Glinde. Ihre selbst gemachten Wandteppiche hängen in den Wachen. Dafür hat die Reinbekerin jetzt die Feuerwehr-Ehrenmedaille bekommen.

Alles begann mit einem Einkauf bei Aldi vor rund 25 Jahren. „Die hatten da so Packungen mit Nadel und Wolle zum Knüpfen von Sofakissen“, erinnert sich Elsa Eggert. Heute hängen selbst gemachte Wandteppiche von ihr in Rathäusern, Polizei- und Feuerwehrwachen. Ein Engagement, für das die 76 Jahre alte Rentnerin aus dem Reinbeker Stadtteil Ohe jetzt die Stormarner Feuerwehr-Edelmedaille bekommen hat.

Denn Geld nimmt Elsa Eggert für die Kunstwerke nicht, sie verschenkt sie. „Es ist doch schön, wenn andere sich darüber freuen“, so die Reinbekerin. Zu ihrem Hobby kam die frühere Fabrikmitarbeiterin, nachdem sie schon mit rund 50 Jahren in Rente gehen musste. „Ich hatte Freunde bei der Polizei in Glinde und an den Jacken entdeckte ich den Polizeistern“, sagt Eggert, die damals auf diese Weise ihr erstes Motiv fand: „Ich sagte: ,Gib mir mal den Stern mit‘.“

Elsa Eggert wird für ihr Engagement ausgezeichnet

Kreiswehrführer Gerd Reimann überreicht Elsa Eggert die Stormarner Feuerwehr-Ehrenmedaille
Kreiswehrführer Gerd Reimann überreicht Elsa Eggert die Stormarner Feuerwehr-Ehrenmedaille © Tom Reher
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde © Dorothea Benedikt
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde © Dorothea Benedikt
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde © Dorothea Benedikt
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde
Dieser Wandteppich hängt in der Feuerwehrwache in Glinde © Dorothea Benedikt
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Einige Monate später hing ein Wandteppich in der Polizeiwache. Und weil es so schön war, anderen eine Freund zu machen, knüpfte Elsa Eggert kurz darauf erneut einen Teppich, den die Polizei in Hamburg-Bergedorf bekam. Weil Eggert nicht nur ihre Leidenschaft fürs Knüpfen von Wandteppichen entdeckt hat, sondern auch für Wappen, lag es nahe, auch für das Rathaus ein Exemplar zu machen.

Ihr Bruder war Mitglied bei der Feuerwehr in Ohe

„Ich habe dann Bürgermeister Busch einen Wandteppich mit dem Wappen von Glinde überreicht“, erinnert sich Eggert mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Mit Hans-Peter Busch, der von 1984 bis 2002 Bürgermeister war, hatte sie einen neuen Freund gefunden, zu dem sie zum Kaffeetrinken ins Rathaus kommen konnte. Weil Busch so begeistert von der Handarbeit war, bat er die Reinbekerin, einen weiteren Wandteppich zu knüpfen, den er als Gastgeschenk mit in die französische Partnerstadt Saint-Sébastien-sur-Loire mitnahm. Somit dürfte auch dort im Rathaus ein selbst gemachter Teppich von Elsa Eggert hängen.

Ihr Faible für die Feuerwehr entdeckte die Rentnerin erst einige Jahre später. Ihr geliebter Bruder, der Mitglied bei der Feuerwehr in Ohe war, war gestorben und vererbte Elsa Eggert eine Sammlung diverser Feuerwehr-Modellautos. Diese hat sie dann der Feuerwehr in Glinde geschenkt. Es entstand eine bis heute andauernde Freundschaft. „Seitdem gehört sie zu uns“, sagt Tom Reher von der Wehr.

