Die Bürgerinitiative gegen rechts und die Islamische Gemeinde haben sich für afrikanische Flüchtlinge in Glinde eingesetzt. Als Lohn nahmen Vertreter jetzt den Preis „Leuchtturm des Nordens“ entgegen.
Glinde. „Warum gerade Glinde?“ Diese Frage ließ sich laut Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein schnell beantworten, als es um die Wahl des Preisträgers „Leuchtturm des Nordens“ ging. Die undotierte Auszeichnung wird für herausragendes Engagement in der Flüchtlingshilfe verliehen. Am Dienstag wurde der Preis bei einer Feierstunde an die Bürgerinitiative Glinde gegen rechts und die Islamische Gemeinde Reinbek/Glinde übergeben.
Erzieherin aus Reinbek wird wegen ihres Einsatzes „Mama Afrika“ genannt
„Glinde hat die Tür für zwölf Menschen geöffnet, die Hilfe brauchten“, begründete Link die Entscheidung. Gemeint ist das Engagement der Vertreter der Glinder Moschee, die im Mai afrikanische Flüchtlinge aufgenommen und ihnen am Tannenweg ein Obdach gegeben haben. „Das allein war aber nicht alles. Durch die gute Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerinitiative gegen rechts wurden viele Menschen auf die Situation aufmerksam. Viele setzen sich bis heute auf unvergleichliche Weise für die Flüchtlinge ein.“ Eine solche Zusammenarbeit sei beispielhaft.
Glindes Bürgermeister Rainhard Zug drückte Respekt und Dank an die Mitglieder der Bürgerinitiative und der Islamischen Gemeinde aus. Zug: „Ehrenamtliches Engagement ist sehr wichtig. Als Verwaltung könnten wir diese Hilfe allein gar nicht leisten.“
Seit 2005 wird der „Leuchtturm des Nordens“ jährlich verliehen. Im vergangenen Jahr erhielt Fanny Dethloff den Preis für ihren unermüdlichen Einsatz als Flüchtlings- und Menschenrechtsbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Die Pastorin hielt die Laudatio auf die diesjährigen Preisträger und freute sich über „das Wunder von Glinde“. Es sei ihr eine besondere Ehre, den Preis übergeben zu dürfen. „Wir müssen die Menschlichkeit verteidigen. Hier in Glinde wurde nicht laut und lange hin- und herdiskutiert. Es wurde geholfen. Und egal, wie viele Flüchtlinge noch hier sind, der Einsatz für sie ist weiterhin wichtig.“
Sie sprach damit an, dass seit einiger Zeit nur noch drei der ursprünglich elf Afrikaner im Togohof sind. Niemand weiß, warum die acht anderen die Glinder Unterkunft verlassen haben. „Diese Menschen sind entwurzelt, haben ihre Basis verloren und wissen nicht, wann Ruhe einkehrt. Da gibt es schnell Irritationen und Unsicherheiten“, versucht Martin Link vom Flüchtlingsrat ihre Entscheidung nachzuvollziehen. „Das sollte uns aber nicht davon abhalten, weiter zu helfen. Es kommt nun auf uns an, beständig zu bleiben.“
Auch Verena Tunn ist dieser Meinung. Die Erzieherin aus Reinbek hilft den Flüchtlingen unentgeltlich wo immer sie kann. Seit Juli stand sie fast täglich mit ihnen in Kontakt. „,Mama Afrika’ haben sie mich getauft“, erzählt sie stolz. Ein bisschen enttäuscht sei sie schon über das Verschwinden der acht Männer. „Aber das hat keinen Einfluss auf meine weitere Mithilfe.“
Speziell bei ihr bedankte sich Hans-Jürgen Preuß in seiner Rede. Als Vertreter der Bürgerinitiative gegen rechts betonte er, wie sehr ihn die Symbolkraft des Preises freue: „Das Wichtigste an einem Leuchtturm ist, dass er wahrgenommen wird und zur Orientierung dient. Wenn das in Glinde so sein sollte, ist das toll.“ Gemeinsam mit Arif Tokicin, dem Vorsitzenden der Islamischen Gemeinde Reinbek/Glinde, nahm er den Leuchtturm entgegen.