Großhansdorf. Finanzielle Förderung bis 2027 verlängert. Ärztlicher Direktor Prof. Klaus F. Rabe stolz auf „exzellente Gemeinschaftsleistung“.
Asthma, COPD (Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung), Lungenkrebs: Millionen Menschen in Deutschland leben mit oder leiden unter diesen Krankheiten. Hoffnung auf noch bessere Behandlungsmethoden macht ihnen auch die LungenClinic Großhansdorf. Sie gehört zu einem von bundesweit fünf Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). Dessen zukunftsweisende Arbeit sichern Bund (zahlt 90 Prozent) und Länder (zahlen zehn Prozent) jetzt mit einem dreistelligen Millionenbetrag für die Förderperiode 2024 bis 2027. In diesem Jahr kann das DZL mit rund 28 Millionen Euro rechnen.
„Es ist mir eine große Freude und Ehre, mit der LungenClinic Teil dieser exzellenten Gemeinschaftsleistung zu sein“, sagt Prof. Klaus F. Rabe. Der Ärztliche Direktor des Großhansdorfer Fachkrankenhauses ist zugleich Direktor des DZL-Standorts mit dem Namen Airway Research Center North (ARCN). Neben der LungenClinic zählen die Universität zu Lübeck, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und das Forschungszentrum Borstel dazu. Assoziierte Partner sind das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH, Lübeck und Kiel) sowie das Pneumologische Forschungsinstitut an der LungenClinic.
LungenClinic Großhansdorf bekommt Lob für „beeindruckende Erfolgsbilanz“
Der mit internationalen Experten besetzte Wissenschaftliche Beirat habe dem DZL in der jüngsten Evaluierung eine „beeindruckende Erfolgsbilanz“ attestiert und das Konzept für die Jahre 2024 bis 2027 als „exzellent“ bezeichnet. „Das Lob für das seit Gründung des DZL Erreichte, aber auch für unser Zukunftskonzept macht uns als Standort stolz“, sagt Rabe. Zudem betont er, dass der Beirat der Politik empfohlen habe, eine langfristige, institutionalisierte Struktur zu schaffen, um den kreativen Geist im DZL und dessen Beitrag zum gesellschaftlichen Wohl nachhaltig zu sichern.
Aktuell laufen die Förderperioden jeweils über vier Jahre und müssen stets aufs Neue beantragt werden. „Schön wäre eine dauerhafte Förderung“, sagt Rabe. Diese Sicherheit könnte auch weltweit gefragte Wissenschaftler überzeugen, in Deutschland zu forschen.
In Deutschland bekommen 3,5 Millionen Asthmakranke Medikamente
2011 war das DZL auf Initiative des damaligen Bundeswissenschaftsministeriums gegründet worden. „Zuvor arbeiteten die Sparten wie Wissenschaftler, Unis und Kliniken parallel in getrennten Säulen. Mit dem Verein entstanden die Querverbindungen und ein einzigartiges Netzwerk“, so Rabe. Die Kooperation sei „extrem effizient“. Mehr als 400 Telefonkonferenzen habe er bereits miterlebt.
„Über allem steht stets das Ziel Patientenversorgung“, sagt Rabe. Deshalb gehe es auch nicht darum, die millionste Ausnahme zu erforschen, sondern in erster Linie häufige Erkrankungen. So bekommen in Deutschland etwa 3,5 Millionen Asthmakranke Medikamente. Unter COPD, einer vor allem durch Rauchen und Luftverschmutzung verursachten Einschränkung der Lungenfunktion mit Atemnot, leiden schätzungsweise 6,8 Millionen Menschen. Und bei etwa 60.000 Patienten wird jährlich Lungenkrebs diagnostiziert, das dritte Spezialgebiet des norddeutschen Standorts.
Zentrum für Lungenforschung weist gut 3000 klinische Studien auf
Das DZL will sich künftig verstärkt mit sogenannten Querschnittsthemen befassen, die gleich mehrere Lungenkrankheiten betreffen. Dazu zählen „Wechselwirkung zwischen Lunge und Umwelt“, „Mikrobiom/Metagenom“, „Einzelzell-Sequenzierung” sowie „Künstliche Intelligenz und Digitale Tools“. Ein wichtiger Aspekt ist für Klaus Rabe auch die Academy zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Bei den Treffen kämen 400 Spezialisten aus mehr als 50 Nationen zusammen. „So können wir Fachkräfte für uns begeistern“, sagt der erfahrene Mediziner.
Was für viele abstrakt klingt, ist die Basis für neue Behandlungsmethoden und Medikamente. „Die Erfolgsbilanz weist seit Gründung im Jahr 2011 rund 50 Patente und gut 3000 klinische Studien aus, an denen Forschende des DZL mitgewirkt haben“, sagt Dr. Jörn Bullwinkel, ARCN-Standortkoordinator. „Zudem haben wir allein in den hochrangigsten Fachmagazinen 1400 Artikel publiziert.“ Die darin gewonnenen Erkenntnisse seien bereits in Leitlinien eingegangen oder dienten anderen Forschenden als Grundlage für weitere Projekte.
Patienten finden online im Lungeninformationsdienst Antworten
Beispielsweise wurde über die Jahre eine Biomaterialdatenbank von fast 100.000 Patienten aufgebaut. Auf Anfrage können auch Wissenschaftler aus anderen Standorten auf die Ergebnisse zugreifen. Direkte und verständliche Antworten für Patienten bietet das Onlineportal LID (lungeninformationsdienst.de). Dort finden Leser unter anderem Aktuelles über Krankheiten, Diagnosen, Prävention und klinische Studien.
Letztere sind auch für die Patienten der LungenClinic dank der DZL-Mitgliedschaft des Krankenhauses von Vorteil. Weil die Großhansdorfer viele Studien durchführen, profitieren die Teilnehmer auch von der engmaschigeren Betreuung. Beispielsweise kommen digitale Geräte für eine konstantere Überwachung zum Einsatz. Vor Kurzem habe sich ein älterer Herr für diese Möglichkeit explizit bedankt und gesagt, er wolle mit seinem Einsatz für die Studie auch etwas zurückgeben.
Gesundheitsministerin attestiert qualitativ hochwertige Versorgung
Susanne Quante, Geschäftsführerin der LungenClinic, hofft ebenfalls, das die Erfolgsbilanz des DLZ an den entscheidenden Stellen vernommen wird. „Wir sind ambitioniert und prädestiniert, den Forschungsstandort für Schleswig-Holstein nach dem Förderzeitraum in die Zukunft zu führen“, sagt sie. Das Fachkrankenhaus biete schließlich „den schnellsten Weg vom Reagenzglas ans Patientenbett“.
Auf Landesebene gibt es jedenfalls Lob. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) sagt über die Arbeit des DZL am Standort Großhansdorf: „Die LungenClinic leistet mit ihrer hochwertigen Forschungsarbeit einen wertvollen Beitrag für eine innovative und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein.“ Sie danke ausdrücklich allen Beteiligten für das große Engagement im Interesse der Patientinnen und Patienten.
Forschungs- und Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) hebt die Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Schleswig-Holstein hervor: „Unter der Leitung von Prof. Rabe sorgen Ärztinnen und Ärzte hier für Spitzenforschung auf einem sehr wichtigen Gebiet und helfen so ganz konkret erkrankten Menschen.“