Das Hamburger Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zu Stormarns Mannschaft des Jahres 2013 vor. Heute: Das Badmintonteam des TSV Trittau, das in die Erste Bundesliga aufstieg.
Trittau. Es ist nicht bloß die Ligazugehörigkeit, die sich beim TSV Trittau im Laufe des Jahres 2013 geändert hat. Die Badmintonabteilung des Stormarner Vereins genießt seit dem Bundesligaaufstieg im gesamten Kreis und der weiteren Umgebung eine völlig neue Wahrnehmung.
Kürzlich etwa erreichte Abteilungssprecherin Sabina Persson eine Anfrage aus Geesthacht, ob es überhaupt noch Eintrittskarten für das nächste Spiel gebe. Kamen in der vergangenen Saison teilweise nur 30 Zuschauer, sind es inzwischen schon mal 300. „Die Leute haben gemerkt, dass man nicht nur vor dem Fernseher etwas erleben kann“, sagt Persson, die zum letzten Spiel des erfolgreichsten Jahres der Vereinsgeschichte sogar Innenminister Andreas Breitner (SPD) in der Sporthalle des Trittauer Gymnasiums begrüßte.
Besonders eine Woche im Winter wird so schnell nicht vergessen sein. Am 16. Februar 2013 machte die zweite Mannschaft des TSV durch einen 5:3-Erfolg in der Hauptstadt gegen die SG EBT Berlin den Meistertitel in der Regionalliga Nord perfekt. Am 24. Februar gewann die erste Mannschaft mit demselben Ergebnis beim TV Refrath. Damit stand fest: Der TSV Trittau ist in der kommenden Saison erstklassig, und auch die Reserve steigt auf.
Nach dem Auswärtssieg gegen Refrath wussten die Stormarner allerdings erst mal noch nichts von ihrem Glück, denn nur ein gleichzeitiger Patzer des Konkurrenten BW Wittorf machte den vorzeitigen Aufstieg perfekt. Und so blieb neben spannenden Spielen und furiosen Siegen auch ein Moment auf der Autobahn im kollektiven Gedächtnis haften.
Abteilungssprecherin Sabina Persson, die damals wie zu den meisten Spielen auch mit nach Bergisch-Gladbach gereist war, erinnert sich: „Auf dem Rückweg saß ich am Steuer. Irgendwann hat mein Sohn Jonathan im Internet nach den anderen Ergebnissen geschaut.“ Was der 19-Jährige sah: Wittorf hatte mit einem Unentschieden gegen das eigentlich schwache Team aus Hohenlimburg all seine Chancen auf Platz eins verspielt. Trittau stand als Aufsteiger fest. Sabina Persson: „Es war so unwirklich. Richtig kapiert habe ich das erst am nächsten Tag.“
Die Gründe für den rasanten Aufstieg des TSV, der nun neben dem TV Refrath einer von zwei deutschen Vereinen ist, der sowohl im Badminton-Oberhaus als auch in der Zweiten Liga vertreten ist, sind vielschichtig. Zwei „Hauptschuldige“ aber, wie es Sabina Persson ausdrückt, sind Ary Trisnanto und Yoga Pratama. „Unsere Indonesier sind als Spieler sehr wichtig, vor allem aber als Trainingspartner. Durch sie haben sich einige andere Spieler sehr gesteigert“, so Persson.
Trisnanto und Pratama kamen 2011 nach Trittau, ursprünglich nur für acht Monate. Anfang 2014 sind sie noch immer da, allseits beliebt – und überaus erfolgreich. Trisnanto gewann in der vergangenen Saison 13 seiner 14 Einzelmatches. Pratama führte die Reserve mit der makellosen Bilanz von 14 Einzel- und sieben Mixed-Erfolgen zum Aufstieg.
Trisnanto wohnt nach wie vor bei „den Perssons“, wie Abteilungssprecherin Sabina und Abteilungsleiter Kim Persson oft gerufen werden. Außerdem wird das Haus durch Sohn Jonathan und die Mannschaftsmitglieder Meisy Jolly Lee und Gustaf Firdaus bevölkert. Nikolaj Persson hat gerade ein WG-Zimmer in Hamburg bezogen.
Nach Platz zwei in der Saison 2011/2012 und dem Meistertitel im Jahr darauf reisen die Stormarner in dieser Saison in einer ganz neuen Rolle quer durch die Republik, nach Bayern, ins Saarland und nach Nordrhein-Westfalen. Der TSV Trittau ist jetzt Außenseiter und Abstiegskandidat. Nach zehn von 18 Saisonspielen stehen einem Sieg des Teams, das im Sommer durch die Niederländer Robin Tabeling und Jelle Maas sowie die Engländerin Sarah Walker noch mal deutlich verstärkt wurde, zwei Unentschieden und sieben Niederlagen gegenüber. Der TSV überwintert auf Rang neun. Abstiegsplatz. „Wir planen natürlich zweigleisig“, sagt Persson, „aber ich glaube, dass wir den Klassenerhalt schaffen.“
Ein Fragezeichen stand lange auch hinter den finanziellen Möglichkeiten des TSV. Nach zäher, aber letztlich recht erfolgreicher Suche nach Geldgebern kann die Saison nun definitiv mit beiden Mannschaften beendet werden. Es soll weitergehen. Persson: „Solange so viele Zuschauer kommen, möchten wir sehr gern erstklassig bleiben.“