Die große Schulserie im Hamburger Abendblatt. Heute: Die Sache mit dem Pausenbrot. Wenn Schul-tage immer länger werden, wächst auch die Bedeutung der richtigen Ernährung. Was können Eltern tun? Und welche Angebote machen die Schulen mit Kantinen und Cafeterien?

Ahrensburg. Brote schmieren, Gemüse schälen, Obst schnippeln - so fängt für Elisabeth Wimmer (39) der Tag an. Während ihre Söhne frühstücken, füllt sie die Brotdosen für die Schulpause. "Aber gerade, wenn ich gesunde Sachen reintue, kriege ich die ganz oft wieder voll zurück", sagt die Mutter von Jungen. Auf Nachfrage heiße es dann meist, "keine Zeit". Elisabeth Wimmer zuckt die Achseln. "Dann gebe ich ihnen doch manchmal ein Franzbrötchen oder ein Nutella-Brot mit, damit sie überhaupt etwas essen."

Ein Dilemma, das viele Eltern kennen. Dabei ist gesunde Ernährung gerade für Kinder besonders wichtig. Kinder wachsen und haben einen besonders hohen Energiebedarf. Wenn sie nicht regelmäßig Nachschub bekommen, können Müdigkeit, Konzentrationsmangel und sinkende Leistungsfähigkeit die Folge sein. Trotzdem kommt jeder dritte Schüler mit leerem Magen in den Unterricht. Andere bringen Süßigkeiten, Cola oder Chips mit. Aufklärung tut not. Die Bundesregierung hat ein Programm gestartet. Schon jetzt sind 1,9 Millionen Kinder in Deutschland übergewichtig, immer mehr leiden an Diabetes.

"Das hat viel mit falschen Ernährungsgewohnheiten zu tun", sagt Jeanette Fischer (47). Die Oekotrophologin, die sich als Projektmanagerin und Ernährungsberaterin selbstständig gemacht hat, betreut das groß angelegte Modellprojekt "Cuisinet" an 13 Schulen in der Region Lüneburg "Schoko- und Müsliriegel oder Softdrinks heben kurzfristig den Blutzuckerspiegel, der sinkt aber auch genauso schnell wieder", so die Ernährungsexpertin. Der Blutzuckerspiegel bleibt nur dann konstant, wenn die Nahrung Stück für Stück in ihre Bestandteile zerlegt wird und die Zellen laufend Nachschub bekommen.

Aber was ist gesund und schmeckt? Grundsätzliche Orientierung gibt das Konzept "optimix" (Optimierte Mischkost) des Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung. "Wir haben drei einfache Regeln entwickelt", sagt Ernährungswissenschaftlerin Kerstin Clausen. "Reichlich pflanzliche Lebensmittel und Getränke, mäßig tierische Lebensmittel und sparsam Fettreiches und Süßwaren." Die Wissenschaftler haben eine ausführliche Broschüre herausgegeben und machen ganz konkrete Vorschläge, auch für das Pausenfrühstück ( www.fke-do.de ).

Für den Pausensnack bedeutet das: mit Kindern reden, was sie mögen. Vollkornbrot mit dünn Butter, Käse oder Wurst, dazu Obstspalten oder Gemüseschnitzel. "Die meisten Kinder schätzen Abwechslung", sagt die Oekotrophologin.

In den vergangenen Jahren spielt auch die Ernährungserziehung eine immer größere Rolle. "Das Thema ist in den Schulen fest verankert", sagt Heike Holler, die im schleswig-holsteinischen Bildungsministerium für Gesundheitserziehung zuständig ist. Es gebe eine Fülle von schulischen und außerschulischen Projekten (von Kochwettbewerben bis Schülerfirmen). Interessant sind auch die Angebote des Landfrauenverbandes, die in den Regionen Fachfrauen für Ernährung haben (buero.landfrauen-sh.de). In Hamburg hat die Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Ideen zum Schulfrühstück "Klassenfrühstück - Klasse Frühstück" zusammengefasst.

Schwieriger wird beim Mittagessen in der Schule, das mit der Einführung von Ganztagsschulen immer wichtiger wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Qualitätsstandards für Schulverpflegung festgelegt. Dazu gibt es in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen Empfehlungen zur Schulverpflegung (w. schuleplusessen.de). Letztlich aber ist es Sache der Schulen, wie und mit welchem Anspruch sie eine Schulkantine betreiben.

Weil das gerade in Gymnasien oft stiefmütterlich behandelt wird, verfolgt Oekotrophologin Fischer in dem Projekt Cuisinet einen anderen Weg. "Wir entwickeln im nächsten Jahr für das Gymnasium am Lüneburger Schulzentrum Oedeme ein Mensa-Konzept." Dabei geht es zunächst darum herauszufinden, was die Eltern wollen und bezahlen können, wer die Abrechnungen macht oder die Aufsicht führt, so die Ernährungsfachfrau. Das Konzept soll sich dann mit anderen Projekten an dem Schulzentrum verzahnen. So ist an der Hauptschule gerade eine Schülerfirma im Aufbau, die auch als Lieferant für die Mensa tätig werden könnte.

Was aber, wenn die Brote trotzdem angebissen wieder in der Schultasche landen? "Je jünger die Schüler sind, desto weniger Zeit haben sie zum Essen", weiß Ernährungsberaterin Fischer, selbst Mutter von drei Kindern. "Einmal in der Woche kann dann ja auch Kuchen- oder Nutella-Tag sein."


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