalzustand entsprechend wieder herrichten.“ Eine weitere Auflage in der Baugenehmigung, die die Stadt zum Jahreswechsel ausgestellt hatte.
Die Baugenehmigung war das Ende einer jahrelangen Debatte zwischen Verwaltung, Politik und der SIG Holstein um das Bauprojekt. Bereits 2012 hatte die SIG Holstein, ein Jahr nachdem die Klinik ihren Betrieb eingestellt hatte, das Grundstück gekauft.
Das Ziel: Die Gebäude auf dem Grundstück vollständig abzureißen und die Fläche mit drei bis vier Gebäuden neu zu bebauen. Den Entwurf lehnten die Stadtverordneten, die auch bei Bauvorhaben auf Privatgrundstücken ein Wörtchen mitzureden haben, ab. Sie forderten den Erhalt der Fassaden – auch um das Stadtbild im Ahrensburger Villenviertel zu schützen. Für die weitere Planung wurde daraufhin ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt, der die Rahmenbedingungen für den Bau ziemlich genau und auf mehreren Seiten festlegt.
Künftige Luxuswohnungen kosten bis zu 725.000 Euro
Zum Ende des kommenden Jahres soll das Elf-Millionen-Euro-Projekt an der Manhagener Allee – in der Top-Wohnlage in Ahrensburg, so das Exposé der SIG Holstein – abgeschlossen und der Fasanenhof bezugsfertig sein. Elf der 29 Luxuswohnungen (Preisspanne 190.000 bis 725.000 Euro) sind bereits verkauft. Zu jeder Wohnung kann zusätzlich ein Parkplatz in der Tiefgarage gekauft werden, der ebenfalls seinen Preis hat: 17.500 Euro. Die Wohnungen, die alle entweder einen Balkon, eine Loggia oder eine Terrasse beziehungsweise Dachterrasse haben, werden 53 bis 169 Quadratmeter groß sein. Im Innenhof soll ein Spielplatz für Kinder, Hochbeeten und Sitzmöglichkeiten entstehen.