Die Chefs des Nessler-Kaufhauses kritisieren die Pläne von Aldinger: Der Investor will ein Marktzentrum im Gewerbegebiet errichten.
Ahrensburg. Geht es nach Matthias Timm und Stefan Skowronnek, wird nichts aus den Plänen von Henrik Aldinger und Frank Sachau. Die beiden Geschäftsführer des alteingesessenen Kaufhauses Nessler halten wenig davon, Einzelhandel auf der grünen Wiese zuzulassen. Die Geschäftsmänner warnen damit vor Bauvorhaben, die derzeit in Ahrensburg diskutiert werden.
So plant der Berliner Investor Aldinger derzeit ein Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet Nord. Unter anderem sollen dort Famila und ein Hagebaumarkt einziehen. Der Immobilienentwickler hat sich bereits ein 70 000 Quadratmeter großes Grundstück am Kornkamp-Süd gesichert. Sachau ist Geschäftsführer von Teppich Kibek und möchte mit seinem Unternehmen gern direkt an die Autobahn 1 auf Ahrensburger Gebiet. Nicht nur Teppiche sollen dort nach seinen Plänen verkauft werden. Ein Media Markt käme im Schlepptau.
"Ahrensburg hat zurzeit noch eine lebendige Innenstadt. Fachmärkte auf der grünen Wiese wie im Gewerbegebiet oder an der Autobahn würden die Kundenfrequenz im Zentrum deutlich reduzieren", kritisiert Timm. Er warnt vor einem Niedergang wie in den Städten Bad Oldesloe, Reinbek oder Mölln. "Durch ein großes Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet wäre ein Umsatzrückgang von zehn bis 15 Prozent nicht auszuschließen", schätzt Timm. Zunächst wären vor allem die kleinen, inhabergeführten Läden betroffen. "Aber natürlich hätte es auch Auswirkungen auf uns und die 250 Mitarbeiter in unserem Ahrensburger Haus", so Timm.
"Es wäre ein tragischer Fehler, die Schleusen zu öffnen", warnt auch Skowronnek. Negativbeispiele gebe es vor allem im Osten Deutschlands. Timm: "Wir mussten uns aus Wittenberge verabschieden, weil dort zwei Kilometer vom Zentrum entfernt ein Fachmarktzentrum hochgezogen wurde." Nessler habe einmal zehn Filialen gehabt. "Heute betreiben wir noch fünf Kaufhäuser. Überall, wo wir uns zurückziehen mussten, waren Märkte auf der grünen Wiese entstanden", erläutert Timm. "Zwischen der Innenstadt und einem Gewerbegebiet herrscht kein fairer Wettbewerb", sagt Skowronnek. "Die Flächen in zentraler Lage sind viel teurer. Und dort Parkplätze anzubieten, bedeutet eine ganz andere Herausforderung", so Skowronnek weiter.
"Wenn einmal eine Ansiedlung außerhalb der Innenstadt Ahrensburgs erlaubt werden sollte, wäre die Fehlentwicklung kaum noch rückgängig zu machen. Da hilft dann auch kein neues Parkhaus und kein Citymanagement mehr", so Nessler-Geschäftsführer Timm.
Daher habe er das Urteil des Verwaltungsgerichts in Schleswig gegen die Ansiedlung eines Lidl-Marktes am Beimoorweg (wir berichteten) mit Erleichterung aufgenommen. "Genau so entstehen Präzedenzfälle. Chaos wäre die Folge", sagt er. Denn die Stadt hätte keine Möglichkeiten zur Gestaltung mehr, wenn jeder bauen könne, wo und was er wolle. Timm: "Ich sehe die Entscheidung als Fingerzeig in Richtung Kibek und Aldinger." Er hätte nichts dagegen, so der Nessler-Chef weiter, Aldinger vorzuschlagen, sein Vorhaben in der Innenstadt zu realisieren. "Wir haben nichts gegen die weitere Ansiedlung und die Konkurrenz auch großer Märkte im Zentrum, denn sie ziehen Kundschaft für alle Geschäfte an."
Ähnlich sieht es Andreas Werning, Inhaber eines Juweliergeschäfts am Rondeel. "Die Verweildauer der Menschen in der Innenstadt und deren Attraktivität sind für uns ganz entscheidend", sagt der Juwelier, der sich als Vorstandsmitglied des Stadtforums für die Interessen von rund 70 Ahrensburger Kaufleuten einsetzt. Werning: "Auch kleinere Kundenabzüge spüren wir schon." Jede Ansiedlung von Einzelhandel im Gewerbegebiet wäre kontraproduktiv, meint der Juwelier. "Ich bin der Stadt dankbar, dass sie bislang das Ausbluten verhindert hat", sagt Werning. Diese Strategie habe sich bis heute bewährt. Werning: "Wir haben eine gesunde Innenstadt. Natürlich gibt es hier und da Leerstände."
Um diese jedoch möglichst gering zu halten, seien die kleinen Läden auf ein Warenhaus angewiesen. "Bad Oldesloe fehlt ein solches. Ohne Nessler würde es auch bei uns sehr traurig aussehen", sagt Werning. Er wünsche sich einen Elektronikmarkt für das CCA. Werning: "Das wäre ein starker Impuls und Publikumsmagnet. Doch bisher wurde da eine Chance vertan."