Zügige Aufklärung hatte die Bischöfin Maria Jepsen im Abendblatt-Interview versprochen - vor einem Jahr, wenige Tage nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Pastor Kohl.
Und auf die Nachfrage, was zügig bedeute - ein Jahr, gar zwei Jahre? -, hatte sie entgegnet: "So lange darf es nicht dauern." Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Man kann vermuten: Jepsens Rücktritt als Bischöfin hat die Ermittlungen nicht gerade beschleunigt. Selbst der Verein "Missbrauch in Ahrensburg" bedauert mittlerweile, dass sie als Gesprächspartnerin auf kirchlicher Seite nicht mehr zur Verfügung steht. Nun gibt Bischof Gerhard Ulrich den Ton an. Und dessen öffentliche Äußerungen machen wenig Hoffnung auf eine rückhaltlose Klärung der Vorwürfe. Im September nahm er vor der Kirchensynode ausführlich Stellung zum Ahrensburger Missbrauchsfall. Von einer zügigen Aufklärung war da schon nicht mehr die Rede. Stattdessen sagte er den Satz: "Was wirkliche Aufklärung ist und was wirklich der Aufklärung dient, das steht eben nicht einfach fest." Und dann mahnte er die Kirchenmitglieder auch noch, interne Dienstvorgänge zunächst intern zu besprechen.
Das Vertrauen der Missbrauchsopfer ist so nicht zu gewinnen. Auch nicht mit einer Einladung für ein lockeres Treffen in großer Runde. Selbst ein Bischof, flankiert von drei Pröpsten, ist nicht automatisch der beste Gesprächspartner, wenn es um sexuellen Missbrauch geht. Die Kirche hat offenbar noch nicht verstanden, was in Ahrensburg passiert ist.