Leif Erik Pöppel, diplomierter Archivwissenschaftler aus Lübeck, arbeitet im Trittauer Rathauskeller die Geschichte des Ortes auf. Der 25-Jährige ist auch fürs Amt Siek zuständig.
Trittau. Wer Leif Erik Pöppel an seinen Arbeitsplatz folgt, landet im hinterletzten Winkel des Trittauer Rathauskellers. Dort, hinter einer weiß lackierten, dicken Stahltür verbirgt sich auf rund 15 Quadratmetern die Geschichte des Amtes Trittau. Und der 25 Jahre alte Pöppel entscheidet, was rein darf oder raus muss.
Seit Mitte November ist der diplomierte Archivwissenschaftler aus Lübeck Amtsarchivar von Trittau und Siek. Und hat damit die Nachfolge Oliver Meschs übernommen, der seit Sommer 2014 Bürgermeister in Trittau ist. Mit Pöppel hat die Verwaltung offenbar einen guten Fang gemacht: „Er kommt direkt von der Hochschule und ist auf dem neuesten Stand der Archivierungsmöglichkeiten“, sagt Bürgermeister Mesch. „Neue Leute, neue Ideen und eine neue Sichtweise – das tut einem Archiv einfach gut.“
Der Archivar entscheidet, welche Akten in den Reißwolf wandern
Mesch weiß, wovon er spricht: Vom Jahr 2001 an bis 2014 hatte er selbst noch die Stelle des Archivars inne. Bis 2001 hätten sich ehrenamtliche Helfer um das Archiv gekümmert, sagt Mesch. Denn erst seit 2001 sind Kommunen nach dem schleswig-holsteinischen Landesrecht dazu verpflichtet, ein Archiv zu führen.
„Gewisse Abläufe kann man sicher noch optimieren“, sagt Pöppel und lächelt verschmitzt durch seine Metallbrille. „Die Lagerung ist ja ein konstantes Thema in der Verwaltung.“ Weil die archivierten Akten immer mehr würden, müssten gute Lösungen gefunden werden.
An seinem Job in Trittau reizt ihn insbesondere das breite Spektrum der Aufgaben. „Vom Archiv her interessiert es mich, weil ich hier alles habe. Ich finde es zum Beispiel spannend, zu erfahren, was die Vereine so machen und welche Geschichte dahinter steckt“, sagt Pöppel. Auch sei es ein schönes Gefühl, wichtige Vorgänge innerhalb wie auch außerhalb der Verwaltung für künftige Generationen festzuhalten.
Pöppels Hauptaufgabe ist es, Entscheidungen zu treffen. Einen Großteil seiner Arbeitszeit verbringt er an seinem Schreibtisch im Büro. Er sichtet Akten und entscheidet, welche davon archiviert und welche vernichtet werden. Eine große Verantwortung: Der 25-Jährige ist zuständig für sämtliche Dokumente innerhalb der Ämter Trittau und Siek. Seit 2005 führen sie eine Archivgemeinschaft.
„Die Kommunen sind dazu verpflichtet, ihre abgeschlossenen Akten nach einer gewissen Lagerfrist dem Amtsarchiv anzubieten“, erklärt Pöppel. „Wenn also zum Beispiel die Akte zu einem Bauvorhaben abgeschlossen ist, sprich: das Gebäude fertig gebaut ist und da Menschen drin wohnen, dann kommt die Akte zunächst in die Altregistratur“, so Pöppel. Dort liegt sie etwa fünf bis zehn Jahre, je nach Vorschrift. Im Anschluss entscheidet der Archivar.
Pöppel und Mesch teilen auch Interesse für die Verwaltung
Etwa 90 bis 95 Prozent dieser Akten landen im Reißwolf. Der Rest wird von Pöppel gesichert: „Ich entmetallisiere die Akten, das heißt, ich entferne alle Heft- und Büroklammern. Dann sehe ich mir den Aktentitel an, vergebe eine Signatur und trage alle wichtigen Informationen am Computer in ein Archivprogramm ein“, sagt der Fachmann. Ein Teil der Dokumente wird dann noch digitalisiert. Dann wandert die Akte in den Kellerraum.
Was genau er dabei beachten muss, hat Pöppel an der Fachhochschule in Potsdam gelernt – neben Marburg bundesweit der einzige Ort in Deutschland, an dem das Studienfach Archivwissenschaften angeboten wird. Auch Trittaus Bürgermeister Mesch hat dort das Archivieren gelernt: Nach seinem Studium der Geschichte und Skadinavistik machte er in Potsdam eine Fortbildung zu dem Thema.
Und noch mehr Gemeinsamkeiten finden sich: Wie Pöppel war auch Mesch früher engagierter Pfadfinder. Außer der Vorliebe für Geschichte teilen sie auch das Interesse für die Verwaltung. Ob Pöppel dann Mesch auch als Bürgermeister folgen möchte? „Ich lasse Herrn Mesch da seine Zeit“, sagt der 25-Jährige und lacht. „Aber ich bin für alles offen.“ Mesch ergänzt scherzend: „Ich würde gern 18 Jahre machen – vom Alter her käme es also hin.“
Neben dem Amt als Archivar hat Pöppel auch den Geschäftsführer-Posten des Kulturzentrums Trittauer Wassermühle von Mesch übernommen. „Es ist interessant, sich auch mit etwas komplett anderem zu beschäftigen“, sagt Pöppel und wirkt zufrieden mit seiner Arbeit. Zum großen Glück fehlt dann wohl nur noch eines: Vielleicht verbirgt sich ja noch ein kleiner Schatz zwischen all den alten Akten. Wer weiß.