Schleswig-Holsteins Politiker Andreas Breiter sitzt bei der Partie gegen Spitzenreiter BV Mülheim in der ersten Reihe. Liganeuling aus Stormarn unterliegt nach hart umkämpften Matches 1:5.
Trittau. Das letzte Match der Begegnung zwischen dem TSV Trittau und dem 1. BV Mülheim lief noch, als Sabina Persson zufrieden eine erste Bilanz zog. „Egal, ob mein Sohn diese Partie gewinnt oder nicht, wir haben uns gegen den Spitzenreiter besser verkauft als im Hinspiel“, sagte die Sprecherin der Badmintonsparte. Auf den Filius war Verlass. Nikolaj Persson verwies Alexander Roovers in zwei Sätzen (21:15, 21:16) in die Schranken und sicherte dem Liganeuling in der letzten Bundesligapartie des Jahres den einzigen Ehrenpunkt.
1:5 endete die Partie aus Sicht des Tabellenvorletzten. Also mit dem selben Ergebnis wie aus der Hinrunde. Und dennoch: Im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen lieferte Trittaus Badmintonmannschaft gegen den ungeschlagenen Tabellenführer diesmal eine couragierte und kämpferisch starke Leistung ab. Nur knapp unterlag Ary Trisnanto dem in der Weltrangliste auf Rang 42 geführten Ukrainer Dmytro Zavadsky. Nach Verlust des ersten Durchgangs (14:21) konnte der für Trittau spielende Indonesier im zweiten Abschnitt nach Sätzen ausgleichen (21:15), ehe er den dritten (17:21) ebenfalls verlor. „Zavadsky ist ein Profi, dafür hat sich Ary ausgezeichnet geschlagen“, sagte Persson. Auch im gemischten Doppel stand der Ausgang lange auf des Messers Schneide: Jelle Maas/Alyssa Lim verpassten gegen Marcus Ellis /Michaela Pfeiffer nach zwei hart umkämpften Sätzen (19:21, 21:23) nur knapp einen weiteren Punkt der Stormarner.
„Heute haben wir bewiesen, dass wir den Sprung von der Zweiten in die Erste Bundesliga geschafft haben und uns sogar gegen eine Spitzenmannschaft wie Mülheim nicht verstecken brauchen“, sagte Persson. Ehrengast Andreas Breitner blieb bis zum letzten Ballwechsel auf seinem Platz sitzen und verfolgte gebannt das Geschehen in der Sporthalle an der Heinrich-Hertz-Straße.
„Es hat sich bis ins Kieler Innenministerium herumgesprochen, dass in Trittau einige – im positiven Sinne – Badmintonverrückte am Werke sind. Davon wollte ich mich selbst überzeugen“, sagte Schleswig-Holsteins Innenminister. Währenddessen ließ er seinen Blick durch die festlich hergerichtete Halle schweifen. „Das Ganze hier hat Stil und Charme“, sagte Breitner. „Und wo Stil und Charme zu Hause sind, komme ich gern wieder hin.“ In seiner Freizeit zieht der Politiker allerdings den größeren Fußball vor. Auch in Stormarn: „Mit meiner Mannschaft, dem FC Landtag, haben wir im Sommer beim Glinder Fußballturnier die Aktion ‚Rechts steht im Abseits‘ unterstützt“, sagte Breitner.
Ob es an dem Besuch von Schleswig-Holsteins Spitzenpolitiker lag oder doch eher an dem Debüt im Badminton-Oberhaus: Die erst 18Jahre alte Bargteheiderin Joyce Grimm hatte schwer mit dem Lampenfieber zu kämpfen. „Ich war noch nie so aufgeregt wie vor meiner ersten Auftritt in der Bundesliga“, sagte sie.
Verständlich: Die aus Trittaus dritter Mannschaft (Verbandsliga) aufgerückte Chemiestudentin sollte die erkrankte Sarah Walker ersetzten. Demzufolge war das Damendoppel mit Alyssa Lim gegen Judith Meulendijks/Michaela Pfeiffer geprägt von Grimms Nervosität und ging mit 11:21, 9:21 verloren. Im Dameneinzel traf die 18-Jährige erneut auf Meulendijks, die 2000 bei den Olympischen Spielen im australischen Sydney dem niederländischen Badmintonkader angehörte. Grimm verlor in zwei Sätzen (11:21, 14:21), hatte aber ihr Ziel – gegen die 35Jahre alte ehemalige Weltklassespielerin zweistellig zu Punkten – in beiden Durchgängen erreicht.
„Joyce hat ihre Sache hervorragend gemacht“, sagte Persson. Enttäuscht war sie dagegen von dem Auftritt des Herrendoppels Maas/Robin Tabeling. Die beiden Trittauer konnten gegen Ellis/Jorrit de Ruiter die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen und unterlagen 15:21, 15:21. „Jelle und Robin waren selbst von ihrer Leitung enttäuscht. An guten Tagen haben sie das spielerische Potenzial, auch gegen so einen Gegner den Punkt zu holen“, sagt Persson.
„Allerdings gehören die Mülheimer nicht zu den Mannschaften, gegen die wir unsere für den Klassenerhalt notwendigen Punkte holen müssen“, sagt Trittaus Sprecherin. „Der Sprung von der Zweiten in die Erste Bundesliga ist ein riesiger, was man auch daran sieht, dass Aufsteiger meist sang- und klanglos sofort wieder absteigen.“ Als Beispiel führt sie die punktlos abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz liegende SV Fun-Ball Dortelweil an.
Für den Kampf um den Ligaverbleib sieht Persson für den TSV Trittau gute Chancen. Sie sagt: „Bis zum letzten Spieltag müssen wir noch dreimal reisen, haben aber fünfmal Heimrecht.“ Mit eigenem Publikum im Rücken treffen die Stormarner auf den Tabellensiebten TV Refrath (26.Januar) und den achtplatzierten PTSV Rosenheim (23.März) – also die beiden direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.
Andreas Breitner verließ gut gelaunt die Halle, stieg in sein Fahrzeug und machte sich in der Dunkelheit auf den Rückweg. Persson: „Er hat mir fest versprochen, in dieser Saison auf jeden Fall noch einmal wiederzukommen.“