Die Stadt Hamburg als Eigentümer des Großensees will sich von dem Gewässer trennen. Die Gemeinde kann sich am Bieterverfahren beteiligen. Bürgermeister lädt zu Informationsveranstaltung.
Großensee/Hamburg. Der Großensee könnte bald einen neuen Eigentümer haben. Die Hansestadt Hamburg, der das 754.000 Quadratmeter große Gewässer gehört, will ihn verkaufen. Über das Unternehmen PMC Immobilienmanagement soll ein sogenanntes beschränktes Bieterverfahren angestrengt werden.
Hamburg verkauft ausschließlich den See. Der Uferbereich, zu dem auch das Strandbad gehört, ist Eigentum der Kommune. Sollte jemand den See kaufen, der Pläne verfolgt, die nicht mit dem Bad vereinbar sind, würde der Verkauf für Großensee zum Problem. An dem Bieterverfahren wird sich daher wohl auch die Gemeinde beteiligen. „Eine solche Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen“, sagt Großensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers. Weiter möchte er sich zu dem Thema derzeit nicht äußern.
Der Bürgermeister hat die Einwohner zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Am kommenden Donnerstag, 28. August, um 19.30 Uhr im Dörphus will Lindemann-Eggers die Bürger über den aktuellen Stand der Dinge aufklären und „gemeinsam erörtern, wie wir vorgehen sollen“. „Ich hoffe auf ein Feedback aus der Bevölkerung“, sagt Lindemann-Eggers.
Für viel Bürger hat der See einen hohen emotionalen Wert
Dass der Bürgermeister bei der Infoveranstaltung Rückmeldungen erhalten wird, scheint sicher. Der Zulauf wird voraussichtlich groß sein. Für viele Einwohner der Gemeinde ist der Großensee ein wichtiges Standortmerkmal mit hohem emotionalem Wert. „Viele Bürger hängen am See“, sagt etwa Elke Reimers, die seit 73 Jahren in Großensee lebt und ein Haus direkt am Ufer des Gewässers besitzt. Sie hat vor, zu der Infoveranstaltung zu gehen. „Ich finde das unerhört und wäre nicht damit einverstanden, wenn sich am See etwas zum Nachteil der Einwohner ändert.“ Vor Jahren habe schon einmal zur Diskussion gestanden, ob der Großensee verkauft werden solle. „Damals hieß es, es könne möglicherweise eine Pacht für Anwohner gefordert werden“, sagt Reimers, die vor allem ein Badeverbot fürchtet. „Am besten wäre es, wenn die Gemeinde den See kaufen würde.“ Ihr Mann Werner Reimers ist derselben Meinung. „Es ist schade, dass der Verkauf überhaupt im Raum steht. Bisher ist doch alles gut gelaufen.“
Elke und Werner Reimers’ Nachbarin Marlene Friedrich wird ebenfalls am Donnerstag ins Dörphus gehen. „Es kommt darauf an, wer den See kaufen will und was der neue Eigentümer damit vorhat. Ich hätte vor allem Angst, dass man beispielsweise eine große Ferienattraktion aus unserem See machen will und dass die Anwohner ihr Nutzungsrecht verlieren“, sagt Friedrich.
Es herrscht Unsicherheit in der Gemeinde. Viele fragen sich, was mit dem See und dem umliegenden Gelände passieren wird, wenn der Eigentümer wechselt. „Wenn der Falsche kauft, wird der See vielleicht eingezäunt“, sagt Brigitte Haufe, die häufig im Großensee schwimmt. Auch sie will zu der Infoveranstaltung gehen. „Wir brauchen Gewissheit darüber, was sich für die Gemeinde ändert.“
Über den Preis schweigt die Hamburger Finanzbehörde
Karsten Lindemann-Eggers sieht die Veranstaltung am Donnerstagabend vor allem als Möglichkeit zur Aufklärung über die aktuelle Situation. Die Entscheidung der Stadt Hamburg, den See verkaufen zu wollen, sei „für uns und unser Dorf von weitreichender Bedeutung“, wie der Bürgermeister in der Einladung zu der Versammlung formuliert, die die Einwohner erhalten haben.
Dass die Gemeinde selbst den See kauft, kann sich offenbar auch die Stadt Hamburg vorstellen. Wie die zuständige Finanzbehörde dem Abendblatt auf Anfrage mitteilt, können in dem beschränkten Bieterverfahren nur Bewerber mit einem sogenannten Alleinstellungsmerkmal ein Gebot abgeben. Dazu habe man unter anderem die Gemeinde Großensee und das Land Schleswig-Holstein angeschrieben. Zu An- und Verkaufspreisen gebe die Finanzbehörde grundsätzliche keine Auskünfte.
Der über öffentliche Wege der Gemeinde erreichbare Großensee gehört seit 1937 der Stadt Hamburg. Mit dem in Kraft tretenden Groß-Hamburg-Gesetz wurde die Hansestadt unter anderem um den heutigen Bezirk Wandsbek erweitert. Zu Wandsbek gehörte damals der Großensee, der von Hamburg übernommen wurde. Wie der Sprecher der Finanzbehörde mitteilt, diene der Großensee der Stadt Hamburg aber schon seit dem Jahr 1989 nicht mehr als Wasserreservoir. Somit gebe es keine weitere Verwendung für den See.
Das Unternehmen Hamburg Wasser hat eines seiner zwei Wasserwerke auf schleswig-holsteinischem Boden in Großensee. Das andere steht in Großhansdorf. Durch das Werk wird Grundwasser gefördert.
Der anstehende Verkauf ist nicht die einzige Baustelle am Großensee. Wie berichtet, streiten die Gemeinde und der Pächter des an das Freibad angrenzenden Restaurants, Felix Schickler, der auch das Strandbad betreibt, über die vertraglich vereinbarten Kassenöffnungszeiten.