Die Schauspieler der Niederdeutschen Bühne proben „Mit Geföhl un Wellenslag“. Die neue Inszenierung hat am 19. Februar Premiere. Im Mittelpunkt: zwei eingefleischte Junggesellen.
Ahrensburg. Baldur Müggenburg beobachtet das Geschehen aus der ersten Reihe – im Unterhemd. Die Kapitänsjacke hat er ausgezogen. Die Mütze liegt obendrauf. „Meine Güte. Bannig warm hier“, sagt er und schaut auf die Bühne des Ahrensburger Alfred-Rust-Saals. Dort kriegen sich zwei in die Haare und kommen so richtig ins Schwitzen: Peter und Kalli. Zwei Brüder. Nicht gerade die Hellsten. Aber schimpfen können sie. Und sich den Vogel zu zeigen ist für die dösigen Fischer so was wie ein Volkssport. Dass sich die Kerls nun aber auch noch an die Gurgel gehen, kann nur mit so etwas Komplizierten wie der Liebe zu tun haben. Jenny. Das Mädel macht sie kirre.
Besonders heftig sind die Auseinandersetzungen, weil Kalli und Peter eingefleischte Junggesellen sind. Sie haben die Büxen voll, dass das komodige Leben bald ein Ende haben könnte. Ob Jenny die Schale eines der beiden rauen Gesellen tatsächlich „knackt“, wird man sehen: Am Donnerstag, 19. Februar, feiert die Stormarner Speeldeel Premiere. Es wird auf jeden Fall mit „Geföhl un Wellenslag“ operiert.
Seit November probt die Truppe. Zweimal in der Woche lautet die vom Regisseur Hans-Jochim Eggers verordnete Dosis. Und es klappt schon recht ordentlich. „Ab. Schnell abgehen“, sagt Eggers, der auf das Timing achtet, während Baldur Müggenburg vom Zuschauerraum aus zusieht – mit dem Textbuch in der Hand, um seinen Einsatz nicht zu verpassen. „Ich hab’ auch mal einen von den beiden Jungs gespielt, den Peter. Aber da war ich noch deutlich jünger“, sagt der 70-Jährige, schmunzelt, schnappt sich Jacke und Mütze und macht sich auf den Weg auf die Bühne. „Diesmal spiele ich Käpt’n Brass.“ Auch ein ulkiger Vogel von der Waterkant. „Ein Tüdelbüdel“, konstatiert Müggenburg und schmeißt sich mit fast 25-jähriger Erfahrung bei der Niederdeutschen Bühne ins Probengeschehen.
Sich im Doppelpack doof anzustellen will gelernt sein
Kalli und Peter sind noch mächtig in Fahrt. „Pass bloß opp“, ruft Peter. Aber Kalli lässt sich nicht einschüchtern. Er hält tapfer dagegen. Für Manfred Gepp und Sven Mallon sind die beiden Jungs Paraderollen. Auch Slapstick müssen sie bringen. So schnappt sich Sven Mallon kurz darauf eine Leiter und soll sich dabei so blöd anstellen, dass niemand mehr ins Zimmer kommen kann. „Nimm die Leiter in die andere Hand. Trag sie quer“, sagt der Regisseur. „Ich weiß, was du meinst“, sagt Sven Mallon. „Lass mich nur eben die Szene zu Ende sprechen“. Sich im Doppelpack so trottelig anzustellen wie Dick und Doof will auch gekonnt sein.
Käpt’n Brass hält es mehr mit Bauernschläue. Wenn der Vergleich für einen Seemann erlaubt ist. Er ist ein Tüdelbüdel. Aber einer, der es faustdick hinter den Ohren hat. Seine Maxime: Eine Huushöllersch kann kündigen. Eine Ehefroo nich. Mit anderen Worten: Seine Zukünftige muss weniger Liebes- als Putzqualitäten haben. Die von ihm auserkorene Alma stört das nicht. Ein Blick. Zwei Sätze. Abgemacht.
Speeldeel wird in diesem Herbst 80 Jahre alt
„Dann können wir ja nur noch das Aufgebot bestellen“, sagt der Kapitän. Und Alma, gespielt von Hannelore Gehrmann, streicht sich das Kleid glatt. Die patente Hausfrau ist bei jedem ihrer Handgriffe unverkennbar. Nur die Tochter Jenny unter die Haube zu kriegen hat sie noch nicht hinbekommen. Dabei ist die offen für Angebote. „Ich mag euch beide“, erklärt sie den verdutzten Brüdern Kalli und Peter. Wenn die das gewusst hätten, hätten sie sich lieber um einen dicken Fang gekümmert, statt die junge Dame aus dem Meer zu fischen, die da ungefragt auf einer Luftmatratze dümpelnd in ihr Leben geschwappt ist. Wenn dat man goot geiht. Irgendwie ist von einem Sprung aus dem Fenster die Rede.
„Es gibt eine Überraschung“, sagt Eggers, der nicht nur Regisseur, sondern auch Schatzmeister ist. Davor war er Bühnenleiter und davor ganz lange Geschäftsführer. „Das dürfte jetzt meine 30. Inszenierung sein“, sagt der Ahrensburger. Und wie viele gab es insgesamt? „Mindestens 250. Die Speeldeel wird in diesem Herbst 80.“ Das schönste Geschenk wären neue Mitglieder. Vor allem jugendliche Liebhaber sind gefragt. Feurige oder gern auch so gekonnt dösige wie Kalli und Peter.