Ahrensburg. Sturmtief Niklas hat Stormarn heftig getroffen. Jetzt muss aufgeräumt werden. Doch nicht allerorts gibt es im Kreis Entwarnung.
Niklas ist schuld. Schuld daran, dass ungezählte Stormarner am Mittwoch und wohl auch in den kommenden Tagen alle Hände voll zu tun haben. Während das Sturmtief in der Nacht zu Mittwoch weiter gezogen ist, sich nun über dem Baltikum austobt, kümmern sich seit dem Mittwochmorgen zahlreiche Mitarbeiter, etwa die der Kommunen, der Rettungsleitstelle sowie der Förstereien, um seine Hinterlassenschaften. Das sind vor allem umgekippte Bäume, Schäden an Hausdächern, abgedeckte Dachziegel und jede Menge Papierkram.
„Ich habe wenig Zeit zum Reden“, sagt Annette Kirchgeorg von der Umwelt- und Bauaufsicht im Ahrensburger Rathaus. Wegen Niklas natürlich. Die Fachdienstleiterin sowie zahlreiche Mitarbeiter des Bauhofes und der Landschaftspflege sind am Tag nach Niklas unterwegs und räumen auf. Dazu haben sie unter anderem zeitweise die Hagener Allee in Höhe des Forsts Hagen gesperrt. Dort waren Bäume umgekippt und Geäst auf die Straße geweht worden.
Auch die Förster der schleswig-holsteinischen Landesforsten und ihre Helfer sind in den Stormarner Wäldern unterwegs – Bäume fällen, entwurzelte Bäume abtransportieren, die Waldwege freiräumen. Andreas Körber von der Försterei Lütjensee, unter anderem Zuständig für den Beimoorwald bei Ahrensburg, sagt: „Es gibt noch viele gefährliche Bäume im Wald.“ Viele seien umgekippt, einige hingen noch in anderen Bäumen fest. Wie seine Kollegen Fritz Ole Wolter von der Försterei Reinbek und Michael Hansen von der Försterei Hahnheide rät Körber Spaziergängern davon ab, momentan in den Wald zu gehen. „Wir werden sicher noch die Ostertage brauchen, bis alle umgekippten und umsturzgefährdeten Bäume entfernt sind“, sagt Hansen.
Mehr als 100 Einsätze in Stormarn registrierte die Rettungsleitstelle
Jede Menge Papierkram liegt unterdessen auf dem Schreibtisch der Mitarbeiter der Rettungsleitstelle, die alle 112-Notrufe entgegennimmt und entsprechend die Feuerwehren, Rettungswagen und Notärzte zu den Einsatzorten schickt. „Allein für den Kreis Stormarn haben wir während des Sturms mehr als 100 Einsätze gehabt. Die Telefone standen bei uns während des Sturms keine Sekunde still“, sagt Carsten Horn, stellvertretender Leiter. Die Rettungsleitstelle mit Sitz in Bad Oldesloe ist auch für die Kreise Herzogtum-Lauenburg und Ostholstein zuständig. Horn: „Es wird noch etwas dauern, bis wir das Einsatzaufkommen ausgewertet haben.“ Doch erfreulich sei, so Horn, dass es nach bisherigen Erkenntnisstand keine ernsthaft verletzten Personen gegeben habe. „Die meisten Einsätze waren technische Hilfsleistungen wegen umgestürzter Bäume.“
Ab Windstärke 8 zahlt die Versicherung bei Schäden
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Dass es bei Sachschäden geblieben ist, liegt auch mit daran, dass ein Jugendlicher in Bargteheide unfassbares Glück gehabt hat. Der 14-Jährige war laut Polizei gegen 16.30 Uhr mit seinem Fahrrad am Julius-Gerken-Weg unterwegs, als ein sechs Meter großer Baum von einem Privatgrundstück auf den Fahrradweg stürzte und den Schüler unter sich begrub. Er wurde leicht verletzt und vorsorglich zur Beobachtung in ein Krankenhaus gebracht.
Bereits am Montag hatte ein umgestürzter Baum eine U-Bahn der Linie 1 zwischen der Haltestellen Ahrensburg-Ost und Schmalenbeck ausgebremst. Fast eine Stunde mussten die Fahrgäste warten, bis der Baum von den Gleisen geräumt und die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Und auch am Dienstag stürzten wieder Bäume auf die U-Bahn-Gleise. Aus dem Grund wurde ab 18 Uhr die Bahnstrecke zwischen den Stationen Volksdorf und Großhansdorf gesperrt.
Auch die Züge der Deutschen Bahn waren in Stormarn vom Sturm betroffen. Am Dienstagabend ist ein ICE auf der Strecke Hamburg–Berlin bei Reinbek liegengeblieben. Ein Baum war zuvor auf die Oberleitung gefallen. Der Zug wurde evakuiert. Die Regionalbahnen auf der Strecke Hamburg–Lübeck konnten durchfahren – allerdings nicht nach Fahrplan. Bahnsprecher Michael Greschniok: „Es hat leichte Verspätungen gegeben, zudem sind die Bahnen ab 16 Uhr mit gedrosselter Geschwindigkeit gefahren.“ So fuhren die Bahnen statt mit 120 bis 140 Kilometer pro Stunde nur noch 80 km/h.
Eine gute Nachricht für alle, die mit den Hinterlassenschaften von Niklas beschäftigt sind, hat Frank Böttcher, Experte vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. „Es kommen zwar noch kleinere Tiefdruckgebiete auf uns zu, die haben aber nicht annähernd die Orkanstärke, die Niklas hatte.“ Vielmehr bekomme der Norden in den kommenden Tagen „klassisches Aprilwetter“, wie Böttcher sagt. Das bedeutet: Temperaturen zwischen sechs und neun Grad, Graupel, Schnee und auch Gewitter sind wahrscheinlich – aber auch Sonnenschein.