Bundespräsident Gauck ist Pate des jüngsten Sprösslings der Reinbeker Familie Steinert. Die hält fest zusammen und meistert ihren Alltag.
Reinbek. Wer das Haus der Familie Steinert im Reinbeker Ortsteil Schönningstedt betritt, wird nicht vermuten, dass hier eine siebenköpfige Kinderschar zu Hause ist. Kein herumliegendes Spielzeug, keine Flecken vom Naschen auf dem Sofa. "Das klappt mit einer guten Organisation", sagt Stephanie Steinert, die die Doppelhaushälfte zusammen mit ihrem Mann Thomas und den Kindern bewohnt. Im Sommer ist sie zum siebten Mal Mutter geworden. Traditionell übernimmt der Bundespräsident für jedes siebte Kind eine Ehrenpatenschaft - so auch für Steinerts vier Monaten alten Jarne Elias. Stolz zeigt Stephanie Steinert ihrem Nachwuchs das Foto mit Unterschrift von "Onkel Gauck". Er ist nicht persönlich vorbeigekommen. Stellvertretend für den Bundespräsidenten hat Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf das Foto überreicht. Dazu gibt es eine Urkunde und eine kleine finanzielle Unterstützung fürs Kind. Bärendorf freut sich über den besonderen Anlass. "Das ist das erste Mal, dass ich so etwas in meiner Amtszeit erlebe", sagt er.
Seit 2003 wohnen Steinert und ihr Mann in Schönningstedt. "Wir meistern den Alltag, indem wir fest zusammenhalten", sagt sie. "Wenn wir nicht so ein gutes Team wären, würde es gar nicht funktionieren." Haushaltspläne gibt es bei den Steinerts nicht. "Jeder packt mal irgendwo mit an. Wenn man sich nicht zu viel Stress macht und auch einfach mal etwas liegen lässt, braucht man keine Pläne", sagt die 44-Jährige. Steinert habe sich als Einzelkind immer eine Großfamilie gewünscht. "Meine Mutter hat mir erzählt, dass das schon als kleines Mädchen so war", sagt sie lächelnd. Dass es heute tatsächlich sieben an der Zahl sind, habe sich einfach so entwickelt. "Alle Kinder waren willkommen", sagt Stephanie Steinert. Ein weiteres Kind sei nach Jarne Elias aber nicht geplant. "Das wäre unvernünftig. Wir wollen für alle da sein können", sagt sie. Und auch finanziell würde eine weitere Vergrößerung der Familie den Rahmen sprengen. Steinert: "Natürlich sind uns Grenzen gesetzt. Jedes Kind hat ein Hobby, aber es geht nicht immer alles, was man sich wünschen würde." Schulsachen, Klassenfahrten, Ausflüge - das alles muss einkalkuliert werden. "Jedes Kind braucht im Jahr rund vier Paar Schuhe. Und die Großen wollen auch schon mal Markenklamotten haben", ergänzt die Mutter.
Damit es die Kinder nicht zu weit zur Schule haben, hat die Familie einen Wohnort mit ausreichendem Bildungsangebot gewählt. Der fünfjährige Kjell besucht den Schönningstedter Kindergarten, die Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren gehen auf die Grundschule Schönningstedt, die Gesamtschule Wiesenfeld in Glinde und das Sachsenwald-Gymnasium in Reinbek. "Besonders wichtig war uns die Grundschule im Ort", sagt sie. Die Schulen in der Nähe erlauben es, dass möglichst oft das Fahrrad genutzt wird. Weitere Strecken erledigt der schwarze VW-Bus der Familie. "Mit dem geht es auch in den Urlaub. Besonders gern fahren wir in die Berge", sagt Thomas Steinert. Geflogen sei die Großfamilie bisher noch nicht. Und das, obwohl der Familienvater in der IT-Abteilung der Lufthansa arbeitet. "Wir sind ja in der Öffentlichkeit optisch schon eine Gefahr", scherzt Stephanie Steinert. Negative Reaktionen auf die Großfamilie gebe es aber kaum. "Natürlich müssen wir uns manchmal Sprüche anhören. 'Finanziert ihr mit den Kindern euer Haus?' fragen einige aus Spaß. Wir nehmen das aber nicht so ernst."
Wohin der Urlaub oder der nächste Ausflug gehen soll, wird bei den vielen Köpfen und den vielen Meinungen am besten im "Familienrat" beschlossen. "Dort kommen wir zusammen, wenn wichtige Entscheidungen oder auch Streitigkeiten anstehen", sagt Stephanie Steinert. "Wir Eltern sind zwar das Oberhaupt der Familie, aber kein Familienmitglied soll das Gefühl haben, dass über seinen Kopf hinweg entschieden wird." Ein weiteres wichtiges Ritual seien die gemeinsamen Mahlzeiten. Stephanie Steinert: "Dort können wir alle zusammen zur Ruhe kommen."
Rituale gebe es auch beim anstehenden Weihnachtsfest. "Am Tag vor Heiligabend schmücken die Kinder zusammen den Baum. Uns ist es egal, wie er danach aussieht. Als die Kinder noch kleiner waren, hingen meistens alle Anhänger geballt auf einer Höhe", erzählt sie und lacht. Der Gang zur Schönningstedter Kirche gehört zum Weihnachtsfest dazu. Dort ist Steinert als Küsterin tätig und leitet den Besuchskreis des Bismarck-Seniorenstift.
Auch für weitere Ehrenämter haben die siebenfachen Eltern noch Zeit: Stephanie Steinert ist im Förderverein des Schönningstedter Kindergartens und im Elternbeirat der Grundschule aktiv, ihr Mann ist Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Schönningstedt. Um den Alltag und die vielen Termine zu managen, stehen beide um sechs Uhr morgens auf. Und wenn bei den Steinerts doch einmal Langeweile aufkommen sollte, wartet noch Hund "Fritzi" auf einen Spaziergang.