Ahrensburg. Stadtverwaltung gibt 90 Parkplätze unter dem Rathausplatz endlich frei. Wie es zu dem bundesweit wohl einmaligen Vorgang gekommen ist.
Sie ist brandneu und doch schon mehr als 13 Jahre alt: die Tiefgarage unter dem Ahrensburger Rathausplatz. Erstmals in den rund 5000 Tagen nach der Fertigstellung sind dort jetzt tatsächlich Autos geparkt. Die Stadt Ahrensburg hat die Öffnung von 90 Parkplätzengegen den Eigentümer, die Hamburger Firma Miramar Luserke, zwangsweise durchgesetzt.
Mitarbeiter des städtischen Bauhofs haben die Schranken, die von Beginn an die Zufahrt versperrten, am Dienstag abmontiert. Zuvor war die Garage, in der sich über die Jahre Müll vom kaputten Einkaufswagen bis zu Bauschutt angesammelt hatte, gründlich gereinigt worden. Außerdem wurde die Beleuchtung und auch Abdeckungen repariert.
Nach 13 Jahren Leerstand: Ahrensburg eröffnet Tiefgarage
Die Öffnung ist der vorläufige Schlusspunkt eines wohl bundesweit einzigartigen Vorgangs. Weil sich die Immobilienfirma von Geschäftsführer Jens-Jürgen Luserke standhaft weigerte, die Parkplätze in bester Zentrumslage zu vermieten, griff die Stadt zum sogenannten Verwaltungszwangsverfahren. Zuvor waren etliche Versuche, gemeinsam über eine Lösung zu sprechen, ergebnislos geblieben.
Miramar Luserke vermietet auch die Wohn- und Geschäftshäuser an der einen Hälfte des Rathausplatzes. Das Unternehmen ist rechtlich verpflichtet, ausreichend Stellplätze nachzuweisen. Offiziell ist die Tiefgarage deshalb jetzt nur für Mieter und Kunden der Objekte Rathausplatz 4-9 und 10-20 zu nutzen. Darauf weist auch ein kleines Schild über der Zufahrt hin. Zu den gewerblichen Mietern zählen unter anderem die Haspa und die Easy-Apotheke sowie die Geschäfte in der Zeile vom Budnikowsky-Drogeriemarkt bis zum Schuhstübchen.
90 Parkplätze: Seit Ende 2009 war die modernisierte Tiefgarage gesperrt
Die Tiefgarage war von 2007 bis 2009 aufwendig saniert worden. Nach eigenen Angaben investierte Luserke rund eine halbe Million Euro. Auf dem Rathausplatz wurde eine überdachte Fußgängertreppe aus Metall als Zugang errichtet. Ende 2009 wurde dann die Verbindung zur Tiefgarageneinfahrt des Einkaufszentrums CCA geschaffen. Danach konnten 40 Stellplätze in den ersten beiden Reihen unter dem Rathausplatz erreicht werden, doch die anderen 90 blieben abgesperrt hinter Schranken.
Warum er auf Mieteinnahmen von schätzungsweise rund 60.000 bis 70.000 Euro jährlich verzichtete, hat Jens-Jürgen Luserke nie verraten. Mehrmals zeigte er sich auf Nachfrage optimistisch, eine baldige Öffnung zu realisieren. Doch den Worten folgten keine Taten. Mal tauchten Schwierigkeiten mit einem Notausgang auf, mal war es zu schwierig, die Interessen mit denen der anderen Eigentümer unter einen Hut zu bringen.
Unternehmer hat Zwangsgeld in fünfstelliger Höhe nicht gezahlt
Schließlich sah das Ahrensburger Rathaus keine andere Möglichkeit mehr, als ein sogenanntes Verwaltungszwangsverfahren in die Wege zu leiten. „Der Besitzer hat auf Gesprächsangebote und Warnungen nicht reagiert. Deshalb haben wir dieses Mittel gewählt“, sagte Bürgermeister Eckart Boege zur Begründung. Eine einvernehmliche Lösung wäre auch ihm lieber gewesen.
Schon Boeges Vorgänger Michael Sarach hatte versucht, den Eigentümer mit einem Zwangsgeld zum Umdenken zu bringen. Doch selbst ein zweites Ordnungsgeld, das laut Verwaltung in fünfstelliger Höhe lag, zeigte keinerlei Wirkung. Bislang hat der Unternehmer nicht gezahlt.
- https://www.abendblatt.de/region/stormarn/ahrensburg/article237837993/Brand-in-Tiefgarage-Grossalarm-fuer-Polizei-und-Feuerwehr.html
- https://www.abendblatt.de/region/stormarn/ahrensburg/article236975797/Jetzt-doch-Ahrensburgs-Rathaus-bekommt-neue-Tiefgarage.html
- https://www.abendblatt.de/region/stormarn/article126025153/Seniorenbeirat-fordert-Tiefgarage-unter-Rathausplatz-oeffnen.html
Seit bald einem Jahrzehnt setzte sich auch der Ahrensburger Seniorenbeirat für die Freigabe ein. Gerade für ältere Menschen sei es wichtig, zentrale Parkplätze zu finden. Und bislang blockierten Mieter, Mitarbeiter und Kunden 90 andere Plätze in der City. Die ersten Autofahrer hatten die brandneuen und doch schon reichlich alten Parkgelegenheiten jedenfalls am Mittwoch schon entdeckt.