Barsbüttel. Beim Bürgervorsteher-Treffen wurde das ehrenamtliche Engagement der Bürger gewürdigt und zugleich zu wenig Hilfe aus Kiel beklagt.
Unter Freunden tauscht man sich aus – und packt auch unangenehme Wahrheiten auf den Tisch. So geschehen beim Treffen Stormarner Bürgervorsteher, die ihren regelmäßigen Gedankenaustausch unter das Freundschaftsmotiv stellen und jetzt in Barsbüttel zusammenkamen. Die unangenehme Wahrheit, die dabei zutage kam: Die Gemeinden stehen alle vor demselben Problem, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und dabei die Bevölkerung mitzunehmen. Und das unter ungünstigen Umständen: ständig steigende Zahl von Asylbewerbern, gesetzliche Auflagen, die die Akzeptanz der Bürger nicht förderten, und eine aus Sicht der Gemeinden unzureichende Unterstützung aus Kiel.
„Wir haben 65 Flüchtlinge. Im Mai kommen rund 40 dazu“, sagte Glindes Bürgervorsteher Rolf Budde (CDU). „Wir haben 140 Flüchtlinge. 100 weitere sind angekündigt“, sagte Barsbüttels Bürgervorsteher Friedrich-Wilhelm Tehge (CDU). „Und wir wissen nicht, wie es weitergeht. Vielleicht verdoppelt sich die Zahl. Und natürlich schreien nicht alle Bürger Hurra.“
Ehrenamtliche Betreuer sind am Limit, einige sind schon abgesprungen
Der Druck ist groß und die Unterbringung der Menschen aus Krisenländern keine Frage der Freiwilligkeit. „Wir müssen mit dieser Aufgabe fertig werden“, betonte Ahrensburgs Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU). „Dafür ist es wichtig, alle an einen Tisch zu holen und für Verständnis zu sorgen.“ Denn eins sei auch klar: „Wenn wir ins Ausland fahren, können wir zurück. Die Flüchtlinge können das nicht.“
Einig waren sich die Bürgervorsteher allerdings auch darin, dass die meisten in der Bevölkerung offen auf die Flüchtlinge zugingen. Mehr als das: Ohne das ehrenamtliche Engagement ginge es nicht. Doch selbst in dieser positiven Nachricht, steckte eine unangenehme Wahrheit. „25 engagieren sich bei uns im Arbeitskreis für Flüchtlinge“, sagte die Ammersbeker Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling (SPD). „Aber es knirscht. Viele sind am Limit. Einige sind schon abgesprungen.“ Gerade beim Deutsch-Unterricht stießen die Freiwilligen an Grenzen. „Wir stellen mit Bedauern fest, dass auf Ehrenamtler abgewälzt wird, wofür das Land sorgen sollte“, sagte Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller, der beim Treffen dabei war. Dass Asylbewerber, deren Verfahren noch nicht positiv beschieden wurde, nicht arbeiten dürften, erschwere die Lage zusätzlich. Schreitmüller: „So werden Vorurteile und Sozialneid geschürt.“ Das sei nicht hilfreich.