Für die Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg musste in Bad Oldesloe der Bereich im Umkreis von 500 Metern um den Fundort an der Straße Stoltenrieden evakuiert werden.
Bad Oldesloe.Es ist Donnerstagnachmittag, kurz vor 18 Uhr, als sich die Anspannung bei den Anwohner der Straße Stoltenrieden in Bad Oldesloe endgültig gelöst hat. Sie stehen mit gezückten Smartphones um Sprengmeister Heinz Kollath und wollen ein Foto machen. Von dem Objekt, das sie vier Tage lang in Unruhe versetzt hatte. Und von dem Mann, der am Ende ein gutes Ende herbeigeführt hat.
Am Montag hatten die Experten des Kampfmittelräumdienstes Schleswig-Holstein auf alten Luftaufnahmen der Stormarner Kreisstadt den Einschlagort einer amerikanischen Fliegerbombe entdeckt und den 3,50 Meter tief im Erdreich liegenden Blindgänger freigelegt.
In der Zwischenzeit gab es allerhand zu regeln. In einem Radius von 500 Metern um den Fundort der Bombe mussten nicht nur 2500 Anwohner, sondern auch ein Seniorenwohnheim mit 160 Bewohnern sowie eine Schule evakuiert sowie eine Hauptstraße, die Industriestraße, gesperrt werden.
Für 800 Kinder der Masurenwegschule ist schon um 10.10 Uhr Schluss
Keine 20 Minuten dauerte die erste Evakuierung des Tages. Dabei galt es, nicht weniger als 800 Schüler der Klassenstufen eins bis zehn der Schule am Masurenweg auf den Heimweg zu schicken. Um Punkt 10.10 Uhr marschierten die Kinder, angeführt von ihren Klassenlehrern, aus den Räumen, durch die Aula zum Busparkplatz vor der Schule. Zehn Sonderbusse warteten dort auf die Schüler, die wie Schulleiter Matthias Welz nicht nur aus Bad Oldesloe, sondern aus 16 umliegenden Dörfern kommen. „Die Evakuierung lief ausgezeichnet dank der guten Zusammenarbeit mit der Einsatzleitung und der Autokraft, die die Busse bereitgestellt hat. Die Schüler haben sich vorbildlich verhalten“, sagt Welz.
Etwa zeitgleich haben die Mitarbeiter des Seniorenwohnheims Forsthaus und Helfer der Rettungsdienste begonnen, die rund 160 Bewohner in Sicherheit zu bringen. Die meisten Senioren wurden in andere Einrichtungen in Grande und Sattenfelde gebracht. Die zwölf bettlägerigen Patienten kamen vorübergehend in die AsklepiosKlinik.
Noch gelassener ließen es die meisten Anwohner in dem Stadtteil neben dem Bahnhof – der Zugverkehr war von der Sperrung nicht betroffen – angehen. Kurz vor Beginn der Evakuierung um 14 Uhr schlenderten viele wie etwa Therese Schneider mit leichtem Gepäck los. „Ich gehe in der Zwischenzeit in die Bücherei, um ein gutes Buch zu lesen“, sagte die Oldesloerin. Andere Anwohner packten einige Taschen in ihre Autos, um zu Freunden oder Verwandten zu fahren. Dazu zählte Uwe Schröder, der im Masurenweg wohnt: Er hatte den Nachmittag mit Enkel Tom bei seinem Sohn in Westerau „auch wegen der Bombe mit Fußballspielen verplant“.
Eine grüne Rakete und ein Böller künden vom erfolgreichen Ende der Aktion
Doch auch für die Menschen, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen wollten, war gesorgt. Rund 30 Erwachsene und Kinder machten es sich in der Notunterkunft der Stadt in der Sporthalle der Kurparkschule bei Kaffee und Keksen gemütlich, um zu „warten, warten, warten“, wie es Regina Schwandt sagte.
Viel zu tun hatten unterdessen die Mitarbeiter der Stadt und Polizisten, die die Evakuierungszone absperrten und schließlich per Lautsprecherwagen die letzten Nachzügler aufforderten, die Häuser zu verlassen. Und dabei waren die Polizisten wohl ebenso erfolgreich wie die Anwohner kooperativ: Der Sprengmeister konnte bereits um 16.30 Uhr – eine halbe Stunde früher als geplant – mit der Entschärfung beginnen. Das signalisieren eine rote Rakete und der Donnerschlag eines Böllers.
„Alles lief nach Plan“, resümierte Polizeisprecher Holger Meier. Als um kurz nach fünf eine grüne Rakete und ein weiterer Böller das erfolgreiche Ende der Aktion verkünden, atmen die 82 Helfer der Rettungsdienste, 64 Feuerwehrleute und 42 Polizisten trotzdem ganz tief durch.