Wird es den Kindern auch schmecken? Und reicht das überhaupt? Diese Fragen haben für Alexandra Bueschler (41), Silke Bustorf (43) und Monika Jüngert...
Bargteheide. Wird es den Kindern auch schmecken? Und reicht das überhaupt? Diese Fragen haben für Alexandra Bueschler (41), Silke Bustorf (43) und Monika Jüngert (43) heute eine besondere Bedeutung, denn heute gilt es 80 oder noch mehr hungrige Mäuler zu stopfen. Um 11 Uhr machen sich die Kochmütter an die Arbeit: in der Küche des Bargteheider Kopernikus-Gymnasiums.
Der Countdown läuft. "Die erste Essensausgabe ist nach der fünften Stunde. Und die ist um 12.20 Uhr zu Ende", sagt Silke Bustorf. Auf geht's. 15 Gurken, 15 Paprika und 20 Riesenmöhren müssen mundgerecht geschnitten werden. "Wir sind ein eingeschworenes Team und immer donnerstags hier", sagt Monika Jüngert und schnippelt fröhlich weiter. 20 Kilo Schupfnudeln liegen griffbereit am Herd. Neun Kilo Apfelmus sind schon in eine Riesenschüssel gefüllt. Es wird gelacht. Silke Bustorf: "Das ist mein heiliger Tag. Den habe ich reserviert, komme was wolle."
50 Kochmütter teilen sich montags bis donnerstags die Aufgabe und sorgen jeweils einmal im Monat dafür, dass die Schüler die langen Unterrichtstage besser überstehen. Und freitags? Da bleibt die Küche kalt. Zu essen gibt es trotzdem was. "Dann schmiere ich Brötchen", sagt Schulsekretärin Ursula Brandt. 180 Hälften belegt sie so ganz nebenbei. "Für Freitag kriegt man einfach keine Kochmütter" , sagt sie ohne Vorwurf. Und dass sie mit anpackt, ist auch nichts Neues. Sie hatte das Projekt damals mit angeschoben und jahrelang selbst gekocht. Nach einer Umfrage unter Eltern und Schülern ging es 1985 los. Damals noch mit Fertiggerichten. Der Hit war das nicht: fad und lauwarm.
Der Kreis sprang ein und ließ für 40 000 Mark eine Küche bauen. Für die Ausstattung sorgte mit 20 000 Mark der Elternverein. So konnten die Schüler 1986 das erste Mal futtern wie "bei Muttern". 24 Jahre ist das her. Das Bargteheider Gymnasium hatte eine Vorreiterrolle übernommen.
Von Fertiggerichten längst keine Spur mehr. Silke Bustorf: "Ich hab das Gemüse heute geholt, vom Gemüseladen in Bargteheide. Alles bio. Darauf achten wir."
Der Begriff Kochmütter steht in Bargteheide für ein Erfolgsprojekt, das sich auch noch selbst trägt. "Wir nehmen 2 Euro pro Essen. Mit Nachschlag natürlich", sagt Alexandra Bueschler und bereitet sich auf die zweite Runde vor: Nach der sechsten Stunde um 13.10 Uhr kommt der größte Andrang. Genau sieben Minuten dauert es. Dann erschallt der Ruf: "Ausverkauft!" 90 Portionen gingen raus. Mit 48 Euro Überschuss schließt die Schulküche für heute.
Viele Schüler ziehen enttäuscht ab. "Es ist total lecker. Toll, dass es diese Institution gibt", sagt Anna Stünitz (19), die noch was abbekommen hat. Jetzt wissen die drei Kochmütter: Es hätte noch mehr sein können, aber geschmeckt hat es. Und das ist das schönste Lob. Von der Stadt kommt demnächst auch eins: 25 000 Euro für neue Küchengeräte. Das schmeckt auch den Kochmüttern.