Betrunkene Jugendliche und laute Musik: Bei einer ausgelassenen Feier im September riefen die Anwohner die Polizei. Auch zuvor sollen mehrfach lautstarke Partys in dem Haus der Stadt gefeiert worden sein.

Reinbek. Schön haben sie es, die Anwohner der Straße Krummbögen im Reinbeker Ortsteil Krabbenkamp. Einzelhäuser mit gepflegten Gärten reihen sich aneinander, am Ende der Sackgasse geht es direkt in den Sachsenwald. Bis zur Bille sind es nur wenige Meter. Hier lässt es sich ruhig leben. Doch an Wochenenden war es in den vergangenen Monaten mit der Idylle gleich mehrmals vorbei. Jugendliche feierten in der Begegnungsstätte Holzhaus in unmittelbarer Nähe rauschende Feste. Dabei floss reichlich Alkohol. Die Anwohner sind genervt. Zuletzt musste sogar die Polizei anrücken. Jetzt reagiert die Stadt, die Eigentümer der Räumlichkeiten ist. Sie verbietet die Jugendpartys.

Zuletzt eskalierte die Situation am 19. September, einem Freitag. Rentner Wolfgang Kröncke, seit 36 Jahren im Krummbögen ansässig, kann sich noch genau an die Nacht erinnern. Er schildert sie so: „Vor unserem Grundstück sind kreischende Mädchen herumgelaufen, die Straße war mit Autos zugeparkt. Die Jugendlichen haben die Heckklappen hochgezogen und die Musik voll aufgedreht. Die Bässe waren so laut, dass wir kein Auge zubekommen haben. Da waren über 100 Leute im Holzhaus und nicht wenige betrunken.“

Seine Lebensgefährtin habe gegen 22 Uhr noch aus dem Fenster gerufen und um Ruhe gebeten. Ohne Erfolg. Den Anwohnern wurde es schließlich zu bunt – sie alarmierten die Polizei.

„Wir hatten dort um 0.14 Uhr einen Einsatz mit zwei Streifenwagen“, bestätigt Reinbeks Polizeichef Eggert Werk. 150 Jugendliche hätten im Holzhaus gefeiert. Der Beamte berichtet von einer Rangelei. Er sagt: „Als wir eintrafen, hatte sich die Lage beruhigt. Trotzdem haben wir einige Störenfriede nach Hause geschickt.“ Laut Werk hat es im vergangenen Jahr dort wiederholt Einsätze gegeben. „Ich kann den Ärger der Anwohner nachvollziehen, denn die Lärmbelästigung war erheblich.“

Offenbar hatte das Eingreifen der Polizei in jener Nacht nicht die gewünschte Wirkung. „Die Jugendlichen haben, nachdem die Streifenwagen abgerückt sind, einfach weitergemacht und bis um 3 Uhr die Puppen tanzen lassen“, sagt Anwohner Wilfried Schmieder. „Und jedes Mal dürfen wir am Morgen danach die leeren Bier- und Whiskyflaschen aus unseren Vorgärten entsorgen.“ Seine Nachbarin Heidemarie Soproni musste sogar Tampons und Binden auf ihrem Grundstück einsammeln. Sie klagt: „Das geht eine Nummer zu weit.“

Rund ein halbes Dutzend Mal sind die Feiern in diesem Jahr laut Kröncke ausgeufert. Der 69-Jährige hatte Hiltrud Sokollek, die das Holzhaus im Auftrag der Stadt vermietet, bereits vor Wochen aufgefordert, die Buchungsmöglichkeit per Internet zu streichen. „Das Haus ist für die einheimischen Bürger gedacht. Aber tatsächlich kommen die Feiernden auch aus Bergedorf, St. Georg und sogar Pinneberg“, sagt er.

Sokollek lebt selbst im beschaulichen Reinbeker Ortsteil und ist Mitglied der Initiative Holzhaus, der rund 30 Mitglieder angehören. Sie vermietet die Räumlichkeit seit zehn Jahren ehrenamtlich. Kinder und Jugendliche haben das überwiegend aus Spenden finanzierte Gebäude selbst gebaut. Die Kleinen können hier Geburtstage feiern, „und bei Schulklassen ist es sehr beliebt“, sagt Sokollek. Derzeit bietet die Initiative Töpfern an. Für die Nutzung des Holzhauses, das mit Bollerofen zum Selbstheizen und Komposttoilette ausgestattet ist, ist eine Spende von mindestens 30 Euro vorgesehen.

Eigentlich muss ein Erwachsener dabei sein

„Bei den Jugendpartys am Wochenende ist die Teilnehmerzahl auf 25 Personen begrenzt, und ein Erwachsener muss dabei sein“, sagt die 60-Jährige. Normalerweise werde das auch kontrolliert. Sokollek gibt zu, dass das am 19. September nicht der Fall gewesen ist. „Es ist aber erst zwei Mal passiert, dass die Veranstaltung so aus dem Ruder gelaufen ist.“

Dem widerspricht Kröncke energisch. Zwei Wochen zuvor hätten rund 80 Jugendliche für Lärm gesorgt, und damals sei auch nicht kontrolliert worden. „Ich habe Frau Sokollek deswegen nachts aus dem Bett geklingelt.“ Die anderen Male seien ebenfalls weitaus mehr als 25 Personen im Holzhaus gewesen. Diese Version bestätigt Wilfried Schmieder. Der 74-Jährige hat sich bereits mehrmals bei der Stadt über den Zustand beschwert. Davon zeugt ein prall gefüllter Aktenordner. Er sagt: „Passiert ist jedoch nichts.“ Bis jetzt.

Für Ulrich Gerwe, Jugendbeauftragter der Stadt Reinbek, haben die Geschehnisse vom 19. September das Fass zum Überlaufen gebracht. Er sagt: „Vorerst wird es keine Jugendpartys im Holzhaus mehr geben. Wir legen den Fokus jetzt auf Kindergärten und Schulklassen.“ Laut Gerwe hat es bereits vor Jahren Ausschreitungen samt Körperverletzungen auf Partys im Holzhaus Krabbenkamp gegeben. Deshalb habe man bereits damals die Vermietung für einige Zeit eingestellt. Der Jugendbeauftragte: „Wer feiern will, kann das im Jugendzentrum am Schloss machen. Dort muss ein Sicherheitsdienst dazugebucht werden.“