Vertreter von Parteien, Vereinen und Verbänden werden bei einer Demonstration am 2. Juli Flagge zeigen gegen rechte und linke Extremisten
Bargteheide. Nur wenige Tage nach dem Aufmarsch von Neonazis in Bargteheide hat sich in der Stadt eine breite Allianz gegen Gewalt und Intoleranz gebildet. 34 Vertreter aller Parteien, Vereine und Verbände folgten der kurzfristigen Einladung von Bürgermeister Henning Görtz, um bei einer Pressekonferenz ein klares Signal für Demokratie und gegen jede Form von Extremismus zu geben. Den Worten werden Taten folgen.
"Wir wollen keine Nazis in Bargteheide, nicht in Stormarn und nicht anderswo"
So ruft das Bündnis gegen Rassismus für Freitag, 2. Juli, zu einer Demonstration auf. Treffpunkt: 16 Uhr am Bahnhof. Motto: "Bargteheide bleibt bunt". Jean-Philipp Almstedt, Sprecher des Bündnisses: "Wir bedauern, dass Neonazis ungestört durch Bargteheide laufen konnten und es keine Gelegenheit gab, eine friedliche Gegendemo zu organisieren." Das soll nachgeholt werden. Almstedt: "Wir wollen keine Nazis in Bargteheide, nicht in Stormarn und nicht anderswo."
"Stormarn muss endlich aufwachen", sagte auch Uwe Teut, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der die Demo unterstützt: "Wir werden den Aufruf in die Betriebe tragen." Er machte der Stadt das Angebot, eine Ausstellung nach Bargteheide zu bringen: eine Dokumentation, die sich mit neuen Strategien der Rechtsextremen beschäftigt und damit, wie sie Jugendliche an sich bindet. "Es ist wichtig, nach vorne zu sehen, Veränderungen zu beobachten und zu reagieren. Die Rechten sind ja heute keine Glatzen mehr und kaum noch zu erkennen." Teut, zugleich Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, schlug vor, den 9. November für die Ausstellungseröffnung zu wählen. "Ein historisches Datum", sagte er und erinnerte damit an die Reichspogromnacht 1938, in der die Nazis jüdische Läden zerstörten und Synagogen in Brand steckten.
Klare Worte kamen auch von Olaf Nehls, Sprecher des Rotary-Clubs Bargteheide: "Aus der deutschen Geschichte, den Verbrechen und Schandtaten des Dritten Reichs haben wir gelernt. Deshalb ist es unsere demokratische und moralische Verpflichtung darauf hinzuweisen, dass in Bargteheide, in Schleswig-Holstein und in Deutschland kein Platz ist für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder gewaltverherrlichendes Gedankengut." Die Rotarier haben daher schon vor Jahren in Kooperation mit der Stadt, dem Jugendarbeitsteam und den Schulen das Netzwerk "Fair ist cool" gegründet - ein Präventionsprogramm gegen Gewalt. "Die aktuelle Entwicklung gibt uns recht. Wir werden jetzt noch aktiver werden", sagte Nehls.
Hannelies Ettrich, Leiterin der Bargteheider Volkshochschule (VHS), hatte die Demonstration der Rechten gesehen. Unter dem Eindruck der Bilder wurde nun von den Stormarner VHS-Leitern beschlossen, eine Veranstaltungsreihe zur politischen Bildung anzubieten. Auch Kontakt zur Gustav-Heinemann-Bildungsstätte ist geknüpft. Ettrich: "Es wird eine Kooperation hinsichtlich politischer Seminare und Vorträge geben. Wir wollen ein Plattform gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit bieten." Auch das Jugendarbeitsteam weitet seine Aktivitäten aus. Am 25. September wird es für Schüler einen Projekttag gegen Faschismus geben, am 26. September wird für Jugendliche ab 14 Jahren das Theaterstück "Hin & Weg.sehen" gezeigt. Für 5. Oktober ist ein Fachtag für Lehrkräfte geplant.
Bürgermeister Henning Görtz zeigte sich beeindruckt von der spontanen Bereitschaft so vieler Organisationen, ein Zeichen zu setzen und aktiv zu werden. Görtz bedankte sich auch noch einmal beim Bündnis gegen Rassismus für dessen Beitrag zur Deeskalation und rief zur Teilnahme an der Demonstration des Bündnisses auf: "Sie wird um so erfolgreicher, je mehr sich beteiligen." Ein Aufruf aller Beteiligten zur Demo sei in der Kürze nicht möglich gewesen.
"Wir müssen den Rechten die Nahrung entziehen"
Die anschließende Diskussion im Hauptausschuss zeigte jedoch, dass es auch Bedenken gibt. Vorherrschend war die Sorge, auch diese Demo könnte gewaltbereite Extremisten nach Bargteheide locken. CDU-Fraktionschef Claus Christian Claussen: "Das wird eine anspruchsvolle Aufgabe für die Polizei." Norbert Muras von der Wählergemeinschaft: "Wir müssen den Rechten die Nahrung entziehen. Bei zu viel Öffentlichkeit spielen wir ihnen in die Hände." Und weiter: "Die Bürger haben die Möglichkeit sich zu äußern. Wir werden hoffen, dass es nicht zu Gewalt kommt. Aber was erreichen wir damit? Nichts."