Insolvenzverfahren für das bekannte Stormarner Autohaus beantragt. 80 Mitarbeiter in Trittau, Bargteheide und Schwarzenbek bangen um ihre Jobs. Jurist sieht gute Chancen für die Zukunft.
Trittau. 80 Mitarbeiter der Russmeyer-Autohäuser in Trittau, Bargteheide und Schwarzenbek müssen um ihre Jobs bangen. Die Geschäftsführung hat bei den zuständigen Gerichten in Reinbek und Schwarzenbek Insolvenzantrag gestellt. Nun ist der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Steffen Koch von der Hamburger Kanzlei Wienberg Wilhelm bemüht, die drei Volkswagen-Partner wieder in sicheres Fahrwasser zu steuern. Die Chancen dafür stehen offenbar nicht schlecht, wie Koch auf Anfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn erklärt. „Es gibt Interessenten.“
Zum 1. Dezember soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Bis dahin hofft Koch auch eine Lösung präsentieren zu können. Dass alle drei Standorte vom selben Investor übernommen werden, ist nach den Worten des promovierten Juristen aber zurzeit eher unwahrscheinlich.
In den Autohäusern wird unterdessen zwangsweise mit angezogener Handbremse gearbeitet, das betrifft vor allem den Verkauf. Neuwagen sind zurzeit überhaupt nicht erhältlich. „Unmittelbar nachdem der Insolvenzvertrag gestellt worden ist, hat Volkswagen die Verträge gekündigt“, sagt Koch. Bestellte Fahrzeuge, die bereits auf dem Hof stehen, dürften noch an die Kunden ausgeliefert werden. Alle Autokäufer, deren neue Wagen noch nicht in Trittau, Bargteheide oder Schwarzenbek bereitstehen, würden dagegen an das Autohaus Petschallies in Hamburg-Sasel verwiesen, das die Auslieferung übernehme. Die Autoverkäufer an den drei Russmeyer-Standorten konzentrieren sich nach den Worten des Insolvenzverwalters unterdessen darauf, die noch vorhandenen Vorführ-, Jahres- und Gebrauchtwagen zu verkaufen.
In den Werkstätten läuft der Wartungs- und Reparaturbetrieb dagegen normal weiter. Steffen Koch sagt, dass entsprechende Vereinbarungen getroffen worden seien. Auch die Belieferung mit Ersatzteilen sei sichergestellt. Koch: „Im Moment sind wir da in allen drei Betrieben handlungsfähig.“ Das gelte im Übrigen auch für die Shell-Tankstelle an der Großenseer Straße in Trittau, die mit zum Autohaus Russmeyer gehört.
Die 80 Mitarbeiter – 36 sind am Standort Trittau beschäftigt, jeweils 22 in Bargteheide und Schwarzenbek – haben bereits für den September keine Löhne und Gehälter mehr bekommen. Zurzeit beziehen sie vorläufiges Insolvenzgeld. Steffen Koch hofft, dass die meisten, wenn nicht alle von ihnen von den Nachfolgefirmen übernommen werden können.
„Wir alle in Trittau hoffen, dass es weitergeht“, sagt die Vorsitzende der Gewerbegemeinschaft Trittau, Angelika Voss. Dass die Firma Insolvenzantrag habe stellen müssen, sei „schlimm“. Ganz wie aus heiterem Himmel ist die Nachricht aber offenbar nicht gekommen. In Trittau soll schon seit Längerem die Runde gemacht haben, dass die Autohäuser nicht mehr so rosig dastehen wie in der Vergangenheit. Zuletzt war der Handel mit Neuwagen der Marke Audi in Trittau eingestellt worden.
Zu den Gründen für die Schieflage möchte sich Insolvenzverwalter Steffen Koch nicht äußern. „Wir stecken noch in den Ermittlungen“, sagt er. Offenbar habe es aber Umsatzrückgänge gegeben. „Erst mal müssen wir den Betrieb stabilisieren, dann nach Lösungen für die Zukunft suchen.“
Aus Kreisen ehemaliger Russmeyer-Mitarbeiter heißt es hingegen, auch eine aus ihrer Sicht fehlende dauerhafte Nachfolgeregelung für den Familienbetrieb könnte die Krise des Autohauses begünstigt haben. Über Jahrzehnte hatten die Brüder Heiner und Wolf Russmeyer die Firma gemeinsam und in offensichtlicher Eintracht geführt. Doch in der Frage, wer in ihre Fußstapfen treten könne, sollen sie unterschiedlicher Auffassung gewesen sein: Beide haben jeweils zwei Söhne. Die des einen, heißt es, sollten den Betrieb nicht führen, und die des anderen hätten ihn nicht übernehmen wollen. In dieser Gemengelage, so ist zu hören, hätten sich die beiden Gesellschafter offenbar nicht mehr motiviert gesehen, Investitionen in die Firma zu tätigen.
Die Seniorchefs sind nach Auskunft von Mitarbeitern kaum noch im Betrieb anzutreffen. In den Autohäusern in Trittau und Bargteheide hieß es am Donnerstag, es sei auch nicht bekannt, wie sie zu erreichen seien. Insofern standen weder Heiner noch Wolf Russmeyer dem Abendblatt für eine Anfrage zur Verfügung.
Seit ungefähr zwei Jahren hat Matthias Ahrens die Autohäuser als Geschäftsführer geleitet. Er gab sich auf Abendblatt-Nachfrage recht einsilbig: „Kein Kommentar."