Badmintonspieler bekommen kein Visum, weil sie angeblich als Profis beim TSV Trittau engagiert sind. Ihren Antrag begründen sie aber mit einem Sprachkursus. Nun ist das Innenministerium eingeschaltet.
Trittau/Bad Oldesloe. Sie wollten eigentlich nur für einen Heimaturlaub nach Indonesien reisen, um ihre Familien zu besuchen. Meisy Jolly Lee und Gustaf Mochamed Firdaus sollten seit vergangenem Sonnabend wieder in Trittau sein, wo sie seit einem Jahr leben. Doch an der Ausreise wurden sie gehindert, weil sie kein weiteres Visum für Deutschland haben.
„Dabei sollte alles geregelt sein. Das hat uns die Ausländerbehörde in Bad Oldesloe vor Wochen zugesichert. Ich habe Meisy auch schon für einen Sprachkursus angemeldet und ihn bezahlt“, sagt Kim Persson. Der gebürtige Däne leitet die Sparte Badminton beim TSV Trittau und beherbergt Firdaus und Lee seit einem Jahr. „Sie haben während ihrer Zeit in Trittau einen Deutsch-Sprachkursus absolviert und nebenbei im Verein Badminton gespielt. Die Behörde unterstellt uns nun, junge Menschen nur deshalb aus Indonesien zu holen, um sie für unseren Verein spielen zu lassen.“ Das sei ein schwerwiegender Vorwurf. Die beiden seien keine professionellen Spieler und bekämen kein Geld für ihren sportlichen Einsatz im Verein.
Die Entscheidung über Lees Antrag steht bisher noch aus, Firdaus’ ist abgelehnt. Meisy Jolly Lee sollte während ihres erneuten Aufenthalts einen studienvorbereitenden Sprachkursus machen, um anschließend in Deutschland studieren zu können. Firdaus wollte die Familie Persson für weitere drei Monate besuchen. „Sein Deutsch reicht leider nicht aus, um sich hier weiterzubilden. Aber er sollte uns und seine Freunde nochmals treffen und eine schöne Zeit hier verbringen“, sagt Persson.
Die Familie hat außerdem eine weiteres Mädchen aus Indonesien eingeladen. Der Visumsantrag von Maziyyah Nadhir wurde aber bereits abgelehnt. Die Deutsche Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta beruft sich bei der Ablehnung, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt, auf die Erkenntnisse der Ausländerbehörde. Die sieht den Sprachkursus offenbar als „vorgeschobenen Aufenthaltszweck“, damit Nadhir für den örtlichen Verein Badminton spielen kann. Die Behörde habe ihre Zustimmung verweigert, heißt es weiter. „Deswegen sehe es auch für den Antrag von Lee schlecht aus, hat uns eine Behördenmitarbeiterin gesagt“, berichtet Kim Persson. Andreas Willkomm, Pressewart der Badmintonsparte, fügt hinzu: „Lee und Firdaus haben zwar bei uns gespielt, waren aber keine professionellen Spieler. Dafür hatten sie auch gar keine Zeit, weil sie hier einen Intensivsprachkursus absolviert haben.“ Persson und Willkomm sind entsetzt über die Vorgehensweise der Behörde.
Persson engagiert sich nach eigenen Angaben seit Jahren mit seiner Familie für junge Menschen aus Indonesien, damit sie eine Zukunft haben, wenn sie in ihr Land zurückkehren. „Der Kontakt zu den Indonesiern ist über meinen Sohn entstanden, der sie in Indonesien als Profispieler über den Sport kennengelernt hat.“ In ihrem Heimatland seien die drei nämlich Profispieler gewesen, dann aber aus dem Nationalkader aussortiert worden. „Wir möchten ihnen eine neue Perspektive bieten. Meisy und Gustaf sind für uns zu Familienmitgliedern geworden“, sagt Kim Persson. Dass sie gut Badminton spielten und sich beim TSV engagierten, werde ihnen nun zum Verhängnis.
Innenminister war Zuschauer bei Spielen des Badmintonteams
Nun liegt der Fall auf dem Tisch von Landrat Klaus Plöger und Innenminister Andreas Breitner, an die Persson persönlich geschrieben hat. In seinem Schreiben an den Landrat erklärt der Spartenvorsitzende: „Meisy Jolly Lee und Gustaf Firdaus kamen auf unsere Einladung und Kosten nach Deutschland, wo sie einen von uns, der Familie Persson, finanzierten Sprachkursus besuchten.“ Er erklärt auch, dass der Indonesier Ary Trisnanto ebenfalls für den Verein spielt und inzwischen eine Ausbildung zum Zahntechniker macht. „Auch er lebt bei uns im Haus und ist zum Familienmitglied für uns geworden“, sagt Persson.
Die Kreisverwaltung möchte sich zu dem laufenden Verfahren nicht konkret äußern. Die Kreisverwaltungsdirektorin Anja Kühl sagt dazu: „Die Frage, ob die Indonesier Badminton gegen Geld oder nur hobbymäßig spielen, muss geprüft werden. Wir haben außerdem nun beim Innenministerium angefragt, wie mit dieser Situation zu verfahren ist, damit wir landeskonform entscheiden können.“ Eine Antwort erwarte der Kreis in der nächsten Woche. Das Ministerium war für eine Stellungnahme am Donnerstag nicht erreichbar.
Auch Kim Persson wartet auf eine Antwort des Innenministeriums. Andreas Breitner ist das Badmintonteam des TSV nicht unbekannt. Er hat selbst schon Spiele des Erstligisten besucht und zeigte sich damals begeistert von der Leistung des Vereins. „Wenn Meisy und Gustaf professionell spielen wollten, dann würden sie nicht zu uns kommen, wo es kein Geld gibt. Dafür ist Ary Trisnanto der beste Beweis“, sagt Andreas Willkomm. Er und die Perssons hoffen auf eine gütliche Lösung.