Ahrensburg. Schauspieler der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg proben „Nee, sünd wi glücklich“. Die letzte Eigenproduktion der Spielzeit entführt Zuschauer in eine Welt von Schein und Sein

„Se hatt nix markt“, haucht Victor geheimbündlerisch in den Telefonapparat. Am anderen Ende der Leitung: seine Geliebte Marion. Am anderen Ende der Bühne: seine Frau Vilma – und die hat, ganz anders als von Victor vermutet, sehr wohl etwas gemerkt. Und sie plant bereits einen Rachefeldzug.

Ab jetzt beginnt die Fassade der heilen Ehe immer stärker an Substanz zu verlieren. Dazu kommt: Vilma und Victor sind Schauspieler. Als Ehepaar sind sie im Fernsehen als „Das glückliche Paar“ engagiert und mit der Serie gerade erst mit dem Fernsehpreis „Goldene Familie“ ausgezeichnet. Ein Traumpaar der Nation sind sie also. Nur im Privatleben sieht es anders aus. Delikat: Auch Victors Geliebte wirkt bei der Serie mit. Dort spielt sie die Tochter der Hauptdarsteller.

„Nee, sünd wi glücklich“ heißt das Stück von Curth Flatow in der niederdeutschen Fassung. Am Donnerstag, 23. April, ist Premiere bei der Niederdeutschen Bühne in Ahrensburg. „Das Stück ist gespickt mit Wortspielen und kleinen Gehässigkeiten“, sagt Hanspeter Isenberg, der Regie führt. „Darüber hinaus bietet es aber auch spannende Figuren.“ Eben deshalb will Isenberg in der Probenarbeit auch der Psychologie der Figuren nachgehen, um nicht nur bestimmte Typen-Klischees zu bedienen. „Es bleibt natürlich eine Komödie, aber wir wollen die ganzen Charaktere deutlich abbilden.“

Unangekündigte Gäste haben jede Menge Störpotenzial

Holger Meincke spielt den untreuen Ehegatten und freut sich ganz besonders über die vielen Szenen, in denen nur zwei Schauspieler auf der Bühne stehen. „Da kann man viel ausprobieren und bekommt ein gutes Gefühl für seinen Partner und die eigene Rolle“, sagt Meincke. An der Figur interessiere ihn vor allem das Spannungsfeld von Schein und Sein – „von dem, was Victor sein will, und dem, was er wirklich ist.“ Meincke: „Als Schauspieler hat Victor seine große Bühnenzeit hinter sich, wenn er sie denn überhaupt hatte.“ Erika Sonntag ist seine Bühnenpartnerin, spielt die stichelnde Ehefrau Vilma.

Zu den hausgemachten Problemen der beiden Protagonisten hat Autor Curth Flatow noch jede Menge Störpotenzial in Gestalt von unangekündigten Gäste erdacht. Einer davon ist Günter Rohde, gespielt von Jonas Weirauch, der als „penetranter Provinzjournalist“ – so die Formulierung des Theaters – eine Homestory über das Vorzeigepaar schreiben will. „Ein besonderes Bild hatte ich dabei nicht vor Augen“, sagt der 18-Jährige aus Großhansdorf, „ich bin da ein bisschen auf Anweisungen angewiesen.“

Die Komödie wurde ins Niederdeutsche übersetzt

Für Jonas ist es das erste Stück an der Niederdeutschen Bühne und der erste Einsatz als Schauspieler überhaupt. „Ich hab eine Anzeige gelesen und bei der Bühne angerufen“, sagt Jonas. Noch am selben Abend ging es zur ersten Probe, eine Woche später wurde er engagiert. Im Vorfeld hatte man Probleme gehabt, die Rolle zu besetzten. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Nachwuchs“, sagt Hanspeter Isenberg und lacht, „zu seinem Glück, hat Jonas die einzige hochdeutsche Rolle.“

In der hochdeutschen Vorlage spreche Günter Rohde Sächsisch, erzählt Isenberg, der die Komödie ins Niederdeutsche übersetzt hat. Abgesehen davon sei er bei seiner Arbeit jedoch nah am Original geblieben. „Das Stück ist perfekt, auch die Regieanweisungen habe ich belassen“, sagt der Regisseur. „Bis auf einen Satz, habe ich alles übernommen.“

„Ich habe gut reingefunden“, sagt Jonas Weirauch, der selbst kein Platt spricht. Das Meiste, was seine neuen Schauspieler-Kollegen auf der Bühne von sich geben, verstehe er aber gut, „vieles erschließt sich auch aus dem Kontext.“ Jetzt freue er sich schon auf die Premiere. Ein bisschen Lampenfieber wird er dann auch haben: „Ich hab gar nicht gewusst, wie groß der Saal ist, in dem wir spielen.“

Die Termine:

Premiere für „Nee, sünd wi glücklich“ ist am Donnerstag, 23. April, um 20 Uhr auf der Bühne des Alfred-Rust-Saals (Wulfsdorfer Weg 71) in Ahrensburg.

Karten sind ab Anfang April an den Theaterkassen in Ahrensburg (Große Straße 15a) und Bargteheide (Rathausstraße 25) erhältlich. Sie kosten zwischen sieben und zwölf Euro.

Weitere Vorstellungen sind am Freitag, 24. April, und am Freitag, 8. Mai.