Vertreter der Lehrer- und der Elternschaft sowie der SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein fahren zu einem Gespräch ins Kieler Bildungsministerium.
Ahrensburg. Lehrer der Ahrensburger Gemeinschaftsschule Am Heimgarten kämpfen zusammen mit ihren Schülern und deren Eltern weiter für die Einrichtung einer Oberstufe. Ein entsprechender Antrag der Stadt war kurz vor Weihnachten vom schleswig-holsteinischen Bildungsministerium abgelehnt worden. Am heutigen Dienstag treffen sich nun Konrektor Thomas Gehrke, der den terminlich verhinderten Schulleiter Heiner Bock vertritt, Anja von Gliszczynski und Andrea Fuchs vom Schulelternbeirat sowie der SPD-Landstagsabgeordnete Tobias von Pein mit dem für Schulpolitik zuständigen Staatssekretär Dirk Loßack in Kiel. Gehrke: „Wir werden dort noch einmal unsere Argumente für die Einrichtung einer Oberstufe vorbringen, auf die das Ministerium bei seiner Ablehnung nicht eingegangen ist.“
Kiel hatte argumentiert, es würden nicht genügend Schüler für eine Oberstufe zusammenkommen. Erforderlich sind dazu pro Jahrgang mindestens 50 Jugendliche. Laut Gehrke wurde zur Ermittlung ein „harter Zensurenschnitt“ als Maßstab genommen. So hätten alle Schüler im Schnitt die Note 2,4 in den Hauptfächern und 3 in den Nebenfächern erreichen müssen. „Diese Kriterien erfüllen wir nicht“, räumt der 49 Jahre alte Konrektor ein. .
Tatsächlich gehen nach Angaben des Konrektors aber 50 bis 60 Prozent der etwa 140 Zehntklässler eines Jahrgangs an der Gesamtschule Am Heimgarten anschließend auf Schulen, an denen sie das Abitur erreichen können. Gehrke: „Nach konservativen Schätzungen würden etwa 62 Schüler bei uns eine Oberstufe besuchen.“ Das sei die Praxis“, betont Schulleiter Bock, „Kiel zieht sich aber auf die Theorie zurück“.
Für Unmut sorgt zudem, dass für die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten andere Kriterien angelegt werden als bei der Selma-Lagerlöf-Gesamtschule. Laut Gehrke kann dort jeder Schüler, der die Bedingungen zur Versetzung in die elfte Klasse erfüllt, die Ausbildung in der Oberstufe fortführen. „Im Grunde sind das zwei verschiedene Schulen“, klagt Elternvertreterin Anja von Gliszczynski. Viele Eltern schickten ihre Kinder dann auch auf Gymnasien, in denen in acht Jahren das Abitur erreicht werden könne. „Da ist der Druck auf die Schüler oft zu hoch.“ Daher bestehe auch der Bedarf, an Gemeinschaftsschulen die Hochschulreife nach neun Jahren zu absolvieren.
Schülerinnen der Klasse 10d hatten bis Montagnachmittag mehr als 370 Unterschriften gesammelt, mit denen sich ihre Mitschüler an der Gesamtschule Am Heimgarten für eine Oberstufe aussprechen. „Eine Oberstufe hier wäre schon toll, denn dann könnten wir an einer Schule bleiben, wo wir die Lehrer kennen und die Lehrer uns“, sagt Nadine Seehaase, eine der Schülerinnen. „Wir kennen das gesamte Umfeld, also auch unsere Freunde“, ergänzt ihre Mitkämpferin Mirela Ajvazi. Und Nicole Rosotta, die ebenfalls Unterschriften gesammelt hat, sagt: „Außerdem ist der Schulweg dann kürzer als etwa zur Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Bargteheide.“ Das spare viel Zeit und Geld.
„Das Gespräch dient nur der Erläuterung unserer Entscheidung “, sagt Ministeriumssprecher Thomas Schunck. Thomas Reich, der in Ahrensburgs Stadtverwaltung für Schulen verantwortlich ist und über den Bescheid noch mit der zuständigen Abteilungsleiterin im Kieler Bildungsministerium Gertrud Weinriefer-Hoyer sprechen wird, sagte, er würde sich freuen, wenn die Gemeinschaftsschule Am Heimgarten doch noch eine Oberstufe einrichten könnte. „Als Jurist erwarte ich persönlich das aber nicht.“
Der SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein sagte, das Ministerium sollte sich die Zahlen genauer anschauen. Sollte an der Gemeinschaftsschule keine Oberstufe eingerichtet werden können, sollte „wenigstens etwa ein Oberstufenzentrum mit einer anderen Schule zusammen dort entstehen“.