Das in die Insolvenz geratene Autohaus Russmeyer in Trittau schließt, ebenso die Filialen in Bargteheide und Schwarzenbek. 80 Mitarbeiter des Familienbetriebs verlieren nun ihren Job.
Trittau. „Am Freitag ist unser Betrieb ganztägig wegen Inventur geschlossen“, ist auf dem weißen DIN-A4-Blatt zu lesen, das von innen an die Glasscheibe der elektrischen Schiebetür geklebt ist. Was nicht auf dem Papier geschrieben steht: Diese Tür wird geschlossen bleiben, womöglich für immer. Das in die Insolvenz geratene Autohaus Russmeyer in Trittau schließt, ebenso die Filialen in Bargteheide und Schwarzenbek. 80 Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Die Belegschaft im Trittauer Betrieb hat die schlechte Nachricht um 10 Uhr am Donnerstagmorgen vernommen. Steffen Koch, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellter Rechtsanwalt aus Hamburg, hat sie persönlich während einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung überbracht. Und die meisten der Angestellten mit Wirkung zum 1. Dezember von der Arbeit freigestellt. Dann ist Koch nach Schwarzenbek weitergefahren. Am Nachmittag schließlich haben sich auch die Hoffnungen auf eine Übernahme der Bargteheider Zweigstelle in Luft aufgelöst.
Der Familienbetrieb Russmeyer steht nach rund 60 Jahren vor dem Ende. Schockstarre. „23 Jahre“, sagt ein Mitarbeiter und hat Tränen in den Augen. „Ist alles Geschichte jetzt.“ Seine Hand fällt auf die Tischplatte, irgendwie gleichgültig. Aber gleichgültig ist niemand an diesem Tag. „Ich hab’ hier gelernt“, sagt ein anderer, „nächstes Jahr wäre ich 20 Jahre dabei gewesen.“ Überrascht seien sie zum jetzigen Zeitpunkt schon. „Aber eigentlich war es abzusehen“, sagt Stefan Selent, 43, der die rote Mechanikerkluft mit den vier Audi-Ringen auf dem Latz der Hose trägt. Sie stammt aus Tagen, als Russmeyer noch Audi-Partner war. Dass es um die Firma nicht gut stand, war im Haus bekannt.
VW-Betrieb war zum Schluss nur noch freie Werkstatt
Seit dem 1. Oktober, dem Tag, an dem Insolvenzantrag gestellt wurde, lief der Betrieb nur noch auf Sparflamme. „VW hat sofort alle Verträge gekündigt“, sagt Insolvenzverwalter Koch. Das bedeutet: kein Neuwagenverkauf mehr, keine Garantieleistungen, auch keine Scheckheftwartungen. Das Autohaus hatte formal nur noch den Status einer freien Werkstatt. Das, so Koch, habe eine Übernahme durch Investoren nicht gerade erleichtert.
Auch Vorführ- und Jahreswagen sind zuletzt nicht mehr verkauft worden. Was noch im Schauraum steht, ist nicht mehr als schöne Dekoration: Eigentumsverhältnisse ungeklärt.
Klaus Hamann, 62, als Serviceberater immer im direkten Kundenkontakt, lächelt leise vor sich hin. „Ich werde nach 48Arbeitsjahren jetzt wohl in Ruhestand gehen“, sagt er. Ein jähes Ende kann auch mal eine Chance sein. Ein älterer Herr tritt an ihn heran. „Ich wollte mich nur noch von Ihnen verabschieden. Danke!“
Ein kleines Restteam bleibt noch ein paar Wochen an den Standorten, wickelt alles ab. Serviceassistentin Mandy Löwer, 32, gehört zu diesem Team. „Ich habe erst am 1. September hier angefangen“, sagt die junge Mutter. „Es war einfach alles zu gut, um wahr zu sein.“ Ende des Monats dann die Ernüchterung: Es gab kein Gehalt.
Ende des Jahres gehen die letzten Mitarbeiter: Der Vertrag mit Shell endet, sodass Silvester auch die Tankstelle schließt.
Nun, sagt Koch, werde es darum gehen, neue Nutzungen für die drei Grundstücke zu finden.