Dialogverfahren zur neuen Ostküstenleitung beginnt mit erster Konferenz in Bad Oldesloe. Die Bürger können bei der Planung mitreden. Weitere Veranstaltungen sollen folgen.
Bad Oldesloe. Die Konflikte sind programmiert. Doch „ohne Netzausbau keine Energiewende“, so lautet der Tenor, den Politiker und Netz-Betreiber fast gebetsmühlenartig wiederholen. Der Bau der Ostküstenleitung durch die Kreise Stormarn und Segeberg ist ein wichtiges Projekt für den Netzausbau in Schleswig-Holstein.
Jetzt werden die Bürger betroffener Regionen in die Planungen miteinbezogen. Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) und Mitarbeiter des Netzbetreibers Tennet kommen am Mittwoch, den 26. November, nach Bad Oldesloe in die Stormarnhalle (18 Uhr, Am Bürgerpark 4), um die Einwohner über das Projekt zu informieren. „Wir wollen die Sorgen der Bürger hören, diskutieren und nach guten Lösungen suchen“, sagt Minister Habeck. Im Klartext: Es geht darum, jenen Korridor auszumachen, der die geringsten Nachteile für die Nachbarn mit sich bringt.
Bürgermeister sind beunruhigt
Für Karin Dettke (CDU), Bürgermeisterin des Ortes Wesenberg, ist das keine beruhigende Ansage: „Unser Ort ist durch zwei Autobahnen, die Bundesstraße und die Eisenbahn ohnehin schon sehr belastet. Die Frage ist doch: Was wird von den 380.000-Volt-Leitungen nach unten abgestrahlt?“ Einfach akzeptieren würde sie die Trasse keinesfalls. „Die Einwohner waren schließlich zuerst da“, so Dettke. Wesenberg liegt an dem südlichsten der drei möglichen Trassenkorridore.
Die unterschiedlichen Optionen für die Stromleitungen von Ost nach West hatte Netzbetreiber Tennet im Frühjahr vorgestellt. Demnach könnte die nördlichste Variante entlang der Autobahn 20 gebaut werden. Eine weitere Möglichkeit verläuft an der bestehenden 220-Kilovolt-Leitung entlang. Dann wäre der Ort Travenbrück betroffen. Bürgermeister Peter Lengfeld (Wählergemeinschaft): „Ich hoffe, dass wir mehr Informationen erhalten, wo genau die Trasse langgehen soll.“ Bisher seien die Bewohner von Travenbrück noch gelassen. „Wir regen uns dann auf, wenn wir wissen, wann es losgeht und ob wir betroffen sind“, so Lengfeld.
Die Bürgerkonferenz ist die Auftaktveranstaltung zum sogenannten Dialogverfahren. Bis Mitte April sollen dann weitere Informationsveranstaltungen folgen. „Es ist wichtig, nicht an den Bürgern vorbeizuplanen“, sagt Tennet-Mitarbeiter John-Karl Herrmann. Er ist Referent für Bürgerbeteiligung und damit Ansprechpartner für alle Fragen und Sorgen. Herrmann betont: „Wir sammeln jetzt im Vorfeld so viele Informationen wie möglich. Eine Bürgerbeteiligung ist ausdrücklich erwünscht.“ Es sei wichtig, sich aktiv mit Hinweisen in die Planung einzubringen, damit Probleme rechtzeitig erkannt werden. „Aber es gibt natürlich trotzdem Grenzen“, sagt Herrmann. Es gehe darum, dass die Menschen verstehen: „Die Leitung ist nötig.“
Mindestabstand zu Häusern nicht vorgeschrieben
50 bis 60 Meter sollen die neuen Strommasten hoch sein. Mindestabstände, die beim Bau zu Siedlungen eingehalten werden müssen, gibt es allerdings keine. Lediglich der Grenzwert von 100 Mikrotesla – die Belastung durch das Magnetfeld – muss eingehalten werden. „Wenn es ganz extrem käme, dann ginge die Leitung direkt durch das Dorf“, sagt Hamberges Bürgermeister Paul Friedrich Beeck (CDU). „Wir haben ja schon drei 110-Kilovolt-Leitungen hier. Dazu zwei Autobahnen. Natürlich fragen dann die Leute: ‚Warum wir schon wieder?‘“
Welche der drei möglichen Stromtrassen letzten Endes gebaut wird, entscheidet das Amt für Planfeststellung und Energie des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Das anschließende offizielle Planfeststellungsverfahren für eine Baugenehmigung soll 2016/2017 beginnen. Strom fließen soll dann ab 2018.