Ahrensburg. Von Reinfeld über Bargteheide bis Ahrensburg ist eine weiße Kreidelinie entlang der Straße aufgetaucht. Was dahinter steckt.
Ein weißer Strich, der sich entlang des ehemaligen Verlaufs der Bundesstraße 75 von Reinfeld bis Ahrensburg quer durch Stormarn zieht, sorgt für wilde Spekulationen. Die Kreidelinie war in den vergangenen Tagen aufgetaucht. Es handelt sich jedoch nicht um die Idee eines kreativen Spaßvogels und auch nicht um Markierungen für bevorstehende Baumaßnahmen. Der Strich hat vielmehr einen ernsten Hintergrund.
Er ist Teil des Kunstprojektes „Gegen den Strich“ des Stormarner Künstlerkollektivs Gruppe 9. November. Mit der Linie zeichnen die Initiatoren die Route dreier Todesmärsche nach, auf welche die Nationalsozialisten Häftlinge des Hamburger Konzentrationslagers Neuengamme Ende April bis Anfang Mai 1945 trieben. Vor 78 Jahren war die Bahnstrecke Hamburg – Lübeck infolge des Zweiten Weltkriegs zerstört, weshalb die SS-Aufseher die Gefangenen zwangen, die rund 70 Kilometer lange Strecke zu Fuß zurückzulegen.
Weiße Kreidelinie quer durch Stormarn sorgt für wilde Spekulationen
Bei den Todesmärschen kurz vor Kriegsende, die es auch andernorts in Deutschland gab, verloren Tausende Menschen durch Erfrieren, Verhungern, Erschöpfung und Erschießen das Leben. Um an die Opfer zu erinnern, sind die Künstlergruppe und andere Stormarner die Route von Reinfeld aus rückwärts nachgelaufen und haben sie mit Kreide markiert. Am Dienstag, 25. April, waren sie in Reinfeld gestartet und am Donnerstag, 27. April, an der Hamburger Landesgrenze angekommen. Zuvor gab es Stationen mit Andachten in Bad Oldesloe und Bargteheide.