Betrunkene Raser verursachten Unfälle, bei denen Kira und Kim-Laura ums Leben kamen. Die Eltern über das quälende Warten auf den Prozess.

Die beiden Familien verbindet ein fürchterliches Schicksal: Ihre Töchter sind gestorben, weil sich zwei wildfremde Männer völlig betrunken ans Steuer ihres Autos gesetzt hatten. Kim-Laura Fuß wurde nur 16 Jahre alt. Kira Mihm-Sene starb mit 22.

Für die Angehörigen ist nichts mehr so wie vor dem Tod ihrer Kinder. Schmerz und Trauer, aber auch Wut bestimmen das Leben. Wut auch über die Justiz. Denn beide Familien fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. Der Schmerz über den Verlust ihres Kindes werde "mit Füßen getreten", sagt eine der Mütter.

Das Gefühl, es fehle an Gerechtigkeit, und die Trauer um ihre Kinder brachte die Familien von Kim-Laura und Kira zusammen. "Ich habe den Kontakt zu den Eltern vom Kim gesucht", sagt Claudia Mihm. Sie fuhr wenige Monate nach dem tödlichen Unfall von Kim-Laura nach Elmenhorst. Das Treffen tat beiden Seiten gut. "Sie wusste sofort, wie sich der Schmerz anfühlt", sagt Kim-Lauras Vater Olaf Radeloff: "Wir mussten nicht viel reden und wussten trotzdem, was in dem anderen vorgeht." Bis heute stehen die Familien per Telefon und Internet in Kontakt miteinander.

"Viele Menschen können mit unserem Schicksal nicht umgehen, fühlen sich in unserer Gegenwart wie ohnmächtig, wissen nicht, was sie sagen sollen", sagt Claudia Mihm. "Beispielsweise habe ich mal im Bekanntenkreis den Namen meiner Tochter erwähnt, plötzlich waren alle still, das war unerträglich." Sie möchte ihre Tochter aber nicht totschweigen, sich mit anderen an schöne Zeiten mit Kira erinnern. Ähnliche Erfahrungen machten die Eltern von Kim-Laura Fuß: Der Kontakt zu einigen Bekannten brach ab.

Claudia Mihm musste 22 Monate auf den Prozess gegen den Unfallfahrer warten. Die Eltern von Kim-Laura steht der Tag noch bevor: Am 16. November steht der 21 Jahre alte Mann in Reinbek vor Gericht (wir berichteten).

Beide Familien haben das Gefühl, dass sie in der Warteschleife gehalten wurden. Weil Claudia Mihm aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig jetzt Bekannte und Freunde sind, die die Familie auch zum Prozess begleiten, wird sie die Eltern von Kim-Laura Fuß bei der Verhandlung gegen den Todesraser unterstützen. "Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist dann wichtig. Als ich dem Mann gegenübersaß, der Kira getötet hatte, hat es mir viel Kraft gegeben zu wissen, dass hinter mir Freunde und Bekannte sitzen, die mich unterstützen."