Bürger und Politiker stehen den Abriss und Neubau des Ahrensburger Rathauses durchaus als Chance. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Ahrensburg. Die Planspiele für eine weitgehende Neugestaltung der Ahrensburger Innenstadt erhalten eine überwiegend positive Resonanz. Viele Bürger und Politiker sehen einen möglichen Abriss des Rathauses eher als Chance denn als einen Verlust für das Stadtbild. Doch es gibt auch einige kritische Stimmen: Sie möchten das Gebäude von 1970 nicht missen, überdies sind sie skeptisch, was die Kosten eines möglichen Großvorhabens anbetrifft. Deutlich umstrittener ist der mögliche Verkauf des Stormarnplatzes mit einer Verlegung der Sportplätze. Viele können sich das nicht vorstellen - für die Ahrensburger SPD ist aber genau diese Verlegung wünschenswert, da sie den Bau neuer Wohnungen ermöglichen würde.

Wie berichtet, gibt es in der Ahrensburger Politik und in der Verwaltung Überlegungen, das Rathaus komplett zu verlegen. Es könnte auf dem stadteigenen Lindenhof-Parkplatz in der Nähe des Bahnhofes als Neubau Platz finden. Die Bebauung dieses Areals wird in der Politik gerade diskutiert. Mit der Verlegung wäre der Weg frei für eine weitgehende Umgestaltung des Rathaus- und des anliegenden Stormarnplatzes. Beide Gelände könnten verkauft werden, das Rathaus würde abgerissen werden. Privatinvestoren könnten den Marktplatz, der bisher an den meisten Tagen ein Parkplatz ist, aufwerten. Die Planer hoffen überdies, dass sich die Verkäufe positiv in der Stadtkasse bemerkbar machen würden.

Thomas Bellizzi (FDP) ist einer der Politiker, die eine Diskussion über das Thema angestoßen haben. Er freut sich jetzt über die Resonanz - und spricht sich dafür aus, den "jahrzehntelangen Stillstand" in der Stadtplanung aufzulösen. Bellizzi: "Das Rathaus hat noch nie einen Schönheitswettbewerb gewonnen. Es kann aber jetzt dazu beitragen, dass die Innenstadt neue Perspektiven erhält und dass der Haushalt entschuldet wird."

+++Guter Zeitpunkt für große Pläne+++

Bellizzi erhält Schützenhilfe für seine Position. Sie kommt von ungewöhnlicher Seite - aber ist dafür umso deutlicher. "Das Rathaus ist ein extrem hässlicher Klotz, der nicht zu der Stadt passt", sagt der Kabarettist Horst Schroth, der seit fünf Jahren in Ahrensburg lebt. Er sieht die Pläne als Chance, auch den Marktplatz aufzupeppen, dessen Gestaltung er bisher für "verschenkt" hält. Er hofft auch, dass diese "guten Ideen nicht zerredet" werden.

Bei anderen Politikern stößt der Plan immerhin schon einmal auf Sympathie. Eine "charmante Idee" nennt ihn Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses. Jetzt komme es darauf an, die Details zu prüfen. Ähnlich äußern sich die WAB-Politiker Hinrich Schmick und Uwe Grassau. Kritisch sehen sie hingegen die angedachte Verlegung der Fußballlätze auf dem Stormarnplatz: "Wir haben erst vor zwei Jahren sehr viel Geld für die neuen Kunstrasenplätze ausgegeben. Ich glaube nicht, dass wir der Jugend einen Gefallen tun, wenn wir die jetzt wieder schließen", sagt Hinrich Schmick. Ganz anders sieht es Rolf Griesenberg: Wie seine Fraktion ist der SPD-Politiker seit Jahren für die Verlegung dieser Plätze, um innerstädtischen Wohnraum zu schaffen. Er regt an, jetzt einen offenen Ideenwettbewerb abzuhalten, bei dem Architekten ihre Vorschläge einreichen können. Dem Finanzausschuss-Vorsitzenden Christian Conring (CDU) fehlt hingegen "derzeit die Fantasie für solche Vorschläge". Schulen- und Straßensanierungen hätten Priorität. Letztlich, das wird in der Debatte immer wieder betont, gehe es um das Wohl der Ahrensburger Bürger, ihre Bedürfnisse und Wünsche.

Doch wie sehen die Einwohner die Pläne, die in nächster Zeit voraussichtlich intensiv in den Fraktionen debattiert werden? Das Abendblatt hat sich gestern auf dem Marktplatz umgehört - mithin an jenem Ort, der sich stark wandeln würde. Thomas Buck gibt eine an diesem Tag viel gehörte Meinung wieder. "Das Rathaus hat keinen Erinnerungswert für mich. Wenn es eine vernünftige finanzielle Lösung gäbe, wäre ich für eine Verlegung offen", sagt der Ahrensburger. Er meint aber auch: "Eine Verlegung des Stormarnplatzes halte ich nicht für sinnvoll."

Andere äußern ihre Abneigung gegenüber dem Rathaus deutlicher: Einen "Flak-Turm", dem er nicht nachtrauern würde, nennt Lothar Raddatz das Verwaltungsgebäude. "Sofort abreißen" fordert auch Birgitta Piplack. Martina Buck, die in Ahrensburg geboren ist, sagt hingegen: "Das Rathaus gehört für mich in die Innenstadt. Und so schlecht ist es nicht."

Eine Position, die auch im Rathaus selbst geteilt wird. "Auf jeden Fall erhaltenswert", nennt es die Bauamtsleiterin Angelika Andres. Viele unterschiedliche Positionen - Thomas Bellizzi fordert nicht zuletzt deshalb: "Die Öffentlichkeit muss in jedem Fall in die Planung eingebunden werden."