Für zwei Reinbekerinnen gilt das von der Bundesregierung geplante Bestellerprinzip in der Immobilienbranche bereits. Sie beraten private Immobilienbesitzer zum Festpreis.
Reinbek. Was die künftige Bundesregierung plant, setzen zwei Immobilienexpertinnen aus Reinbek schon lange um: Der Käufer eines Hauses oder Wohnung muss bei ihnen keinen Cent Courtage zahlen. Stattdessen entlohnt der Auftraggeber die beiden Fachfrauen – und zwar nicht mit den üblichen 6,25 Prozent des Preises, sondern nach Aufwand.
„Das zahlt sich unterm Strich für alle Seiten aus“, sagt Manuela Kuhnke, die den Immobilien-Beratungsservice (IBS) 2009 mit Dagmar Uven gegründet hat. „Der Verkäufer bekommt einen höheren Preis und der Käufer für sein Geld mehr Wohneigentum.“ Dagmar Uven ergänzt: „Der zu erzielende Preis ist über die Maklervermittlung oftmals niedriger ist als der eigentlich am Markt zu gewinnende Wert.“
Die Diplomingenieurinnen haben beide Architektur studiert und Jahrzehnte Erfahrungen in der Branche gesammelt – auch bei großen Maklerunternehmen. Mit ihrem Konzept gehen sie sogar noch einen Schritt weiter als die Große Koalition: CDU und SPD wollen das sogenannte Bestellerprinzip – wer den Makler beauftragt, zahlt ihn auch – zunächst nur bei Vermietungen einführen. Die Reinbekerinnen haben damit bei Verkäufen gute Erfahrungen gemacht, die Nachfrage wachse ständig.
Verkäufer wählen, welche Leistungen sie wollen
Kuhnke und Uven haben das preisabhängige Courtageprinzip mit ihrem Schritt in die Selbstständigkeit abgeschafft. Sie unterstützen Eigentümer von Immobilien beim Privatverkauf. Manuela Kuhnke findet klare Worte: „Es ist doch egal, ob eine Immobilie 200.000 oder 500.000 Euro kostet: Der Aufwand ist weitgehend gleich.“ Während ein Käufer bei Maklern in diesen Fällen 12.500 beziehungsweise 31.250 Euro Provision zahlen muss, nehmen die IBS-Frauen einen deutlich niedrigeren Festpreis vom Verkäufer.
„Im Schnitt sind es je nach Leistung zwischen 2000 und 5000 Euro“, sagt Manuela Kuhnke. Ihre Kunden können unter mehreren Bausteinen wählen, von der Standard-Variante mit Objektbesichtigung, Exposé und Anzeigen bis zum Premiumpaket mit Zielgruppenanalyse, Vorbereitung des Notartermins oder Beratung bei baulichen Fragen. Der Arbeitsschwerpunkt der Reinbekerinnen liegt im Hamburger Osten sowie dem Süden Stormarns rund um Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda sind sie inzwischen aber auch norddeutschlandweit im Einsatz. „Uns rufen auch sehr viele ältere Leute an“, sagt Kuhnke.
Bei Kollegen stoßen die Frauen auf Unverständnis
Während das Konzept bei den Kunden ankommt, wie etliche Dankesbriefe nach erfolgreichen Geschäftsabschlüssen zeigen, tun sich Makler mit den Neuerungen schwer. „Im Kollegenkreis stoßen wir häufig auf Unverständnis“, sagt Manuela Kuhnke.
Dazu passt, dass der Maklerverband IVD die Pläne zur Neuregelung der Courtage heftig kritisiert. „Das wird die schwarzen Schafe der Branche fördern, die keinen qualifizierten Abschluss haben und sich nicht um Weiterbildung kümmern“, sagte der IVD-Nord-Vorsitzende Axel Kloth dem Abendblatt. Nur solche Makler könnten Vermietern günstige Angebote machen.
Manuela Kuhnke widerspricht energisch: „Man muss sich doch nur jetzt ansehen, wie viele Maklerfirmen quasi aus dem Nichts überall neu auftauchen, weil sie hoffen, mit dem Verkauf des Hauses von Nachbarn oder Bekannten das schnelle Geld zu machen.“ Da sei die Gefahr der schwarzen Schafe ungleich höher. Hinzu komme, dass verkaufswillige Eigentümer von Maklern nicht selten zu Verträgen gedrängt würden, die über ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr liefen.
Nach Statistiken werden in der Hamburger Region drei von vier Häusern und Wohnungen über einen Makler verkauft. Für die Reinbekerinnen ist dagegen der Privatverkauf von Immobilien das Modell der Zukunft. Manuela Kuhnke ist sich sicher: „Kommt das Bestellerprinzip durch, wird es in diesem Bereich einen Zuwachs geben.“