Bad Oldesloe. Alternative zum Auto findet in Ahrensburg und einigen Gemeinden immer mehr Anklang. Warum eine Ausweitung trotzdem nicht möglich ist.
Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich das Mobilitätsprojekt hvv hop, vormals Ioki, im Kreis Stormarn besser entwickelt, als es laute und leise Kritiker wahrhaben wollen. Gebuchte Fahrten und die Zahl der Passagiere haben sich seit Einführung des On-Demand-Angebots Mitte Dezember 2020 kontinuierlich entwickelt und erreichten im Dezember 2022 mit 2193 Touren und 2412 Fahrgästen in der Pilotregion Brunsbek-Lütjensee-Trittau vorläufige Bestmarken. „Die Zahlen zeigen, dass der Shuttle-Service für die sogenannte ,letzte Meile‘ angenommen und genutzt wird und es eine wachsende Nachfrage gibt“, sagt Björn Schönefeld, ÖPNV-Fachmann in der Kreisverwaltung.
Die gute Bilanz gilt im Übrigen auch für die Stadt Ahrensburg. Dort verzeichnete das von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) betriebene Mobilitätsangebot im März 2022 erstmals mehr als 5000 Passagiere pro Monat. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember des Vorjahres war es zu einer noch stärkeren Integration in den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gekommen.
TU Hamburg hat das Projekt begleitet
Die Shuttles werden in vordefinierten Bediengebieten eingesetzt und sind dort in erster Linie als Zubringer für eine Weiterfahrt im Verkehrssystem des HVV gedacht. Fahrgäste können sich entweder von ihrer Startadresse zu einem Haltepunkt fahren lassen, oder sie werden von einem Haltepunkt zur Zieladresse im Bediengebiet gebracht. Erklärtes Ziel ist es, möglichst viele Fahrtanfragen zu bündeln, um Strecken und Fahrzeuge optimal auszulasten und Parallelfahrten zu Bussen und Bahn zu vermeiden.
Die Technischen Universität Hamburg (TUHH), die das Projekt von Beginn an wissenschaftlich begleitet, hat jetzt neue Zahlen zum Image und zur Nutzung des On-Demand-Service vorgelegt. Demzufolge hat sich die Nachfrage verstetigt und erlebte selbst während der Corona-Pandemie keinen Einbruch. 52 Prozent der Stammfahrgäste waren dem Angebot auch in Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Sperrstunde treu geblieben, 28 Prozent nutzten die Shuttles sogar häufiger als vor der Pandemie.
Viele Nutzer verzichten öfter aufs eigene Auto
Eine Umfrage unter den Nutzern des Angebots ergab, dass 55 Prozent die emissionsfreien Elektrofahrzeuge im Zusammenhang mit ihrer Berufstätigkeit nutzen, 29 Prozent für Freizeitaktivitäten und fünf Prozent für Einkaufstouren.
Untersucht wurden auch die Auswirkungen auf die Nutzung anderer Verkehrsmittel. So gaben 79 Prozent der Befragten an, das eigene Auto nun deutlich seltener zu nutzen als vor Einführung des Mobilitätsprojekts. 43 Prozent sind seitdem weniger Bus gefahren und 38 Prozent weniger Rad. 27 Prozent erklärten hingegen, dass sie viel öfter Bahnen nutzen, bei 59 Prozent ist deren Nutzung gleichgeblieben.
Passagiere loben Zeitersparnis und Schnelligkeit
Bei der Frage nach den Beweggründen für die Shuttle-Nutzung stachen drei Antworten besonders heraus. 34 Prozent der Umfrageteilnehmer führten keine oder schlechte Busverbindungen ins Feld, weitere 34 Prozent hoben Zeitersparnis und Schnelligkeit hervor. 24 Prozent lobten die große Flexibilität des Angebots.
Auf den Plätzen folgten weitere Faktoren wie Umweltfreundlichkeit (16 Prozent), ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (13 Prozent), sowie Komfort, Bequemlichkeit und Pünktlichkeit (zwölf Prozent). Ebenfalls genannt wurden unter anderem Alternative zum Auto (elf Prozent), Entlastung der Eltern (fünf Prozent) und die Freundlichkeit der Fahrer (drei Prozent).
Einfaches Bezahlsystem per App
Fast 100 Prozent aller regelmäßigen Shuttle-Nutzer sind dafür, das Angebot von hvv hop unbedingt weiterzuführen. Rund 72 Prozent der Fahrgäste lassen sich mit den Fahrzeugen zu einer größeren ÖPNV-Haltestelle bringen, um dann von dort weiterzufahren. Und mehr als 88 Prozent der Fahrgäste sind im Besitz einer HVV-Zeitkarte.
Der Mobilitätsservice punktet nicht zuletzt mit einem smarten Bezahlsystem. Alles, was man für eine Mitfahrt benötigt, ist ein gültiges HVV-Ticket plus ein Aufpreis pro Fahrt, der über die App bezahlt wird. Diese ermittelt nach Eingabe von Startzeit und Ziel auch, welches Verkehrsmittel tatsächlich die beste Wahl ist und ob Bus und Bahn womöglich gleichwertige Alternativen bieten.
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Seit der Ioki-Einführung Ende 2020 wurden allein in der Pilotregion Brunsbek-Lütjensee-Trittau 32.459 Fahrten mit 36.608 Passagieren registriert. „Viele wollen hvv hop nicht mehr missen. Die Zahlen belegen, dass digitale, bedarfsgesteuerte Verkehrsangebote auch im ländlichen Raum funktionieren und dort für eine gute Anbindung an die anderen Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs sorgen können“, sagt Björn Schönefeld.
So verwundere es nicht, dass die guten Erfahrungen längst Begehrlichkeiten in anderen Kommunen geweckt haben. „Uns liegen etwa Anfragen aus Hoisdorf und Siek vor, die wir aber vorerst abschlägig beantworten mussten“, so der ÖPNV-Experte. Da in der Pilotregion weitläufige Strecken in dünn besiedelten Gebieten aktuell mit vier Shuttles bedient würden und das Fördergeld für das Projekt gedeckelt sei, könne der Aktionsbereich momentan nicht beliebig ausgedehnt werden.