Die Hamburgerin Ingeborg Ahrenkiel ist eine der erfolgreichsten Erfinderinnen. Sie entwickelt Spiele und schreibt Kinderbücher.
Hamburg. Eine Villa im Hamburger Hochkamp. Ingeborg Ahrenkiel empfängt die Besucher im Wohnzimmer. Es befindet sich direkt unter ihrem Büro, in dem sie neben einem fest angestellten Mitarbeiter meist zehn bis zwölf weitere freiberufliche Spezialisten, etwa Grafiker und Texter, beschäftigt. Die agile Hamburgerin hat viele kreative Ideen, die sie schnell umsetzen will. So erfand Ingeborg Ahrenkiel schon als junge Journalistin die Kinderkochkursreihe "Lirum, Larum Löffelstiel", die in den 1970er-Jahren vom ZDF ausgestrahlt wurde. Und sie schrieb gleichzeitig das entsprechende Kochbuch zum Kurs, das eine Auflage von mehr als eine Million erreichte.
Inzwischen kann Ahrenkiel auf ein großes Repertoire stolz sein. Die kreative Unternehmerin hat mittlerweile rund 60 Bücher veröffentlicht, darunter etwa sieben über das Pony Peppermint, das auf dem Apfelblütenhof lebt. Insgesamt hat sie 45 Spiele erfunden - und setzt im Jahr rund eine halbe Million Euro um.
Schon 1982 entwickelte Ahrenkiel ihr erstes Spiel "Die Mausefalle" für den Ravensburger Spieleverlag. Bei dem Würfelspiel laufen Mäuse um die Wette - aber es gibt auch Fallen. Inzwischen wurde das Spiel mehr als zwei Millionen Mal verkauft. Es liegt fast in jedem fünften Kinderzimmer. Dass die ehemalige Studentin der Musikwissenschaft, Pädagogik und Kunst zeitweilig auch als Lehrerin arbeitete, ermöglichte ihr über Kinderbücher hinaus auch Sachbücher zu Themen der Kunst- und Musikpädagogik zu verfassen. So veröffentlichte die Hamburgerin in den 80er-Jahren das Schulbuch "Musik macht Spaß" und gewann für die Platte "Musik zum Mitmachen" den Deutschen Schallplattenpreis.
Jetzt will Ahrenkiel zudem "Die Mausefalle" wieder aufleben lassen. In modernem Design bringt der Hersteller Schmidt Spiele Anfang 2013 den Klassiker wieder auf den Markt. "Heute richtet sich das Spiel an die Kinder, deren Eltern es früher selbst gespielt haben." Zudem verlegt Ravensburger das jüngste Produkt der Hamburgerin, das Würfelspiel "Deutschland entdecken". Dort sollen Kinder spielerisch Fragen über die Bundesländer beantworten, indem sie aus drei Antworten die richtige auswählen. "Mit meinen Spielen möchte ich bei den Kindern das Wissen und die Motorik fördern", so die Unternehmerin, die "echte" Spiele, bei denen Familie und Freunde gemeinsam am Tisch sitzen, den Computerspielen vorzieht.
Bis 1996 hatte die zweifache Mutter 20 Jahre lang sogar die Rechte, Plüschtiere und andere Produkte der "Sendung mit der Maus" zu verkaufen. Sie war eine Pionierin in der Verwertung von Produkten, die im Zusammenhang mit TV-Serien produziert und verkauft wurden. Heute nennt sich dieses Geschäft Merchandising.
Nachdem der WDR die Rechte zurückerworben hatte, startete die Hamburgerin die Reihe "Mauseschlau & Bärenstark". Inzwischen zählt das Würfelspiel, in dem Wissen und Kreativität gefragt sind, zu den erfolgreichsten Marken des Ravensburger Spieleverlags. Das Spiel handelt von einer Spitzmaus, einem Bären und deren innige Freundschaft. Auch Puzzles gibt es von "Mauseschlau & Bärenstark". Ein weiterer Renner war ihr "Junggesellenkochbuch". Sie tanzt auf vielen Hochzeiten. "Ich konnte schon als Kind nicht still sitzen", sagt Ahrenkiel.
Ihr Drang, immer Neues zu entdecken, führte zu vielen Erfolgen. Schon mit Anfang 20, als sie noch ihren Mädchennamen Becker trug, witterte sie ein großes Geschäft. "In einer Zeitung las ich, dass die TV-Serie ,Kojak' mit Telly Savalas, der immer einen runden Lolli im Mund hatte, auch den Absatz der Lutscher in Deutschland förderte." Flugs nahm sie Kontakt zu der in dem Blatt zitierten Herstellerfabrik auf. "Ich fragte den Unternehmer, wie viel es ihm wert sei, den Titel ,Kojak' auf seine Produkte zu drucken. Er sagte, 1,5 Millionen Mark." Den Auftrag hatte sie in der Tasche, doch wie sollte sie jetzt weiter vorgehen? Der Zufall kam ihr zu Hilfe. "Ich hörte plötzlich, dass Savalas in Berlin dreht." Sie flog hin, konnte den Schauspieler sogar sprechen. Doch er hielt die Rechte nicht inne. Also flog sie nach Los Angeles und rief drei Tage hintereinander bei der entsprechenden Firma an. Sie bekam keinen Rückruf. "Am vierten Tag fragte ich als Erstes, ob das Unternehmen 1,5 Millionen Mark haben wolle." Und siehe da, sie wurde angehört. Ahrenkiel erhielt von der Lizenzagentur Merchandising Corporation of America (MCA) die Rechte für Deutschland. Fortan verkaufte sie "Kojak"-Lollis, T-Shirts und andere Produkte für die Fans. Mit im Paket waren auch die Rechte für das Merchandising der Filme "E. T. Der Außerirdische", "Der weiße" Hai und "Colombo". Ein weiteres Projekt der Reiterin und Seglerin ist ihr Musikverlag. Zu den Lizenznehmern und Kooperationspartnern gehören unter anderem Ravensburger und Schmidt Spiele, der Schulbuchverlag Cornelsen, die Verlage Piper und Carlsen, Random House sowie die Musikkonzerne Sony und Universal.
"In mir sprudeln so viele Ideen, dass ich manchmal gar nicht weiß, was ich zuerst umsetzen soll", so die Medienmacherin. Neben den Spielen "Mausefalle" und "Deutschland entdecken" arbeitet sie derzeit an Pixi-Büchern für Ravensburger. "Und wir werden demnächst auch die erste Geschichte über ,Mauseschlau & Bärenstark' mit kleinen Spielen als App entwickeln."