Die Sackgasse wird am Montag, 8. Dezember, umgebaut. Mitarbeiter heben die Sperrung in der Mitte der Straße auf, die Schilder werden angepasst. Damit endet ein Jahrzehnte dauernder Rechtsstreit.
Bargteheide. Für manche ist es das beste Weihnachtsgeschenk überhaupt. Für andere ist es eher eine Horrorvorstellung. Aber ändern lässt sich nun nichts mehr: Nach rund 30 Jahren wird das Kapitel Eckhorst geschlossen – und die Bargteheider Straße endgültig geöffnet. Es wird in aller Herrgottsfrühe passieren. Mitarbeiter des Bauhofes werden am Montag, 8. Dezember, um 6.30 Uhr anrücken und die Sperrung, also die Blumenkübel in der Mitte, entfernen und die Schilder anpassen.
Das kleine blaue Schild mit dem Symbol Sackgasse abzumontieren, dürfte schnell gehen. Es war nicht dauerhaft installiert, sondern nur auf das große gelbe Schild am Ortseingang aufgeschraubt worden – so sicher war man sich offenbar in der Stadt, dass die Öffnung der Straße erneut kommen werde. Dabei war die Sache angesichts des Zickzack-Kurses alles andere als klar.
Es war einmal eine Sackgasse. So fängt die schier unendliche Eckhorst-Geschichte an. 1980, nach der Aufstellung eines Bebauungsplanes, öffnete die Stadt die Straße. Die Anlieger monierten Fehler beim Aufstellen des Bebauungsplanes, bemängelten die Missachtung der Lärmbelastung, reichten Klage gegen die Öffnung ein und erhielten 1993 in einer höchstrichterlichen Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht Recht. Und dieses Recht haben die Anlieger in allen folgenden Auseinandersetzungen mit der Stadt erfolgreich verteidigt, bis zum Schluss. Ginge es nach der Rechtssprechung, müsste die Eckhorst Sackgasse bleiben.
„Wir sind trotzdem froh, dass es jetzt zu Ende ist“, sagt Anwohnerin und Klägerin Ingeborg Meier. „Es wurde gerade zum Schluss sehr nervenaufreibend.“ Mit 76 Jahren hat die Bargteheiderin nicht mehr die Kraft. Ihr Mann Otto ist bereits 78. Und der einstige Mitkläger Norbert Muras, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WfB, wohnt nicht mehr in der Eckhorst. Für das ältere Ehepaar ist es jetzt genug. Sie verzichteten auf ihr Recht. Das Verwaltungsgericht Schleswig fertigte ein sogenanntes Anerkenntnisurteil an. Der Weg für die endgültige Öffnung der einstigen Sackgasse ist frei.
Ob sie verbittert sei? Ingeborg Meier zögert. „Nein“, sagt sie schließlich. „Obwohl wir ja Recht haben.“ Aber die Kosten, um weiter gegen die Stadt vorzugehen, seien unübersehbar gewesen. Und dranbleiben hätte das Ehepaar Meier müssen. Denn die Stadt wollte den ganzen Fall wieder aufrollen. Anfang 2013 hatte die CDU diesen Antrag im Alleingang durchgesetzt. Obwohl die Stadt kurz zuvor per Zwangsvollstreckung vom Verwaltungsgericht dazu gezwungen worden war, die Straße zu schließen. Vorausgegangen waren der Versuch der Stadt, die Fehler mit einem neuen Bebauungsplan zu heilen und die Öffnung der Eckhorst im August 2012.
Aber das Gericht war auf Seite der Anlieger. Nach vier Wochen musste die Straße wieder dichtgemacht werden. Die Beschwerde gegen die Zwangsvollstreckung scheiterte. Nun blieb nur noch die Vollstreckungsgegenklage. Aber so weit kam es nicht. Die Eheleute Meier verzichteten auf ihre Rechte.
Auch die Stadt habe sich bewegt und sei auf die Anlieger zugekommen. „Wir haben ihre Interessen ernst genommen“, sagt Bürgermeister Henning Görtz und zählt auf: die Verschwenkung der Fahrbahn und die Verengung durch die Mittelfurt. „Damit ist die Eckhorst keine schlanke Abkürzung mehr, schon gar nicht für Lkw“, sagt der Bürgermeister. Und gerast werden könne hier auch nicht mehr. Görtz: „Außerdem haben wir mit der Öffnung gewartet, bis der zweite Teil der Westumgehung fertig war.“ So sei der außerörtliche Verkehr aus der Eckhorst rausgehalten worden.
Der innerörtliche Verkehr werde zunehmen. So sei es letztlich auch gedacht. Görtz: „Aber diese Strecke ist höchstens für ein Viertel des innerstädtischen Verkehrs interessant.“
Für Ingeborg Meier ein schwacher Trost. Als sie 1978 hier baute, reichte die Eckhorst nur bis zu Schlossstraße. Meier: „Dahinter war Wiese. Wir konnten im Badeanzug zum Freibad.“ Das ist alles vorbei. Meier: „Dafür hören wir jetzt die Autos auf dem Westring.“