Kreis Stormarn verhandelt über Finanzierung von barrierefreien U-Bahnhöfen. Von der Hochbahn für 2016 angekündigte Streckensperrung ab Hamburg-Volksdorf bietet sich für Bau an.
Ahrensburg/Großhansdorf. Nach neuesten Plänen der Stadt Ahrensburg könnten schon 2016 Fahrstühle in die U-Bahnhöfe West und Ost eingebaut werden. Ein ähnlicher Zeitplan wäre für die Haltestelle Schmalenbeck in Großhansdorf möglich. Erstmals lehnt auch der Kreis Stormarn eine finanzielle Beteiligung nicht mehr von Vornherein ab: Der Verkehrsausschuss des Kreises hat beschlossen, die Gesamtkosten zu ermitteln und mit der Hamburger Hochbahn AG (HHA), der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS) und den beiden Kommunen über die Finanzierung zu verhandeln.
Die Hochbahn geht von 300.000 Euro Planungs- und zwei Millionen Euro Baukosten aus – je Bahnhof. „Das wären zusammen knapp sieben Millionen“, sagte Landrat Klaus Plöger im Verkehrsausschuss. Er schlug vor, nicht häppchenweise über einige Zehntausend Euro für die Planung zu verhandeln, sondern des Gesamtprojekt anzugehen: „Wir sehen, was vom Land und von der Hochbahn kommt, und dann reden wir über den kommunalen Anteil und dessen Aufteilung.“ Bis Ende März soll das Konzept stehen.
„Stormarn wird ein faires Paket auch leisten können“, kündigte Plöger an. Einstimmig erteilten die Ausschussmitglieder der Kreisverwaltung den Auftrag, jetzt Zuständigkeiten und Kostenaufteilung detailliert prüfen zu lassen. „Wir sollten uns die Chance nicht entgehen lassen, dass sich Hochbahn und LVS beteiligen“, sagte Jürgen Weingärtner (SPD).
Unterdessen haben die Kommunalpolitiker in Ahrensburg und Großhansdorf Geld für Machbarkeitsstudien – der erste Teil der Planung – bereitgestellt. Die Hochbahn rechnet mit 230.000 Euro für vier Haltestellen, sie hat auch noch Kiekut in Großhansdorf dabei. Jeweils 65.000 Euro wollen HHA und LVS zahlen. „Wir wollen 65.000 Euro freigeben“, sagt Ulrich Kewersun, Fachdienstleiter im Ahrensburger Rathaus. „Unser Bauausschuss hat am Dienstagabend 68.000 Euro genehmigt“, so der Großhansdorfer Bauamtsleiter Stefan Kroll.
Bei den weiteren Verhandlungen übers Geld dürfte es vor allem um die Zuständigkeiten gehen. „Warum sollen wir der Hochbahn Fahrstühle in ihre Gebäude einbauen?“, fragte Joachim Germer (Grüne) im Kreisverkehrsausschuss. Tatsächlich gehören die Anfang der 1920er-Jahre errichteten Gebäude der HHA, doch ist der Kreis sogenannter Aufgabenträger für die Linie U 1. Ahrensburg und Großhansdorf gehören wiederum die Straßen und Plätze an den Bahnhöfen, die eventuell in Umbauten einbezogen werden müssen.
„Wir bezahlen schon das Defizit der U-Bahn auf unserem Gebiet, das sind locker zwei Millionen Euro im Jahr“, sagte der Stormarner Bauamtsleiter Klaus Kucinski. Er sieht eine Menge Arbeit auf seine Abteilung zukommen: „Die bisher genannten Zahlen stimmen hinten und vorne nicht.“ Die Planungskosten seien mit 300.000 Euro je Haltestelle sehr hoch, ebenso die zwei Millionen Euro je Fahrstuhl. Zum Vergleich: Ein möglicher neuer S-Bahnhof in Ahrensburg-West ist komplett mit 2,5 Millionen Euro einkalkuliert.
Die Stadt Ahrensburg sieht trotzdem eine günstige Gelegenheit, das Vorhaben schnell anzugehen. „Die Hochbahn hat angekündigt, dass die Strecke 2016 ab Hamburg-Volksdorf wegen Brückenbauarbeiten voll gesperrt werden muss. Den Zeitraum sollte man nutzen, um die Bahnhöfe ohne Störungen für die Kunden umzubauen“, sagt Ulrich Kewersun.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssten sich alle Beteiligten aber noch dieses Jahr einigen. Nach der Machbarkeitsstudie ist noch die Entwurfs- und Genehmigungsplanung zu erledigen, die im Herbst zu vergeben wäre, um den Zeitplan einzuhalten.
Für den Ahrensburger Behindertenbeirat ist wichtig, dass nach dem einstimmigen Beschluss im Bauausschuss jetzt Taten folgen. „Für uns ist das ein wichtiges Projekt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Angelius Krause, „das ich persönlich schon seit zehn Jahren verfolge.“ Der frühere Hochbahn-Mitarbeiter hatte Vertreter seines langjährigen Arbeitgebers auch zu Beiratssitzungen eingeladen.
Das Personenbeförderungsgesetz sieht vor, dass der öffentliche Nahverkehr bis 2022 barrierefrei sein soll. Ausnahmen müssen begründet werden. In den beiden Stormarner U-Bahnhöfen Hoisbüttel und Großhansdorf gibt es bereits Fahrstühle.