Heiner Bock, Leiter der Ahrensburger Gemeinschaftsschule Am Heimgarten, sieht die Attraktivität seiner Bildungseinrichtung gefährdet, nachdem diese keine Oberstufe einrichten darf.
Ahrensburg. Heiner Bock schlägt Alarm. Der Leiter der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten fürchtet um die Attraktivität seiner Ahrensburger Schule, nachdem das Bildungsministerium in Kiel die Einrichtung einer Oberstufe an der Schule abgelehnt hat. Eine Kooperation mit einer anderen Schule, wie sie das Ministerium nahegelegt hat, „würde nur Sinn ergeben, wenn sie für die Eltern einen höheren Anreiz, ihre Kinder bei uns anzumelden, darstellen würde“, schrieb Bock daher in Abstimmung mit der Schulkonferenz den Mitgliedern des Ahrensburger Bildungs-, Kultur-, und Sportausschusses vor deren Sitzung in der Cafeteria des Schulzentrums Am Heimgarten.
In dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, fordert Bock die Stadt Ahrensburg als Schulträger auf, in die „Zuweisung der Grundschüler“ einzugreifen. Dies gelte auch für die Verteilung von Schülern, die intensiver betreut werden müssten, etwa weil sie lernbehindert seien oder in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet werden müssten. Ohne dieses Einwirken sei eine Kooperation sinnlos, weil sonst an der Gemeinschaftsschule keine Schüler aufgenommen werden würden, die es bis in eine Oberstufe schafften.
Der Ausschussvorsitzende Christian Schubbert-von Hobe (Grüne) entgegnete vor rund 70 Zuschauern, der Schulträger sei nicht berechtigt, auf diese Weise vorzugehen. Auch Anna-Margarete Hengstler (CDU) unterstrich: „Die Schulwahl ist Elternsache.“ Der Elternwille werde durch Novelle des Schulgesetzes, über das der Landtag am 22. Januar abstimme, noch bestärkt.
„Bei uns stehen die Kinder vor der Tür, deren Familien gerade nach Ahrensburg gezogen sind“, klagte Bock vor dem Gremium. Er meint damit beispielsweise auch Schüler von Asylbewerbern, die in der Regel ebenfalls einer intensiveren Betreuung bedürfen. „Da werde ich von allen anderen Schulen in Ahrensburg alleine gelassen.“ Dies führe dazu, dass das Potenzial seiner Schule nicht ausgeschöpft werde.
Recht bekam er darin von Michael Stukenberg (FDP), der sich allerdings auch gegen das von Bock geforderte dirigierende Einwirken wendete. Auf keinen Widerspruch traf Stukenbergs Äußerung: „Diese Schule muss völlig neu erfunden werden.“ Im Vergleich zur Selma-Lagerlöf-Gesamtschule, die eine Oberstufe biete, bestünden keine gleichen Bildungschancen.
„Ich persönlich kann mir eine Kooperation nur mit dem Gymnasium Am Heimgarten vorstellen“, sagte Bock. Dafür sprächen neben der Nähe auch personelle Gründe. Dessen Leiter Gerd Burmeister, der ebenfalls zu der Sitzung geladen war, sagte, das Gymnasium biete „selbstverständlich“ eine Kooperation an. Schon jetzt nehme es stets Realschüler der Gemeinschaftsschule, die den dafür erforderlichen Zensurenschnitt von 2,4 in den Hauptfächern hätten, in seine Oberstufe auf.
Als Bedingung für eine Kooperation wird in dem Schreiben an die Ausschussmitglieder die Möglichkeit genannt, dass die Schüler einen Rechtsanspruch darauf haben, bei entsprechenden Zensuren in die Oberstufe der Schule versetzt zu werden, mit der kooperiert wird. Die Schulgesetznovelle sieht diesen Rechtsanspruch bei einer Kooperation vor. In dem Brief wird überdies gefordert, die kooperierenden Schulen müssten konzeptionell, inhaltlich und personell zusammenarbeiten.
Karsten Jonas, stellvertretender Leiter der Selma-Lagerlöf-Gesamtschule, wehrte sich gegen den im Raum stehenden Vorwurf, dort würden zu wenig lernbehinderte Schüler aufgenommen. Jonas: „Eine der drei Klassen eines Jahrgangs ist stets eine Integrationsklasse, in der auch lernbehinderte Schüler sind.“
Thomas Gehrke, Konrektor der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten, forderte gegenüber dem Abendblatt auch mehr Transparenz,: „Die Stadt sollte die Schulen auffordern, Zahlen über die Schüler auf den Tisch zu legen, die die Grundschule nach der 4. Klasse verlassen.“ Dann sollten die Schulleiter über die Verteilung sprechen.
Andreas Zimmermann, Sprecher der Stadt Ahrensburg, sagte, Gehrke könne gerne anrufen, dann bekäme er die Zahlen. „Im übrigen sind wir stets im Gespräch mit den Schulen.“ So sitze die Verwaltung mit am Tisch, wenn demnächst die Schulleiter über die Verteilung lernbehinderter Schüler an ihren Bildungseinrichtungen sprächen.