Schließt der Pächter des Strandbades Großensee die Kasse zu früh? Felix Schickler und die Gemeinde werfen sich gegenseitig Versäumnisse vor. Gäste müssen auch nach 18.30 Uhr zahlen.
Großensee. Mitten in der Hochsaison des Badebetriebes sorgt ein Streit zwischen der Gemeinde Großensee als Eigentümerin des Strandbades und dem Betreiber für Unmut unter den Badegästen. Bislang zahlten die, nachdem die Kasse wochentags um 18.30 Uhr geschlossen worden war, keinen Eintritt mehr. Damit ist jetzt Schluss, denn die Gemeinde treibt das Geld nun eigenhändig ein.
Grund ist eine Auseinandersetzung über den Vertrag zwischen der Gemeinde Großensee und Felix Schickler, der als Pächter des angrenzenden Restaurants Strandtheke auch das Freibad betreibt. Schickler erhält für seine Arbeit eine Provision, während die Einnahmen an die Gemeinde gehen. Offenbar gibt es jetzt jedoch Uneinigkeiten über die vertraglich vereinbarten Kassenöffnungszeiten. „Wir beschäftigen uns mit dem Thema“, bestätigt Großensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers gegenüber dem Abendblatt. Weiter möchte er sich inhaltlich nicht offiziell äußern.
Laut Vertrag soll die Gemeinde Schickler jährlich die Kassenöffnungszeiten während der Saison, die am 24. August endet, mitteilen, heißt es aus Gemeindekreisen. Dies habe man schriftlich getan. Die Kasse sei täglich von 9 bis 21 Uhr zu öffnen. Schickler halte sich jedoch nicht daran, öffne die Kasse wochentags erst um 10 Uhr und schließe sie bereits um 18.30 Uhr wieder.
Die Gemeinde stelle daher den Kartenverkauf sicher, wenn der Kiosk, an dem die Besucher auch den Eintritt bezahlen, geschlossen habe. Dafür setzten sich Gemeindevertreter und 450-Euro-Jobber an eine provisorische Kasse. Das offenbar nicht nur mit dem Ziel, die fehlenden Einnahmen – Erwachsene zahlen 2,50 Euro, Kinder einen Euro – einzutreiben. Vielmehr geht es wohl darum, bei einer Auseinandersetzung vor Gericht beweisen zu können, dass der Gemeinde finanzielle Verluste entstehen, und deren Höhe beziffern zu können. Bisherige Versuche, die Situation zu klären, seien gescheitert. Der Kontakt zu Schickler sei „schwierig“.
Pächter Felix Schickler kassierte am Mittwochmittag selbst im Strandbad
Der stellt die Situation anders dar: Im vertrag sei zwar festgehalten, dass die Gemeinde die jährlichen Öffnungszeiten dem Betreiber mitteile, dies betreffe jedoch die wetterabhängige Saisoneröffnung. „Von neuen Betriebszeiten innerhalb der Saison war nie die Rede“, erklärt Schickler in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Pächter war am Mittwochmittag selbst in dem Kiosk anzutreffen, wo er Eintritt von den Badegästen kassierte. Persönlich äußern wollte er sich jedoch nicht.
In der Stellungnahme zählt Schickler diverse Mängel im Strandbad auf, für deren Beseitigung die Gemeinde zuständig sei. Er nennt unter anderem einen kaputten Badesteg, tote Äste, die die Badegäste gefährdeten, sowie fehlende Duschen. Auch sei es lange Zeit nicht gelungen, überhaupt eine Badeaufsicht einzustellen. „Im laufenden Sommer hat uns die Gemeinde nun zum wiederholten Mal eine außerordentliche Kündigung geschickt. Wir glauben, dass dies eine Reaktion auf unsere Forderung ist, die Gemeinde solle mehr für die Badegäste tun“, heißt es in dem Schreiben.
Nicht zum ersten Mal gibt es Streit zwischen Schickler und der Gemeinde. Sie möchte den Pächter offenbar schon seit Längerem wieder loswerden. Schickler hatte den Gastronomiebetrieb vor mehr als drei Jahren übernommen und renoviert. Nun sucht er allerdings schon seit Monaten einen Unterpächter für die Immobilie, wie auf der Internetseite der Ahrensburger Maklerin Dunja Paasch nachzulesen ist. Dort wird das Restaurant für eine Kaltmiete von 2000 Euro plus 55.000 Euro Abstand angeboten. Zu diesem Thema möchte sich Schickler überhaupt nicht äußern.
Wie aus Gemeindekreisen zu erfahren ist, habe es bereits diverse Interessierte gegeben. Ein neues Pachtverhältnis sei jedoch nicht zustande gekommen.
Für die Badegäste ist unterdessen die Situation im Strandbad teils schwer nachzuvollziehen. „Wenn man nur abends zum Schwimmen herkommen möchte, sind 2,50 Euro für einige schon heftig“, sagt eine Trittauerin. Sie komme beinahe täglich in das Strandbad, allerdings bereits tagsüber, und bleibe dann mehrere Stunden. „Dann ist mir der Besuch das Eintrittsgeld wert.“
Eine Badeaufsicht ist am späten Abend in dem Naturbad nicht mehr tätig. Bis 19.30 Uhr passen am Wochenende Mitglieder der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) und wochentags von der Gemeinde finanzierte Rettungsschwimmer auf. Dass die Gemeinde ab 9 Uhr Eintrittsgeld kassiere, aber erst ab 10.30 Uhr eine Badeaufsicht stelle, sei gerade grotesk, meint Pächter Schickler.
Auch Petra Weth ist der Meinung, dass die Gemeinde eine andere Lösung finden müsste, als abends selbstständig abzukassieren. Ein bisschen kann sie die Reaktion der Gemeinde aber auch nachvollziehen: „Die Schwimmer, die abends kommen, müssen ja nicht hier schwimmen. Sie könnten ja auch einfach ein Stück weiter ins Wasser gehen.“