Einer ihrer Teppiche hängt jetzt bei einer Feuerwehr in Finnland

Und weil man Freunden auch gerne eine Freude breitet, knüpfte Elsa Eggert auch für die Wache Teppiche. Inzwischen hängen fünf davon bei der Feuerwehr in Glinde. Auch in den Wachen in Ohe, Oststeinbek, Reinbek, Hoisbüttel, bei der Berufsfeuerwehr in Bergedorf, dem Landesfeuerwehrverband in Kiel, und im Glinder Bundeswehr-Depot hängen ihre Werke. Die Kameraden aus Ohe haben sogar einen Wandteppich als Geschenk zur befreundeten Wehr nach Padasjoki in Finnland mitgenommen.

„Ich brauche immer einen Anlass und ein Wappen oder Logo“, sagt Eggert, die zu Jubiläen oder Einweihungen immer ein handgemachtes Geschenk dabei hat, insbesondere für ihre Lieblingswehr in Glinde. „Hier kann ich immer zum Klönen und Kaffeetrinken vorbeikommen“, so die alleinstehende Reinbekerin, die auch Zeitungsartikel für und über die Feuerwehr ausschneidet und feinsäuberlich in Ordnern archiviert. „Ich bin auch mal in einem Feuerwehrauto mitgefahren und war auf der Drehleiter“, sagt sie voller stolz. Auch bei Versammlungen der Kameraden ist Elsa Eggert immer dabei – zum Klönen und Kaffeetrinken. Dabei haben ihre Feuerwehrleute auch mal ein Geschenk für sie. „Ich weiß noch, dass ich für den ersten Wandteppich als Dankeschön ein Radio mit CD-Player bekam“, sagt Eggert, die seitdem CDs ihrer Lieblingsschlagerband „Die Amigos“ hören kann.

Feuerwehrleute spendierten ihr Karten für ihre Lieblings-Schlagerband

Damit nicht genug: Einige Jahre später schenkten die Kameraden ihrer Elsa sogar Konzertkarten für Die Amigos in Lübeck. „Weil wir eh dorthin mussten, ist Elsa standesgemäß mit einem Dienstfahrzeug nach Lübeck gefahren“, erinnert sich Tom Reher, der die Tickets inklusive anschließender Autogrammstunde organisiert hat. „Das war ein schöner Tag“, erinnert sich Elsa Eggert, die sonst sich einmal pro Woche zum Kaffeetrinken beim Roten Kreuz mit anderen Frauen trifft oder Bingo spielt.

Doch das Konzert war nicht die einzige Überraschung für Elsa Eggert. Ende März luden die Feuerwehrleute ihre Elsa ein, „bei einer größeren Fahrt mitzumachen“. Natürlich war die 76-Jährige dabei, ohne zu wissen, wohin es konkret geht. So fuhren die Kameraden mit der Rentnerin zur Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Stormarn in Hamberge.

„Da waren rund 300 Feuerwehrleute“, erinnert sich Eggert, die dort sofort neue Freundschaften schloss. „Noch bevor es richtig losging, kam sie mit dem Amtswehrführer von Nordstormarn ins Gespräch, der sie zu einer Besichtigung des Feuerwehrgerätehauses in Hamberge einlud.

Doch das sollte nicht die einzige Überraschung an diesem Abend bleiben. Plötzlich hielt Kreiswehrführer Gerd Riemann eine Laudatio auf Elsa Eggert, die völlig überrascht war. „Ich war sprachlos und konnte kaum die Freudentränen zurückhalten“, erinnert sie sich. An diesem Abend hat sie die Stormarner Feuerwehr-Ehrenmedaille von Riemann angesteckt bekommen. „Ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte“, sagt Eggert. Ein Foto von der Preisübergabe ließ sie sich einrahmen. Besonders stolz ist sie auch auf ihre Medaille, sowie die dazugehörende Bandschnalle (für Uniform) und den Anstecker, den sich Kameraden anstecken können, wenn sie zivil gekleidet sind. Diesen wird Elsa Eggert auch voller Stolz beim Maibaumfest der Feuerwehr tragen.